Ein Stolperstein für Blatter

Jack Warner belastet den zurückgetretenen FIFA-Präsidenten Sepp Blatter. Beweismaterial für Korruptionsverwicklungen habe er seinen Anwälten bereits übergeben.

 

(APA/dpa/SID) – Der ehemalige FIFA-Vizepräsident Jack Warner hat behauptet, dass der Fußball-Weltverband seine Independent Liberal Party auf Trinidad und Tobago im Wahlkampf 2010 finanziell unterstützt hat.

Er habe entsprechende Schecks und anderes Beweismaterial an seine Anwälte übergeben, sagte der 72 Jahre alte frühere FIFA-Funktionär am Mittwochabend in einer Fernsehansprache, wie die Zeitung „Trinidad and Tobago Guardian“ am Donnerstag berichtete. FIFA-Chef Joseph Blatter und andere Funktionäre hätten davon Kenntnis gehabt.

 

 

Währenddessen hat die australische Bundespolizei am Donnerstag eine Untersuchung der WM-Vergabe 2022 angekündigt. Frank Lowy, Chef des australischen Verbandes FFA, hatte tags zuvor erklärt, die umstrittene Vergabe an Katar sei „nicht sauber“ gewesen. Sein Wissen habe er den Polizeibehörden mitgeteilt. Zudem beschuldigte er Jack Warner des Diebstahls.

Australien hatte sich neben Katar, den USA, Südkorea und Japan um die WM-Endrunde in sieben Jahren beworben, war aber im Dezember 2010 in Zürich bereits im ersten Wahlgang mit nur einer von 22 möglichen Stimmen ausgeschieden.

 

 

Frank Lowy wirft Warner vor, 500.000 australische Dollar (knapp 350.000 Euro), die für den Ausbau von Sportstätten in Warners Heimat Trinidad und Tobago überwiesen worden waren, in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Lowy fordert nun die Rückzahlung der finanziellen Zuwendung.

Jack Warner wurde in den USA wegen Geldwäsche, der Annahme von Bestechungsgeldern und Bildung krimineller Vereinigungen sowie Korruption bei WM-Vergaben und TV-Rechten angeklagt. Er soll auch im Zuge der Vergabe der Weltmeisterschaften 1998 an Frankreich und 2010 an Südafrika in Korruption verwickelt gewesen sein und sich bereichert haben.

Warner hat sich in seinem Heimatland bereits gestellt und war nach einer Nacht in Haft gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden. Von der FIFA wurde der 72-Jährige vorläufig für alle Aktivitäten im Fußball gesperrt.

 

DOSB-Vorstandschef Dr. Michael Vesper äußert sich indes zur Nachfolge von Sepp Blatter. Er befürchtet, dass sich die Präsidentschafts-Neuwahl lange hinzieht und Blatter bei der Wahl seines Nachfolgers seine Finger im Spiel haben wird.