Baumgartner sieht EM nur bedingt als Karriere-Sprungbrett

Im vergangenen Jahr war er der Shooting-Star des österreichischen Fußball-Nationalteams. Die nahende EM sieht Christoph Baumgartner aber nur bedingt als Sprungbrett für seine Karriere. Das Turnier habe zwar große „Strahlkraft“, meinte der 21-Jährige im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur. Dem deutschen Bundesligisten TSG Hoffenheim will der Niederösterreicher aber selbst nach einer starken EURO die Treue halten – auch wenn er langfristig sehr hohe Ziele verfolgt.

Baumgartner war im Winter medial bereits mit Manchester United in Verbindung gebracht worden. Ein Wechsel ist für ihn aktuell kein Thema. Seinen Vertrag hat er erst Anfang März bis 2025 verlängert. „Alles andere, als dass ich nächstes Jahr in Hoffenheim spiele, wäre nicht glaubwürdig.“ Zwar sei die EM gerade für einen Offensivspieler eine Chance, sich ins Rampenlicht zu spielen. „Das ist Woche für Woche in der Bundesliga aber auch möglich.“

„Topclub in der Premier League ein Ziel“

Möglicherweise sei die Konstanz im Ligabetrieb den großen Clubs sogar wichtiger, vermutete Baumgartner. 70 Pflichtspiele hat der Youngster in den vergangenen zwei Jahren für Hoffenheim absolviert und dabei 15 Tore erzielt. Dass englische Clubs aufstrebende Spieler in Deutschland beobachten, hält er für nichts Außergewöhnliches. „Das ist doch normal. Was ist der nächste Schritt für einen jungen Bundesliga-Spieler? Vielleicht irgendwann zu einem Topclub in der Premier League.“ Momentan sei für ihn aber Hoffenheim der beste Ort, um sich weiterzuentwickeln.

Weltklasse-Spieler würden noch mit etwas geringeren Leistungsschwankungen durch eine körperlich und auch „für die Birne“ anstrengende Saison kommen als er, meinte der Waldviertler. „Kontinuierliche Leistungen sind das Wichtigste. Ich werde weiter hart daran arbeiten, dass ich in jedem Spiel mein Niveau erreiche, und dann auch immer wieder Ausreißer nach oben habe.“

Im Nationalteam gab es davon bereits mehrere. In acht Länderspielen seit seinem Debüt im September gelangen Baumgartner drei Tore und zwei Assists. Auch beim verpatzten Auftakt in die WM-Quali war er einer der wenigen Lichtblicke. „Ich glaube, dass meine Spiele bisher gut waren.“

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Ansprüche auf einen EM-Stammplatz stellt Baumgartner angesichts der Rückkehr von Marko Arnautovic und der Treffsicherheit von Sasa Kalajdzic aber nicht. „Mein Standing ist sicher schon etwas gewachsen. Aber ich kann als junger Spieler nicht mit dem Anspruch in das Turnier gehe, alle drei Gruppenspiele durchzuspielen.“ Ziel sei die Startformation. Gute Leistungen in den drei abschließenden Ligaspielen und den EM-Tests in England (2. Juni) und gegen die Slowakei (6. Juni) sollen den Weg dorthin ebnen. „Ich glaube, dass es im Endeffekt an mir und meinen Leistungen liegt.“

Baumgartners Trumpf könnte seine Vielseitigkeit werden. Im ÖFB-Team kam der Kreativspieler bisher meist auf dem linken Flügel zum Einsatz. Nur bei der historischen 0:4-Heimpleite Ende März gegen Dänemark musste er nach rechts ausweichen. Seine Stammposition liegt im Zentrum. „Aber eigentlich ist mir das relativ egal, ich bin flexibel“, sagte Baumgartner. „Wenn ich links am Flügel spiele, komme ich viel in Eins-gegen-Eins-Situationen. Das liegt mir, das taugt mir, da kann ich meine Stärken einsetzen.“

Der Fehlstart in die WM-Quali hat die EM-Euphorie im Land erheblich gedämpft. „Dass die Erwartungshaltung vielleicht nicht mehr ganz so hoch ist, muss nicht zwingend ein Nachteil sein“, meinte der Hoffnungsträger vor den Gruppenspielen gegen Nordmazedonien, Favorit Niederlande und die Ukraine. „Wir brauchen uns nicht verstecken, auch wenn wir gegen Dänemark eine auf den Deckel gekriegt haben. Wenn wir die Leistung bringen, die wir imstande sind zu bringen, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir die Gruppe überstehen.“

Froh zeigte sich Baumgartner auch darüber, dass die Pläne für eine exklusive Super League in der Vorwoche schnell wieder ad acta gelegt worden sind. „Als Außenstehender hat man das Gefühl gehabt, es geht nur darum, Kohle zu machen.“ Die Stimme der Fans habe aber immer noch Gehör. Er selbst schwärmt für die Champions League. Irgendwann will er den „Henkelpott“ in Händen halten. Baumgartner: „Der Traum besteht. Es hört sich vielleicht im ersten Moment nicht ganz greifbar an. Aber es ist das höchstmögliche Ziel, dass man sich als Fußballer setzen kann – und das will ich jagen.“

(APA)

Bild: Imago