Best of Talk und Tore 337 mit Pangl, Fisa und Tatar

Wien, 15. Februar 2016. Zu Gast bei „Talk und Tore“, der tipico-Fußballdebatte am Sonntag, 14. Februar 2016 waren EPFL-Generalsekretär Georg Pangl, Ex-Blatter-Berater Bernd Fisa und Sky-Experte Alfred Tatar. Hier einige Aussagen des von Martin Konrad moderierten Live-Talks.

Georg Pangl:

…über den ewigen Kampf zwischen den Großen und den Kleinen im Fußballgeschäft:
“Es muss einen Gerechtigkeit, eine Ehrlichkeit an den Tag kommen, dass man diese Länder auch am großen Kuchen mitnaschen lässt und nicht Maßnahmen setzt um die Schere noch weiter auseinander zu treiben. Ich war letzte Woche in Paris bei der Generalversammlung. Auch dort unter den Klubs ist eine unglaubliche Spannung zu spüren. Die Großen wollen noch reicher werden. Es wird wieder eine Art Reform angedacht in der Champions-League. Man kommt auf keinen grünen Zweig. Deswegen wird der nächste Zyklus ab 2018 wahrscheinlich noch in der Form bleiben wie er jetzt ist.“

…über Solidarität bei TV-Vertragsverhandlungen:
“Das zeigt doch der größte Teil von Europa. Auch die Spanier haben umgesattelt und erzielen daraus mehr, als die zwei, drei Topklubs aus der Einzelvermarktung. Die Zentralvermarktung ist das Um und Auf. Dass Rapid so wie Bayern hier immer wieder medial anklopft, gehört zum Spiel dazu. Nur Rapid muss wissen, dass es ohne die restlichen Neun keine Meisterschaft geben wird. Das ist am Ende des Tages immer derselbe Status.“

 

 

Bernd Fisa:

…über Valencia-Präsident Peter Lim:
“Fußball ist eine Momentaufnahme, überproportional emotional und wahnsinnig irrational. Und ich erinnere mich an die Bilder wie Lim übernommen hat. Da war ein Hype, eine Euphorie. Ich habe Dinge gesehen, die ich noch nicht gesehen hatte. Da waren Menschen mit der Nummer 18 und Peter Lim. Das ist in etwa so, wie wenn bei Rapid die Fans bei Neueröffnung des Stadions ein Trikot von Präsident Krammer tragen würden. Das erste Jahr war überproportional gut. Es ist viel passiert. Valencia war lange auf Platz eins und hat als Vierter abgeschlossen. Das Projekt ist ein Langzeitprojekt. Ich glaube, dass jetzt in Jahr zwei etwas eingetreten ist, was man nicht erwartet hat. Man hat kurzfristig darauf reagiert. Es funktioniert wieder nicht und man wird sehen wie sich das weiterentwickelt, wie stark letztendlich die Strategie ist. Es ist ergebnisabhängig.“

…über die Rolle Rapids bei TV-Verhandlungen:
“Rapid muss ja den Anspruch stellen, mehr zu machen, mehr zu erreichen. Sonst bleiben wir ja ständig auf dem gleichen Niveau. Ob ich das jetzt mit dieser Diktion mache oder anders, ich muss Druck aufbauen, sonst passiert nichts. Und dazu habe ich als Rapid eine Verpflichtung und meiner Meinung nach auch das Anrecht. Klarer Weise in dem Wissen, dass ich nicht gegen mich alleine spielen kann.“

…über den Stellenwert der Infrastruktur in Österreich:
“Fußball ist in erster Linie ein Stadionerlebnis aber mittlerweile auch ein TV-Erlebnis geworden und hier geht es auch um die Wirkungsästhetik. Ich bekomme aus der österreichischen Liga bekomme ich als TV-Konsument Bilder vermittelt, die bei allem Respekt nicht jenen aus der Fantasy-Welt der deutschen Bundesliga oder der Premier-League entsprechen. Die Bilder, die ich bekomme, sind Dixi-Klos, sind Kinder die spielen, fahrende Autos im Hintergrund, Böschungen, und und und. Die Kinder heutzutage, die mit dieser Fantasy-Welt aufwachsen, bekommen diese Bilder und es hinterlässt bei ihnen ein beklommenes Gefühl. Stadioninfrastruktur muss gegeben sein. Das ist ein Must.“

