Brock Purdy: „Mr. Irrelevant“ ist der Mann der Stunde

Quarterback Brock Purdy ist die Offenbarung der NFL-Saison. Nun kann „Mr. Irrelevant“ die San Francisco 49ers sogar in den Super Bowl führen.

Patrick Mahomes, Jalen Hurts, Joe Burrow. Es war nun wirklich keine Überraschung, dass die Quarterbacks der Kansas City Chiefs, Philadelphia Eagles und Cincinnati Bengals am Mittwoch auf der Kandidatenliste für den „MVP“, den wertvollsten Spieler der „regular season“ der National Football League (NFL) erschienen. Sie sind einfach gut – und wie von ihnen erwartet, haben sie ihre Teams bis ins Halbfinale der Play-offs an diesem Wochenende geführt.

Brock Purdy dagegen war bis vor wenigen Wochen noch der „Mr. Irrelevant“ – ein Titel, der beim alljährlichen Draft an den „bedeutungslosen“ jungen Mann vergeben wird, der an 262. und letzter Stelle ausgewählt wird. Und bis zum 4. Dezember war der 23 Jahre alte Quarterback auch eher unwichtig. Seit diesem Tag, an dem sich bei den San Francisco 49ers nach deren Quarterback Nummer eins (Trey Lance) auch Quarterback Nummer zwei (Jimmy Garoppolo) verletzte, ist er es nicht mehr.

Debüt von Purdy vor 54 Tagen

Genau genommen ist Purdy der Mann der Stunde in der NFL. Seit er am 4. Dezember im ersten Viertel einspringen musste, haben die 49ers alle Spiele gewonnen: zunächst ihre letzten fünf der „regular season“, danach ihre Play-off-Spiele gegen die Seattle Seahawks und die Dallas Cowboys. Und nun mag keiner mehr behaupten, dass Purdy die 49ers am Sonntag (21.00 Uhr/ProSieben) gegen die favorisierten Eagles nicht auch noch in den Super Bowl führt (12. Februar).

Seit Purdy unvermittelt ins kalte Wasser geworfen wurde, verblüfft er die Experten. Selbst Vergleiche mit dem großen Tom Brady, der einst an Position 199 ausgewählt wurde, muss er nicht scheuen. „Er ist ein guter Spieler“, betont Purdys Mannschaftskollege Trent Williams, „und jeder, der Football verfolgt, kann das sehen. Ich sage nicht, dass er ein Aaron Rodgers oder ein Patrick Mahomes ist. Aber er macht alles, was wir brauchen“ – um zu gewinnen.

49ers-Headcoach Shanahan mit viel Lob für Purdy

„Purdy ist eine Offenbarung“, urteilt ESPN über den so erstaunlich coolen Quarterback aus Queen Creek in Arizona. Headcoach Kyle Shanahan, ein offensives Mastermind, hatte derart viel Vertrauen in seine Nummer drei, dass er gleich von dessen erstem „snap“ an riskante Wurfspielzüge aufrief. „Und er hat einen Höllenjob gemacht“, erinnert Shanahan an das Spiel an jenem 4. Dezember gegen die Miami Dolphins und betont: „Er hat es seitdem jedes Mal gemacht.“

Es gibt ein paar Ersatz-Quarterbacks, die ihre Mannschaft sogar zum Sieg im Super Bowl geführt haben wie die späteren Legenden Roger Staubach, Terry Bradshaw oder Tom Brady. Der Unterschied: Purdy wäre der erste Rookie, dem dies gelänge – und der erste „Mr. Irrelevant“.

„MVP“ der „regular season“ wird er damit nicht mehr werden. Was aber egal wäre, wenn die 49ers in den Super Bowl kämen – und dort gegen Mahomes oder Burrow gewännen.

(SID)/Bild: Imago