Best of Talk und Tore #331 mit Ebenbauer, Scheucher, Kreissl & Scherb

Wr. Neustadt-Sportchef Günther Kreissl: “Realistisch, dass wir die Lizenz nicht erhalten werden“

– Austria Salzburg-Vorstand Fredy Scheucher: “Befindlichkeiten mit Red Bull aus dem Weg schaffen“
– Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer: “Brauchen keine Wandervereine in Österreich“
– Sky-Experte Martin Scherb: “Geschlossenes Zwei-Ligen-System denkbar“

Wien, 02. November 2015. Zu Gast bei „Talk und Tore“, der tipico-Fußballdebatte am Sonntag, 01. November 2015 waren Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer, Austria Salzburg-Vorstand Fredy Scheucher, Wr. Neustadt-Sportchef Günther Kreissl und Sky-Experte Martin Scherb. Hier einige Aussagen des von Gerfried Pröll moderierten Live-Talks.

 

 

Fredy Scheucher:
…über den aktuellen Schuldenstand von Austria Salzburg: „Wir werden so lange kämpfen, wie es nur möglich ist. Und das heißt, jetzt auch nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern weiter die Möglichkeit nutzen, Sponsoren, Unternehmen, Gönner zu lukrieren um die Saison zu Ende spielen zu können. Aufgrund der Geschichte mit unserem Stadionumbau in Maxglan, kann man es nicht genau auf den Punkt bringen, aber es ist ein hoher sechsstelliger Bereich in dem wir uns bewegen. Ist natürlich in keinster Weise im Budget verplant gewesen und die übrigen Thematiken wie die Ausfallspiele oder die bis jetzt nicht zustande gekommenen Risikospiele machen das jetzt nicht unbedingt einfacher.“
…über aufgezwungene Umbaumaßnahmen: „Es ist immer davon gesprochen worden, wenn Wacker Innsbruck oder der LASK kommen, dann werden wir nur kleine Adaptierungen machen müssen und da spreche ich nicht von einem Sektorenausbau oder Umbau. Ich vergleiche es gerne mit einem Champions-League-Spiel. Da kann ich auch 500.000 oder 600.000 Karten verkaufen und das ist in dieser Situation ähnlich. Ich kann nur so viele Karten rausgeben, wie zur Verfügung stehen. Wir müssen zehn Prozent der Karten abgeben, das hätten wir auch getan. Aber dass man uns dazu zwingt oder die Auflagen erteilt, wir müssen einen Sektor erstellen, in den 1.000 Gästefans reingehen, da greift man meines Erachtens ins Hausrecht ein. Das ist dann für uns in der Form nicht mehr zu stemmen gewesen.“
…über den möglichen Spielort am 24. November gegen den LASK: „Wir werden definitiv in Schwanenstadt nicht spielen. Wir sind auf der Suche nach einer anderen Möglichkeit. Es gibt da auch sehr interessante und gute Gespräche. Das werden wir aber jetzt nicht kommentieren. Das werden wir dann machen, wenn wir wirklich Vollzug vermelden können. Ich glaube das ist auch der richtige Weg um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen.“
…über die Beziehung zwischen Austria Salzburg und Red Bull Salzburg: „Wir würden uns auch mehr Unterstützung vom Land wünschen in der speziellen Situation. Wir haben ein wunderschönes Stadion vor der Tür, das dem Land Salzburg gehört. Ich habe seinerzeit eine sehr intensive Kommunikation mit dem Geschäftsführer geführt und auch mit Red Bull Salzburg. Wir haben eine ganz klare Absage bekommen aufgrund der Rasenqualität. Die Frage stelle ich mir, wie es Red Bull ermöglicht wird als Hauptmieter einen Untermieter auszuschlagen, weil das Stadion einfach dem Land gehört und nicht Red Bull. Wir würden uns wünschen, dass man sich da einmal an einen Tisch setzt und Befindlichkeiten aus der Vergangenheit aus der Welt schafft, weil ich persönlich einen ganz anderen Zugang dazu habe.“