…über allgemeine Entwicklungen im Weltfußball und deren Auswirkungen:

“Dieses Ungleichgewicht gibt es auf drei verschiedenen Ebenen. Das fängt bei den Kontinenten an. Europa ist die Cash-Cow. Auch wenn Südamerika, Afrika und vor allem Asien in den letzten Jahren stark gewachsen ist, so ist Europa überproportional stark gewachsen. Europa ist viel zu stark, du hast dann noch ein wenig Südamerika und der Rest ist das Armenhaus. Dann gibt es das Ungleichgewicht innerhalb des Kontinentes. In Europa gibt es fünf starke Ligen und in Wahrheit bricht die Mittelschicht immer mehr weg. Der Zwanzigste der englischen Liga verdient in etwa das, was der Dritte in der spanischen Liga verdient und das doppelte des französischen Meisters. Wir hatten 1991 einen Meistercupsieger Roter Stern Belgrad, 1995 in Wien den Sieger Ajax Amsterdam. Das wird es in dieser Form nicht mehr geben, weil es immer größer wird. Und die dritte Ebene sind die nationalen Ligen. Serienmeister Basel, Serienmeister Paris St. Germain. Hier findet ein Ziehen an zwei Enden statt und man muss sich überlegen wie man das angeht. Denn die Frage ist nicht nur, wem gehört der Fußball sondern wohin geht der Fußball. Will ich einen elitären Fußball, dann reduziert sich das auf einige wenige. Oder sind wir solidarisch, was den Statuten entspricht, dann haben wir eine Breite.“

…über Sepp Blatter und die Zeit nach seinem Rücktritt:

“Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ihn kalt gelassen hat. Ich glaube, dass er bereits mit seiner Wahl 1998 zum FIFA-Präsidenten in einer Defensivposition war, die damit begonnen hat, dass in der Besetzung seiner Weltregierung sprich des Executive Committee damals schon eine Konstellation gab und zwar elf zu dreizehn. Schon damals wollte man ihn im Grunde genommen beseitigen. Es hat sich bis 2002 weitergezogen. Es gab die großen Kriege um Machterhalt und Machterhaltung. Es ging weniger um inhaltliche Dinge sondern um politische und das hat sich fortgezogen bis zu dem Zeitpunkt, als ich ihn kennen gelernt habe. […] Sepp Blatter hat mehrfach in Interviews eingeräumt, dass er Fehler gemacht hat. Ich glaube, das hätte man auch hören können, wenn man es hätte hören und lesen wollen. Ich glaube, dass er ein reflektierender Mensch ist. Er hat zugegeben, dass die Doppelvergabe 2018 und 2022 ein großer Fehler war. Wenn sie mich fragen was jetzt kommt, ich weiß es nicht. Es geht mittlerweile um mehr, um die Weltneuordnung des Fußballs. Es geht um die Frage, wem gehört der Fußball. Gehört er weiterhin den Europäern, ein wenig den Südamerikanern oder haben auch die Asiaten und die Afrikaner einen Anspruch darauf“

 

 

Sky Experte Alfred Tatar:

…erwartet eine selbstbewusst spielende Mannschaft von Rapid in Valencia:
“Die Mannschaft von Valencia hat ein Seuchenjahr hinter sich, vor allem mit dem neuen Trainer. Das ist nichts so gelaufen, wie man es sich vorgestellt hat. Man hat jetzt zwar einen Sieg geholt. Aber wenn Rapid so auftritt, wie es das heute in den ersten zehn Minuten in der Generali-Arena getan hat, nämlich auch schon vorne attackiert, das heißt nicht gewillt ist, sicher hinten hinein drängen zu lassen und den Spaniern das Feld zu überlassen, sofort auch Gegenwehr zu zeigen und aktiv nach vorne zu spielen, dann wird diese Verunsicherung, die trotzdem noch immer in den Köpfen von Valencia stecken nicht einfach verschwinden. Sondern es wird von Minute zu Minute Rapid stärker und ich bin felsenfest überzeugt, dass wir am Donnerstag ein wunderbares Spiel sehen werden.“

Eine Wiederholung der aktuellen „Talk und Tore“-Sendung ist heute, Montag, 15. Februar 2016 um 23.45 Uhr, morgen Dienstag, 16. Februar 2016 um 08.30 Uhr und am Mittwoch, 17. Februar 2016 um 17.30 Uhr auf Sky Sport Austria HD zu sehen.