Biathlon-WM: Eberhard wittert seine Chance

Hochfilzen (APA) – Auch Martin Fourcade ist schlagbar, das haben in dieser Biathlon-Weltcupsaison aber erst wenige bewiesen. Einer davon war Julian Eberhard im Sprint von Oberhof. Ein zusätzlicher zweiter Platz in dieser Disziplin mit nur zweimal Schießen in Ruhpolding stempelt den 30-jährigen Salzburger bei der Heim-WM in Hochfilzen zum Medaillenanwärter.

„Ich fühle mich wirklich gut in Form. Die Vorbereitung ist perfekt verlaufen. Ich will mich zwar nicht einschränken, aber ich glaube, dass der Sprint ein Bewerb ist, der mir sehr gut liegt. Da habe ich das Ziel, wirklich ganz vorne mitzumischen“, betonte Eberhard vor dem 10-km-Rennen am Samstag (14.45 Uhr) mit erwarteten 20.000 Zuschauern.

Der schon so oft als schlechter Schütze aufgetretene Saalfeldener hat es neuerdings geschafft, seine Trefferquote auf höherem Niveau zu stabilisieren. Der mentale Knackpunkt sei sein erster Weltcupsieg am Ende der Vorsaison gewesen, gab Eberhard an. Bei einigen Rennen hat der zumeist schnellste Läufer im Feld zwar auch in diesem Winter zu oft danebengeschossen, in den Sprints war er aber fast immer eine Bank auf einen Spitzenplatz.

„Ich war bei den letzten sechs Sprints fünfmal unter den besten zehn, dreimal am Stockerl und zwei davon habe ich gewonnen“, gab sich Eberhard, dessen bisher bestes WM-Ergebnis eine 26. Verfolgungsrang im Vorjahr ist, selbstbewusst.

Der Topfavorit ist aber uneingeschränkt Fourcade. Der Franzose ist Titelverteidiger und hat in dieser Saison vier von fünf Sprintbewerben gewonnen. Etwas Hoffnung für die Konkurrenz ist ein ganz leichtes Schwächeln des Seriensiegers im Jänner. Und nicht zuletzt sein eskalierter Disput mit den Russen, deren Biathleten durch den McLaren-Bericht unter Doping-Verdacht stehen und die mit Alexander Loginow einen EPO-Dopingsünder in ihren Reihen haben.

Im Mixed-WM-Rennen am Donnerstag gab es nach einem von Fourcade unabsichtlich verursachten Sturz Loginows einen Eklat um die von den drittplatzierten Russen am Siegespodest verweigerten Handschläge mit Silbermedaillengewinner Fourcade. Der Konflikt setzte sich bei der Pressekonferenz fort, als sich der beständige Dopingkritiker Fourcade und Anton Schipulin ein Wortgefecht lieferten. Beide warfen einander Unfairness vor und verteidigten ihre Linien.

Der Streit wird freilich von sogenannten Fans in den sozialen Medien noch deutlich härter geführt, wo sich Fourcade seit einem Hinweis auf die Dopingvergangenheit von Loginow mit Anfeindungen und Beschimpfungen aus Russland ausgesetzt sieht. Auch der russische Biathlon-Verband hat sich in die Diskussion eingemischt und eine Sanktion gegen Fourcade wegen seines Tweets über Loginow gefordert.

Nach den Vorfällen am Donnerstag wurde der Ton gegen Fourcade in den sozialen Medien noch schärfer, weshalb sich der Weltverband IBU sogar zu einem Mäßigungsaufruf im gegenseitigen Umgang auf seinen Social-Media-Kanälen veranlasst sah.

Das Geplänkel zwischen Fourcade und Schipulin davor drängte die deutschen Mixed-Sieger völlig in den Hintergrund. „Es tut mir leid, dass das am Tag eurer Goldmedaille passiert ist“, sagte Fourcade zu der bei der Pressekonferenz neben ihm sitzenden Vanessa Hinz. „Es ist nicht deine Schuld, sondern ihre“, antwortete die Deutsche.

Es bleibt abzuwarten, wie sich der Konflikt auf das Nervenkostüm der Protagonisten bei den folgenden Bewerben auswirkt. Als seinen schärfsten Rivalen schätzt Fourcade jedenfalls den Norweger Emil Hegle Svendsen ein. Dahinter kommen Schipulin, der Deutsche Simon Schempp und Ex-Weltmeister Johannes Thingnes Bö (NOR). Eberhard und auch Dominik Landertinger zählt er zum Kreis von zehn bis 15 gefährlichen Außenseitern.

Der Olympiazweite Landertinger hat sich nach einem schwierigen Saisonauftakt wegen eines Bandscheibenvorfalls zuletzt wieder viel besser präsentiert. In Ruhpolding kam der Massenstartweltmeister von 2009 zweimal in die Top Ten. Einen Stockerlplatz haben der Einzel-WM-Zweite der Vorsaison und auch die weiteren ÖSV-Sprintstarter Simon Eder (Anfang Jänner krank) und Daniel Mesotitsch im WM-Winter aber noch nicht geschafft.

ÖSV-Cheftrainer Reinhard Gösweiner hofft nach dem neunten Mixed-Rang mit Landertinger und Eder noch auf eine Steigerung. „Es ist eng, wir müssen noch was zulegen, dass wir ganz vorne mitmischen können. Aber die Form passt, jetzt braucht es auch noch das nötige Glück.“