Belgien schickt Zlatan und Schweden nach Hause

(SID) – „König“ Zlatan Ibrahimovic muss abdanken, Belgien träumt weiter vom Sprung auf den EM-Thron. Ohne Tor und ohne Sieg bei der EM in Frankreich ging die Karriere des schwedischen Kapitäns im Nationaltrikot am Mittwoch trist zu Ende, das 0:1 (0:0) gegen die Roten Teufel von Marc Wilmots war sein 116. und letztes Länderspiel.

Belgien zog nach einem wunderschönen Treffer von Radja Nainggolan (84.) als Zweiter der Gruppe E hinter Italien ins Achtelfinale ein und trifft am Sonntag in Toulouse auf die starken Ungarn der deutschen Trainer Bernd Storck und Andreas Möller. Ibrahimovic machte beim Gegentor eine wegwerfende Geste, als wolle er sagen: Mist! Kurz zuvor hatte Belgiens Kevin De Bruyne einen Kopfball von Andreas Granqvist von der Linie geköpft.

 

Die Abschiedsvorstellung von Ibrahimovic sahen 34.011 Zuschauer im Stadion von Nizza, eine eher kleine Bühne. Wie in den vorangegangenen Spielen gegen Irland (1:1) und Italien (0:1) fehlte Schwedens Kapitän die Unterstützung seiner Mitspieler. Seinen Treffer in der 63. Minute erkannte der gute Schiedsrichter Felix Brych (München) wegen eines Foulspiels zurecht nicht an, sein gefährlicher Freistoß in der 75. Minute wurde von Thibaut Courtois im belgischen Tor pariert.

Die Schweden wussten: Nur ein Sieg bringt uns auf den letzten Drücker noch in die K.o.-Runde. Sie wussten auch: Dafür müssen wir endlich mal auf das Tor schießen. In der 5. Minute war es dann tatsächlich so weit: Nach zwei Spielen ohne Torschuss gab Marcus Berg, ehemals Hamburger SV, den ersten der Schweden im gesamten Turnier ab. Aus bester Position. Courtois parierte.

Unter den wachsamen Augen von Brych, der nach der Battle of Britain zwischen England und Wales (2:1) sein zweites Spiel leitete, spielten die Belgier den feineren Fußball. Sie brauchten nach dem 0:2 gegen Italien und dem 3:0 gegen Irland einen Punkt, um sicher weiterzukommen. Die Angriffe liefen meist über De Bruyne und Eden Hazard, waren allerdings lange nicht zwingend.

Ibrahimovic hatte 29 Stunden vor dem Spiel angekündigt, dass er nach seinem letzten Spiel bei der EM seine Karriere im Trikot der Schweden beenden werde. Es dauerte bis zur 26. Minute, ehe er etwas dagegen unternahm: Ibrahimovic zielte erstmals aufs Tor, der Ball ging aber links am Pfosten vorbei. Eine bessere Aktion hatte er zunächst nicht, ein paar gute Ansätze, das war’s.

 

Dafür brachte Ibrahimovic seine Mannschaft mit einem eher leichtfertigen Ballverlust in Schwierigkeiten. Der Hamburger Albin Ekdal unterband den Konter der Belgier mit einem Foul an De Bruyne und sah dafür Gelb von Brych (33.). Ibrahimovic wirkte frustrierter, je länger das Spiel dauerte. Er blies die Backen auf, wenn seine Mitspieler wieder mal einen Fehlpass spielten – oder wie Berg mit einem Traumpass nichts anfangen konnten (53.).

Zumindest in der Nationalmannschaft hat der Ärger nun ein Ende.

Stimmen zum Spiel

Radja Nainggolan (Belgien-Torschütze): „Wir hatten am Anfang Mühe mit den Schweden. Aber wir hatten die besseren Chancen und mehr Chancen. Deshalb haben wir einfach zu wenig Tore gemacht. Daran müssen wir noch arbeiten. Wichtig ist, dass wir so weit gekommen sind. Hier wollten wir ja sein. Jetzt konzentrieren wir uns auf das nächste Spiel.“

Eden Hazard (Belgien-Offensivspieler): „Das ist eine solide Mannschaft, aber wir fahren nach Toulouse, um dort zu gewinnen. Wir können es natürlich besser. Aber für den Moment ist das nicht so schlecht. Wir werden diesen Abend jetzt erst mal genießen.“

Erik Hamren (Schweden-Teamchef): „Ich bin sehr enttäuscht. Aber ich kann meinen Spielern keinen Vorwurf machen, wir müssen stolz sein, wir haben sehr gut gespielt. Gegen Irland haben wir nicht gut gespielt, aber in den letzten zwei Spielen haben wir uns gut präsentiert, sind aber nicht dafür belohnt worden.“

Über Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic: „Ich hätte mir ein besseren Ende für ihn gewünscht. Ich glaube nicht, dass wir einen neuen Zlatan finden werden, er ist speziell, einzigartig. Wir können einen anderen sehr guten Spieler finden, aber ein kleines Land wie Schweden kann keinen neuen Ibrahimovic finden.“

 

Spielschema

Fußball-EM 2016, Gruppe E, 3. Runde: Schweden – Belgien 0:1 (0:0).
Nizza, Stade de Nice, 34.011, SR Felix Brych (GER).

Tor: Nainggolan (84.)

Schweden: Isaksson – Lindelöf, Johansson, Granqvist, Olsson – Larsson (70. Durmaz), Ekdal, Källström, Forsberg (82. Zengin) – Ibrahimovic, Berg (63. Guidetti)

Belgien: Courtois – Meunier, Alderwereild, Vermaelen, Vertonghen – Nainggolan, Witsel – Carrasco (71. Mertens), De Bruyne, Hazard (93. Origi) – Lukaku (87. Benteke)

Gelbe Karten: Ekdbal, Johansson bzw. Meunier, Witsel

Die besten Spieler: Ibrahimovic, Granqvist, Isaksson bzw. De Bruyne, Nainggolan

Bilder des Spiels

Bild: Getty Images