Doppel-Gold bei Olympia und WM: Dorfmeister feiert 50. Geburtstag

17 Jahre ist es her, dass Michaela Dorfmeister im März 2006 ihre Ski-Karriere nach 14 Weltcup-Saisonen beendet hat. Die märchenhafte Geschichte vom Weg des in Wien geborenen Großstadt-Mädels zur Doppel-Weltmeisterin- und Olympiasiegerin ist bis heute nicht wiederholt. Am Samstag, 25. März, wird die Niederösterreicherin 50 Jahre alt.

„Es geht mir sehr gut“, vermeldete Dorfmeister kurz vor ihrem Geburtstag auf APA-Anfrage. Allerdings mache sie sich als Vizepräsidentin des Niederösterreichischen Skiverbandes wegen Klima und Schneemangel Sorgen um den Ski-Nachwuchs speziell aus dem Osten Österreichs. Privat ist Dorfmeister nach früheren Turbulenzen rund um ihren Ex-Partner längst wieder glücklich liiert. Tochter Lea ist 14, wird aber nicht in die Fußstapfen der Mama treten. Ihre Liebe gehört der Konditorei und Patisserie.

Michaela Dorfmeister kam am 25. März 1973 in Wien zur Welt. Mit vier Jahren zog die Familie ins niederösterreichische Alpenvorland zum Unterberg, wo Dorfmeister dem Skiclub beitrat. Die bald erfolgreiche Nachwuchsläuferin aus dem flachen Osten des Landes musste anfangs freilich enorme Reisestrapazen auf sich nehmen, um mithalten zu können.

Die Hartnäckigkeit zahlte sich aus. Im Dezember 1995 gelang der erste von am Ende 25 Weltcup-Einzelsiegen, 1998 verpasste Dorfmeister in Nagano Olympiagold im Super-G um eine Hundertstel. Spätestens ab da kannte man die junge Frau, die einst mit seiner Begeisterung für Ratten auffällig geworden war und die man wegen ihrer Wiener Herkunft lange „Mundl“ gerufen hatte. Neben WM-Medaillen, darunter Gold 2001 in St. Anton (Abfahrt) und 2003 in St. Moritz (Super-G), gewann Dorfmeister 2001/2002 überlegen die Weltcup-Gesamtwertung.

Heute wird Dorfmeister insofern von der eigenen Vergangenheit eingeholt, als die weiten Wege zu den Bergen dem NÖ-Nachwuchs anhaltend zu schaffen machen. Dazu komme das Aussterben kleiner Skigebiete. „Damit haben die Eltern noch weiter zum Schnee. Viele tun sich das nicht mehr an. Es ist bedrückend und ich frage mich, wo sind wir in zehn Jahren?“ Ihr eigenes Beispiel belege daher noch mehr, „wie viel Glück ich in meinem Leben hatte, dass ich so etwas erreichen durfte“.

Dorfmeister war als eine der drei „Golden Girls“ in einer besonders erfolgreichen Ära der ÖSV-Damen aktiv. Alexandra Meissnitzer ist heute u.a. TV-Moderatorin, Renate Götschl Präsidentin des Steirischen Skiverbandes. „Frauen sollten sich allgemein mehr zutrauen. Und Männer akzeptieren, dass Frauen in manchen Dingen gleich gut, wenn nicht besser sind“, so Dorfmeister. Politikerin wolle sie aber nicht werden. „Dafür bin ich viel zu ehrlich.“

Dorfmeisters unglaublichste Weltcup-Saison war die letzte. „Mit dem Wissen zu fahren, dass danach Schluss ist, war schon crazy.“ Sportlich ging alles auf. Sie gewann die ihr noch fehlenden Klassiker in Lake Louise und Cortina. Kurz vor Olympia ging ein Beinahe-Crash mit einem Pistenarbeiter um ein Haar gut aus, und am Ende gewann sie bei den Turin-Spielen Gold in Abfahrt und Super-G.

Und dennoch blieb aus diesem Winter vor allem eines hängen. Die Italienerin Elena Fanchini, die Dorfmeister damals einen Sieg weggeschnappt hatte, ist kürzlich 37-jährig an Krebs gestorben. „Heute bin ich froh, dass sie gewonnen hat. Sie hatte wirklich eine schwere Zeit. Irgendwie hat alles im Leben seinen Sinn.“

Dorfmeister ist heute als Zeitungs-Kolumnistin tätig, die Sportmittelschule in Lilienfeld ist nach ihr benannt. Sie hält Vorträge und ist für Firmen-Kundenevents zu buchen. Außerdem ist sie an der Entwicklung eines alkoholfreien Gin beteiligt. Beendet ist das Gastspiel im Präsidium des SK Rapid. „Ich fiebere aber nach wie vor mit, der Verein liegt mir sehr am Herzen.“

Dass sie mit dem Skandal ihres Ex-Partners offensiv umgehen konnte, sei auch dem Sport zu verdanken, so Dorfmeister. „Dort lernt man, Dinge abzuhaken, einen Schlussstrich zu ziehen und sich auf das Neue zu konzentrieren.“

Längst hat Dorfmeister ihren aktuellen Lebensmittelpunkt in Purgstall im Mostviertel, wo sie und ihre Tochter inmitten von Tieren und Natur leben. Ihre Sport-Trophäen sind verteilt. Eine Turin-Goldene hängt im LSZ St. Pölten, andere Preise stehen im Hotel Vienna ihres Lebensgefährten Thomas in Wien. Der ist verantwortlich, dass Dorfmeister zum Fünfziger ein Überraschungsfest bekommt. „Ich weiß nicht einmal, wer eingeladen ist.“

„Wehtun“ würde der Fünfziger auf keinen Fall, versichert Dorfmeister. „Ich bin mitten im Leben. Und ein paar Lachfalten mehr im Gesicht sind okay, wenn ich dazu den nötigen Spaß habe.“

Beitragsbild: GEPA