Die Blase platzt: Chinas Weg zur Fußballgroßmacht stockt

Eigentlich wollte China bis 2050 eine Fußballmacht werden. Doch viele Klubs sind bereits pleite, die Entwicklung der Nationalmannschaft stockt. Das ambitionierte Projekt steht schon vor dem Kollaps. 

Der Meister pleite, die Nationalmannschaft seit Monaten außer Dienst – und zahlreiche internationale Topspieler wie Sandro Wagner oder Carlos Tevez längst geflüchtet: der chinesische Fußball hat eine knallharte Vollbremsung hingelegt. Der große Traum von Staatspräsident Xi Jinping steht auf äußerst wackligen Füßen. China bis 2050 eine echte Fußballmacht? Nach kurzzeitigem Aufschwung droht dem ehrgeizigen Projekt nun schon der Kollaps.

Ob in der Liga oder der Nationalmannschaft – es fehlt an allen Ecken und Enden. Die schier unerschöpflichen finanziellen Möglichkeiten sind nicht erst seit Corona aufgebraucht, nun kommt die Quittung für den anfänglichen Übermut.

Chinas Meister Jiangsu stellt Betrieb ein

Elf Profivereine wurden vom nationalen Fußballverband CFA wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten während der vergangenen Saison vom Spielbetrieb ausgeschlossen, fünf weitere zogen sich aus denselben Gründen freiwillig zurück.

Darunter der frischgebackene Meister Jiangsu FC. Ausgerechnet der Verein, der nach der Zielsetzung von Xi Jinping den kurzzeitigen Boom ausgelöst hatte. Im Februar 2016 verpflichtete der Klub aus Nanjing für 50 Millionen Euro den Brasilianer Alex Teixeira – und war damit Ausgangspunkt für eine Welle an überteuerten Mega-Transfers.

Nun steht Jiangsu sinnbildlich für die Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre. Um dem Präsidenten zu gefallen, investierten viele große Unternehmen trotz fehlender lokaler oder emotionaler Bindung Unsummen in Vereine. Dreht allerdings ein Konzern wie Suning im Fall von Jiangsu den Geldhahn zu, kann der Klub schließen. Fast alle Vereine hängen am Tropf eines einzigen Unternehmens.

Spieler kassierten bis zu 750.000 Euro wöchentlich

Zwischenzeitlich kassierten Spieler wie der Argentinier Tevez wöchentlich bis zu 750.000 Euro, dazu kamen Ablösesummen von bis zu 60 Millionen für den Brasilianer Oscar. Bis 2019 wuchs der Marktwert der chinesischen Super League auf knapp 600 Millionen Euro – zwei Jahre später ist davon nicht einmal die Hälfte übrig. Die meisten Stars wie Wagner, Tevez oder Hulk sind schon wieder abgewandert.

Chinesische Spieler sollten von diesen ausländischen Topstars lernen, sich an die Weltspitze herantasten. Doch stattdessen stagniert auch deren Entwicklung. Der Starttermin in der Super League ist weiter offen, statt WM-Qualifikation gegen die Malediven und Guam gibt es für die Nationalspieler derzeit ein einsames Trainingslager in Shanghai. Auch die Einbürgerung internationaler Profis verläuft schleppend. Folge sind Weltranglistenplatz 75 hinter El Salvador, die anvisierte zweite WM-Teilnahme ist akut gefährdet.

Laut nationaler Medienberichte haben die jüngsten Negativentwicklungen die Regierung mittlerweile zum Umdenken gebracht. Statt mit Unsummen an Geld möglichst schnell in die Weltspitze zu stürmen, will man nun mit neuer Bescheidenheit und Hilfsmitteln wie Gehaltsobergrenze und Besteuerung von Auslandstransfers den Weg weiterführen.

Die Fußballkultur in China solle „natürlich“ wachsen. Und dann, so die Hoffnung der Regierung, kommt der Schritt zur Fußballmacht bis 2050 von ganz alleine.

https://www.skysportaustria.at/arnautovic-klub-in-der-asiatischen-champions-league-dabei/

(SID) / Bild: GEPA