Dreckiger Sieg in Prag: Hakimis Doppelpack erlöst den BVB

Drecksarbeit vor Schönheit: Borussia Dortmund hat auf der Suche nach der verlorenen Klasse neue Tugenden entdeckt. Dank eines Doppelpacks des überragenden Achraf Hakimi (35./89.) gelang dem BVB in der Champions League ein 2:0 (1:0)-Arbeitssieg bei Slavia Prag, der den Westfalen eine Atempause verschafft und vor weiterem Krisengerede bewahrt. Nach dem Bonuspunkt gegen Barcelona (0:0) hat das Team von Trainer Lucien Favre nun eine glänzende Ausgangsposition.

In der Goldenen Stadt überzeugten die Dortmunder zwar nur selten, stellten sich im 250. Europapokalspiel der Vereinsgeschichte aber wie von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gefordert dem Kampf. Besonders in der ersten halben Stunde hatte der BVB gegen den tschechischen Meister und Tabellenführer arge Probleme und Glück, nicht in Rückstand zu geraten. Der überragende Hakimi machte den Unterschied.

Die zahlreichen schwarz-gelben Fans, die tagsüber vor der Marienkirche und auf der Karlsbrücke gefeiert hatten, sahen einen forschen Beginn ihrer Elf. Nach einer Gedenkminute für den verstorbenen Schlagersänger Karel Gott, der 1996 mit Norbert Dickel auch die Hymne „Schwarzgelb – wie Biene Maja“ aufgenommen hatte, nahm der BVB zunächst das Heft in die Hand. Die Stadion-Regie hatte das Anschauungsmaterial geliefert: Auf der Leinwand wurden vor Anpfiff Bayern Münchens sieben Tore aus dem Spiel bei Tottenham gezeigt.

Das schien Inspiration zu sein. Mit Rückkehrer Julian Brandt und dem genesenen Mats Hummels kam die Favre-Elf nach wenigen Sekunden zur ersten Ecke, kurz darauf bot sich Jadon Sancho (2.) die erste große Chance. Mario Götze saß derweil trotz des Ausfalls von Torjäger Paco Alcacer nur auf der Bank, ganz vorne stürmte Brandt als Spitze vor Marco Reus.

Die von einem chinesischen Investor unterstützten Tschechen fingen sich jedoch und boten den Dortmundern einen Fight auf Augenhöhe. Weil die BVB-Abwehr nicht immer sicher wirkte und Slavia vorne flink agierte, kamen die gut 19.000 Zuschauer voll auf ihre Kosten.

Immerhin: Dortmund blieb anders als zuletzt ohne frühes Gegentor. Das war vor allem der Verdienst von Torhüter Roman Bürki, der in höchster Not mit dem Fuß gegen Lukas Masopust (21.) rettete. Dem Bundesliga-Achten ging in dieser Phase gegen die laufstarken Tschechen die Ordnung verloren, auch bei Standards stand die Defensive erneut nicht sattelfest. Weil Alcacer als Zielspieler fehlte, klappte in der Vorwärtsbewegung nicht viel.

Der erste starke Angriff brachte dennoch die Führung. Der pfeilschnelle Hakimi leitete einen Konter über rechts ein, kam über Brandt wieder an den Ball, spielte im Strafraum zwei Gegner und den Torwart aus und vollendete eiskalt unter die Latte. Für den Marokkaner war es das zweite Pflichtspieltor der Saison.

Nach der Pause ging es dann hin und her. Erst legte sich Sancho nach langem Solo den Ball zu weit vor (47.), dann traf Slavia-Sturmspitze Stanislav Tecl das Außennetz (53.). Dortmund wehrte sich nun mit Leidenschaft gegen die nicht aufsteckenden Tschechen, Torszenen waren Mangelware. Hakimi machte kurz vor Schluss alles klar.

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