Fußball entgeht Lockdown: „Letzter Lichtkegel in dunkler Landschaft“

Der Lockdown-Kelch ist an Österreichs Profi-Fußball vorübergegangen. Während das Land weitgehend zusperrt, rollt in den höchsten beiden Ligen weiterhin der Ball. Auch der Austragung der letzten Nations-League-Partie des ÖFB-Teams am Mittwoch im leeren Wiener Happel-Stadion gegen Norwegen steht von österreichischer Seite nichts im Wege. Daher war bei ÖFB-Präsident Leo Windtner und Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer Durchatmen angesagt.

Windtner meinte gegenüber der APA zur Fortsetzung des Spielbetriebs: „Ich bin froh darüber, weil ein Lockdown für manche Vereine eine Nähe zur Insolvenz bedeutet hätte und für einen Nationalverband wie den ÖFB ein Länderspiel-Stopp das totale Desaster darstellen würde.“

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Der Oberösterreicher verwies darauf, dass es im Herbst in keinem Lehrgang einer Nationalmannschaft einen positiven Corona-Test gegeben hat. „Wir sind mit höchster Akribie und Konsequenz vorgegangen und nicht das geringste Risiko eingegangen.“

Auch im Bundesliga-Betrieb seien die Corona-Maßnahmen bisher erfolgreich gewesen. „Rein empirisch gesehen sind Infektionen im Spitzenfußball Ausnahmefälle“, betonte Windtner. Für Kritik an der Weiterführung des Profi-Sports hat Windtner wenig Verständnis. „Der Sport und der Fußball sind eine der letzten Lichtkegel in der derzeit dunklen Landschaft. Wenn man den Spitzenfußball abdreht, bläst man auch für die Gesellschaft die letzten Lichter aus.“

Fortsetzung der ersten beiden Ligen „essenziell“ für Clubs

Ebenbauer betonte in diesem Zusammenhang, dass auch der Profi-Fußball weit weg von einem Normalbetrieb ist, schließlich fehlen die Zuschauer in den Stadien und damit wichtige Einnahmen. Der Liga-Chef zog einen Vergleich zum Gastronomie-Bereich, der im Moment auf Lieferservice beschränkt ist. „Der Profi-Fußball wird so aufrecht erhalten, dass es gerade noch geht, aber nicht mehr.“

Dennoch zeigte sich Ebenbauer zufrieden. „Ich weiß nicht, ob ich anhand der Gesamtsituation erleichtert sein kann, aber rein beruflich gesehen ist es enorm wichtig.“ Die Fortsetzung der beiden höchsten Ligen sei „essenziell“ für die Clubs und gleichzeitig eine Belohnung für die erfolgreiche Umsetzung des Präventionskonzepts. „Das uns entgegengebrachte Vertrauen haben wir nicht umsonst bekommen. Wir haben im letzten halben Jahr bewiesen, dass es gut funktioniert.“

Für Freude sorgte bei Ebenbauer auch der in der Verordnung festgehaltene Punkt, wonach Kicker ab einem CT-Wert von 30 oder mehr wieder trainieren und spielen dürfen, wenn sie 48 Stunden symptomfrei sind. In dieser Angelegenheit gab es bei den zuständigen Bezirksbehörden zuletzt unterschiedliche Vorgehensweisen, nun sollte Klarheit bestehen. „Das ist eine enorm wichtige Vereinheitlichung“, sagte Ebenbauer.

Antigentests kommen zum Einsatz

Ansonsten bleibt im Oberhaus alles wie gehabt. Die Vereine testen ihre Spieler und Betreuer einmal pro Woche, die im Europacup engagierten Clubs noch öfter. Im Falle eines positiven Abstrichs wartet auf den Betroffenen eine zehntägige Quarantäne. Nach deren Ablauf muss nur dann ein weiterer Test durchgeführt werden, wenn es von der Bezirkshauptmannschaft verlangt wird. Auf eine diesbezügliche Anordnung wird zumeist verzichtet, weil der genesene Spieler dann ohnehin wieder im Regelbetrieb getestet wird.

Im Oberhaus setzt man weiterhin auf Pool-PCR-Testungen, in der 2. Liga steht demnächst eine Änderung bevor. Auf der Clubkonferenz in der Vorwoche wurde beschlossen, dass auch Antigentests zugelassen sind. Ein positiver Antigentest würde dann noch einen PCR-Test nach sich ziehen.

Antigentests bringen eine Kostenersparnis und schnellere Ergebnisse. Zuletzt kam es laut Ebenbauer aufgrund des hohen Test-Aufkommens im Land und der dadurch entstandenen Mehrarbeit in den Laboren des öfteren dazu, dass PCR-Test-Ergebnisse verspätet eintrafen. Ob beziehungsweise wie viele Zweitligisten künftig auf Antigentests setzen, ist aber noch offen.

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(APA)

Bild: GEPA