Belgier Lampaert gewinnt Tour-Auftakt und holt Gelbes Trikot

Der Belgier Yves Lampaert ist in der Wasserschlacht von Kopenhagen überraschend ins erste Gelbe Trikot der 109. Tour de France gerast, Titelverteidiger Tadej Pogacar landete gleich zum Auftakt einen Punktsieg: Bei Lampaerts Triumph in einem spektakulären Zeitfahren kam Sloweniens Dominator auf Platz drei und nahm seinen größten Rivalen die ersten Sekunden ab. Im strömenden Regen überzeugte auch der deutsche Meister Lennard Kämna mit Rang 19.

„Das ist unglaublich, ich kann’s nicht verstehen. Hier fahren die Allerbesten, und ich liege vorne“, sagte der 31 Jahre alte Quick-Step-Profi Lampaert, nachdem er sich auf dem 13,2-km-Kurs in Dänemarks Hauptstadt vor Hunderttausenden Fans in 15:17,76 Minuten vor Landsmann Wout van Aert (+4,55 Sekunden) und Pogacar (+7,03) durchgesetzt hatte – es war sein erster Sieg bei einer großen Landesrundfahrt. Zeitfahr-Weltmeister Filippo Ganna (Italien/Ineos Grenadiers) wurde Vierter (+10,02).

Das Gelbe Trikot hat Lampaert wohl nur von Pogacar geborgt. „Zu Gelb sagt man nicht nein. Wenn es die Möglichkeit gibt, hole ich es mir“, hatte Pogacar vor dem Auftakt-Showdown klargestellt. Der 23 Jahre alte Toursieger von 2020 und 2021 ging dann aber bei tückischen Verhältnissen auf spiegelglattem Asphalt nicht das allerletzte Risiko ein.

Regen sorgte für Chaos

Es reichte aber, um gegenüber den ärgsten Rivalen die Nase vorne zu haben: Landsmann Primoz Roglic (8.) nahm er ebenso wie dem dänischen Vorjahreszweiten Jonas Vingegaard (7.) acht, dem Briten Geraint Thomas (17.) zwölf, Bora-Kapitän Alexander Wlassow (21.) 31 Sekunden ab. Ein Desaster erlebten der viermalige Tour-Champion Chris Froome mit 1:13 und Frankreichs Liebling Thibaut Pinot mit 1:18 Minuten Rückstand auf Pogacar.

Erstmals begann eine Frankreich-Rundfahrt im radsportverrückten Dänemark, und erstmals seit 2017 begann sie mit einem Zeitfahren. Auch damals hatte es in Düsseldorf wie aus Kübeln geschüttet, was einige teils schwere Stürze zur Folge hatte.

Wie angekündigt hatte kurz vor dem Rennstart mitunter heftiger Regen eingesetzt, der sich laut Voraussage mit fortlaufender Renndauer verstärken sollte. Die Topfavoriten auf den Gesamtsieg hatten sich deshalb für recht frühe Startplätze entschieden. Das war kein Vorteil: Gegen Rennmitte wurde es besser. Vor allem in der frühen Phase kam es aber zu Stürzen. Gleich zweimal erwischte es den Schweizer Mit-Tagesfavoriten Stefan Bissegger. Auch der Franzose Christophe Laporte, für den bis Rennende die beste Zwischenzeit vermerkt war, ging zu Boden.

Die erste wirkliche Marke im Ziel setzte Mathieu van der Poel. Den niederländischen Enkel des großen Raymond Poulidor, 2021 sechs Tage lang in Gelb, löste erst van Aert nach einer knappen Stunde in der „Leaders Box“ ab – ehe Lampaert bei bereits besseren Bedingungen die Favoriten düpierte.

(SID)/Bild: Imago