Günther Kreissl:
…über die anstehende Lizenzvergabe für kommende Saison: „Es ist nicht so wie in den letzten Jahren, dass ich sagen konnte, das werden wir sicher wieder schaffen, sondern ich weiß es ist eine absolut realistische Möglichkeit, dass das nicht gelingt, egal wieviel wir unternehmen. Und das ist traurig, weil wir die letzten Jahre unheimlich viel Arbeit und Fleiß und Begeisterung in dieses Projekt investiert haben. Gerade was Infrastruktur betrifft, ist das ein ewig andauerndes Thema, in dem es immer heißt, ja und dann wird irgendwann, aber es passiert bis jetzt nicht und du stehst immer an und kannst nur vorstellig werden und darauf hinweisen, wie ernst die Situation ist“
…bittet um Hilfe aus der Regional- und Landespolitik: „Ich glaube, dass Wirtschaft und Politik anders als in anderen Ländern nicht genügend hinter dem Profifußball stehen. Es ist einfach so, dass der Weg, wenn du international mithalten willst nur so sein kann, dass du versuchst die Infrastruktur und die Standards des Gesamtprodukts Fußball zu heben. Und gleichzeitig wirst du dafür Unterstützung brauchen. Diese Unterstützung kannst du nicht Vereinen wie Austria Salzburg, Kapfenberg oder Wr. Neustadt alleine umhängen, weil das Delta, das du zur Ausfinanzierung brauchst, von dem was du brauchst ausgabenseitig und dem was du einnahmenseitig lukrieren kannst, über Fernsehgelder und Bewerbsvermarktung, das ist so hoch, dass das fast eine “Mission Impossible“ ist über Jahre zu schaffen, so lange du nicht irgendwelche Gönner hast.“

Christian Ebenbauer:
…über die infrastrukturellen Probleme von Austria Salzburg: „In Österreich und jedem anderen Land kann man im Prinzip am Ende ohne eigenes Stadion nicht Fußball spielen. Der Wandertag in der Schule war lustig aber wir brauchen keine Wandervereine in Österreich. Am Ende braucht jeder sein eigenes Stadion. Und dazu braucht man aber auch in Österreich die politische Unterstützung für die Infrastruktur. Und wenn ich höre, dass dankenswerter Weise eine Million Euro zur Verfügung gestellt werden und ein Stadion hergerichtet wird, dann frage ich aber, wenn das adaptiert wird und im gleichen Stadion nicht alle Spielen zugelassen werden, dann passt es nicht, dann kann es auch nicht auf lange Sicht gesehen funktionieren.“
…über die Auswirkungen, falls Austria Salzburg den Spielbetrieb während der Saison einstellen müsste: „Viele Probleme in erster Linie. Natürlich mit den TV-Partnern, mit den Sponsoren, für den Spielbetrieb, dass die Klubs auch den Einnahmenausfall der jeweiligen Spiele haben. […] Insofern ist das Ziel und es muss alles daran gesetzt werden, dass Austria Salzburg die Saison zu Ende spielt und dass der Meisterschaftsbetrieb so wenig wie möglich beschädigt wird.“
…über die Findung eines geeigneten Ausweichstadions: „Es gäbe sogar die Möglichkeit, dass der Lizenzausschuss darüber hinaus geht im Sinne der Wettbewerbssicherheit. Die Möglichkeit wäre gegeben, dass Austria Salzburg Schwanenstadt streicht als Ausweichstadion und sagt, wir spielen jetzt in Mattersburg. Die Möglichkeiten würde es mit Zustimmung des Senat 5 geben.“

Sky-Experte Martin Scherb:
…schwebt als Lösung zur Sicherung des Spielbetriebes eine alternatives Ligenformat vor: „Man muss vielleicht überlegen, wenn es wirklich so schwierig ist diese Auflagen zu erfüllen, dass man ein geschlossenes Zwei-Ligen-System macht, wo es dann nur darum geht, wer der Aufsteiger von der zweiten in die erste Liga ist und die anderen Vereine bleiben gleich, so lange sie es sich leisten können.“

Eine Wiederholung der aktuellen „Talk und Tore“-Sendung ist heute, Dienstag, 03. November. 2015 um 01.45 Uhr und am Mittwoch, 04. November 2015 um 18.45 Uhr auf Sky Sport Austria HD zu sehen.