Dominik Paris gewinnt Klassiker von Bormio – Hemetsberger überrascht auf der Stelvio

Beim Rekordsieg des Südtirolers Dominik Paris in Bormio hat Österreichs Speed-Abteilung erstmals in dieser Saison die Abfahrts-Podestplätze verpasst. Während sich Daniel Hemetsberger als Vierter (+0,99) des Klassikers hinter den Schweizern Marco Odermatt (+0,24) und Niels Hintermann (+0,80) im Olympiawinter in die Auslage fuhr, gehörten die ÖSV-Stars Vincent Kriechmayr (7./+1,15) und Matthias Mayer (12./+1,57) auf der Pista Stelvio am Dienstag zu den Geschlagenen.

Auf einer wohl schneller werdenden Strecke komplettierten Daniel Danklmaier (9./+1,26) und Otmar Striedinger (13./+1,60) ein mannschaftlich starkes Ergebnis mit fünf ÖSV-Athleten unter den Top 15. Der nicht völlig fitte Max Franz schied aus und blieb unverletzt. Am Mittwoch und Donnerstag finden am selben Ort zwei Super-G statt.

Paris stand erstmals in dieser Saison auf dem Podest – und feierte einen besonderen Sieg. Als erster Skifahrer gewann der 32-jährige Italiener sechsmal eine Abfahrt an einem Weltcuport (zuvor 2012 und vier in Folge zwischen 2017 und 2019) und übertrumpfte damit Didier Cuche (fünf/Kitzbühel). „Im Abfahrtssport ist das eine gescheite Marke. Da herunter ist er der King, da kann man nur den Hut ziehen“, sagte Kriechmayr.

„Ich fühle mich hier einfach wohl“, befand der Sieger einmal mehr. „Die Überwindung, hier Vollgas zu geben, ist immer ein Erlebnis. Man weiß nicht, was passiert. Es sind so viele Schläge, man muss mit allem rechnen und hat es nicht wirklich unter Kontrolle. Das macht es so spannend“, sagte Paris am Tag seines 20. Weltcupsieges im ORF.

Dabei schien Odermatt mit einer verwegenen Fahrt die Messlatte hoch, möglicherweise zu hoch für alle anderen, gelegt zu haben. Doch der Metallaro delle nevi – der Schneemetaller, wie sie ihn wegen seiner Affinität zur Metal-Musik in Italien nennen – schlug erneut stilecht zu: Brachial, und dennoch technisch fein fuhr Paris noch einmal 0,24 Sekunden heraus. Der bullige Südtiroler konnte es sich leisten, im unteren Streckenabschnitt die Hälfte seines zwischenzeitlichen Vorsprungs noch einzubüßen.

Hinter dem Gesamtführenden Odermatt tat sich bereits eine zeitliche Lücke auf, die Hemetsberger freilich nicht störte. „Das habe ich immer erträumt, dass ich in unserer starken Mannschaft einmal der Schnellste sein darf.“ Was an diesem Tag als Vierter schade sei, meinte Hemetsberger als Teamplayer. „Wir hatten eigentlich eine gute Podestserie.“

Der Zweite des Abschlusstrainings toppte seine Karriere-Bestleistung von Beaver Creek (8.). Und vertrieb eindrucksvoll die bösen Geister der Vergangenheit. Der Oberösterreicher hatte sich auf der Stelvio 2018 im Super-G seinen vierten Kreuzbandriss zugezogen. „Ich bin unglaublich zufrieden. Es freut mich, dass es (Rang vier) gerade da geschehen ist.“ Er habe die Sache mit einem Mentaltrainer bearbeitet. „Und deshalb beim Fahren überhaupt keine schlechten Gedanken gehabt.“

Mayer und Kriechmayr bekamen „die Sekunden aufgebrannt“

Kriechmayr fand die üblichen kleinen Fehler, die selbst die Allerbesten in Bormio notgedrungen einstreuen, rätselte aber angesichts des Rückstands. „Dass es doch so weit fehlt, hätte ich nicht geglaubt.“

Mayer erwischte auf der fordernden Strecke einige Schläge, verlor zeitweise 0,84 Sekunden auf seinen Markenkollegen, machte aber im letzten Abschnitt dank Topspeed vier Zehntel auf Kriechmayr gut. An der nach Gröden (16.) erneut mauen Ausbeute des Vorjahressiegers änderte das nichts.

Die frühe Startnummer drei sei wahrscheinlich wie bei Kriechmayr (1) kein Vorteil gewesen, mutmaßte der Doppelolympiasieger. „Vielleicht hat sich die Schnee-Oberfläche leicht verändert, es ist wärmer geworden.“ Seine Fahrt sei nämlich gut gewesen, so Mayer. „Es ist dann zackzack gegangen und der Vinc und ich haben die Sekunden aufgebrannt bekommen.“

(APA)/Bild: GEPA