Ferrari-Piloten begraben Kriegsbeil – Sotschi nächste Runde im Duell

Vor dem nächsten Schlagabtausch mit seinem Ferrari-Stallrivalen Sebastian Vettel im Großen Preis von Russland am Sonntag (13.10 Uhr/live bei Sky) fuhr Charles Leclerc erst einmal Achterbahn. Bestens gelaunt schickte der Monegasse via Instagram ein Video aus dem Freizeitpark in Sotschi. Der Groll über die bittere Niederlage gegen Vettel in Singapur schien zumindest im Moment vergessen.

Der vierfache Champion Vettel wartet noch auf einen Erfolg in Sotschi, wo seit 2014 gefahren wird. „Wir wollen hier den letzten Schritt machen und gewinnen“, sagte der 32-Jährige. Er kam nach seinem etwas glücklichen ersten Sieg nach über einem Jahr am vergangenen Sonntag mit jeder Menge Selbstbewusstsein auf den Kurs um das Olympiagelände. Leclerc stimmte in die optimistischen Töne ein. „Es fühlt sich großartig an, dass wir drei positive Wochenenden hinter uns haben. Wir wollen wieder einen Doppelerfolg.“

Bei Ferrari geht es in erster Linie nicht darum, Spitzenreiter Lewis Hamilton den fast schon sicheren WM-Teil noch abzujagen. Leclerc hat als WM-Dritter 96 Punkte Rückstand auf Hamilton, beim fünftplatzierten Vettel sind es deren 102. Viel wichtiger erscheint die Frage, wer für die nahe Zukunft die Rolle des Anführers bei den Roten übernehmen kann und soll. Lange hatte Vettel diesen Status auch aufgrund seiner vier WM-Titel automatisch. Doch freiwillig wird sich Leclerc nach einer bisher so starken Saison nun nicht mehr hinter dem Routinier einordnen.

„Wenn zwei Alphatiere um die Positionen kämpfen, hat das immer das Potenzial für eine Rivalität – und eine Eskalation im Team“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff angesprochen auf die Lage beim Dauergegner. Die „Silberpfeile“ beobachten die Situation mit Spannung und hoffen, in Russland selbst zurückschlagen zu können. In allen fünf bisherigen Rennen in Sotschi gab es Mercedes-Siege, Hamilton stand selbst dreimal ganz oben.

Leclerc: „Habe noch viel zu lernen“

Vettel glaubt nicht an eine Eskalation im teaminternen Duell mit dem Stallrivalen Leclerc. „Wir haben miteinander gesprochen. Das wird nicht mehr zwischen uns stehen“, sagte der Deutsche. Auch Leclerc ist einsichtig. „Das war unnötig, das Team hat alles richtig gemacht. Meine Reaktion am Funk war nicht so, wie sie sein sollte. Ich habe noch viel zu lernen, und das wird nicht wieder passieren.“

Vettel zeigte Verständnis für den jungen Monegassen. „Ich kann seinen Unmut nachvollziehen, aber es war nicht die falsche Entscheidung. Ich wäre in seiner Situation auch sauer gewesen“, sagte der Deutsche. Beide Fahrer kämpfen bei der Scuderia offen um den Status des Anführers. Obwohl Vettel vor dem Singapur-Triumph mehr als ein Jahr lang nicht mehr gewonnen hatte, habe er aber zu keinem Zeitpunkt an seiner Leistungsfähigkeit gezweifelt: „Ich habe mich nie als Nummer zwei gefühlt.“

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(APA)