Garmisch-Debakel: Technik-Baustelle im ÖSV ist weiter offen

Ein 28. Rang von Manuel Feller ist am Sonntag zum Symbolbild der offenen Techniker-Baustelle im Österreichischen Skiverband (ÖSV) geworden.

Die historische Schlappe im Riesentorlauf von Garmisch-Partenkirchen ist der vorläufige negative Höhepunkt der Post-Hirscher-Ära. Die Verantwortlichen im ÖSV bekannten: „Leider haben wir nicht die Dichte zurzeit.“

https://www.skysportaustria.at/wintersport/debakel-fuer-oesv-herren-im-garmisch-rtl/

Andreas Puelacher betonte, an diesem „sehr schwarzen Tag für den Riesentorlauf-Sport in Österreich“ nichts schönreden zu wollen. „Das ist viel zu wenig, was wir zeigen“, sagte der Chef der Alpin-Herren, denen er seit 2014 vorsteht. „Aber ich werde den Kopf nicht in den Sand stecken. Es wird weitergearbeitet, es wird weitergekämpft.“ Er hatte zuletzt dank sechster Plätze den Beginn einer Trendwende ausgemacht. „Die müssen wir wieder herbringen. Denn heute haben wir uns mit Vollgas wieder nach hinten geschossen.“

Zu den Ursachen für das historisch schlechteste Abschneiden in einem Weltcup-Riesentorlauf befragt, forderte der Tiroler Differenziertheit ein. „Wenn Brennsteiner dreimal am Innenski ausrutscht, muss er sich technisch was überlegen. Leitinger wäre heute dabei gewesen, ein Verschneider kann einmal passieren.“ Warum Marco Schwarz (33.) überhaupt nicht auf Zug gekommen sei, werde die Analyse zeigen. Und Feller – der einzige Österreicher, der an diesem 02.02.2020 Weltcuppunkte holte, habe nach seinem Bandscheibenvorfall Trainingsrückstand.

Österreichs Riesentorlauf-Mannschaft hat mit Marcel Hirscher ihren medialen Blitzableiter verloren. Schon in der Vorsaison fuhr außer Hirscher nur Feller öfter als einmal in die Top-Ten. Leitinger und Brennsteiner bestätigen auch heuer konstant ihre Inkonstanz. Und die jüngere Garde um Patrick Feurstein (23), der zwar Europacups gewinnt, im Weltcup aber noch nicht punktete, harrt dem großen Wurf. Puelacher: „Leider haben wir die Dichte nicht zurzeit. Dann kommen solche Ergebnisse zustande.“

Feller sprach fortan von einer „katastrophalen“ Teamleistung. „Natürlich soll so etwas wie beim Leiti und beim Brandy (Brennsteiner, Anm.) nicht passieren. Aber ich will keinen kritisieren, mir ist das schon tausendfach passiert.“ Er verwies auf eine nicht ideale Ausgangsposition, nämlich die durchwegs hohen Startnummern bei frühlingshaften Bedingungen im ersten Durchgang. Ein Faktor, der mit Garmisch keine Besserung erfuhr.

Über 28 Jahre war der RTL von Kranjska Gora vom Jänner 1992 als negativer Höhepunkt in der Statistik gestanden. Feller hat den 22. Platz von Hubert Strolz als Bestem beim schlechtesten Ergebnis der Herren ausradiert. Kollektiver Zukunftspessimismus ist laut Puelacher aber nicht angebracht. „Adelboden hat gezeigt, dass wir Laufbestzeiten fahren können. Und wir zwar nicht beim Podest, aber von fünf aufwärts dabei sind.“

Im Nationencup zog die Schweiz – auch dank des zweiten Rangs von Loic Meillard hinter Sieger Alexis Pinturault (FRA) – wieder auf 299 Punkte davon. Am kommenden Wochenende besteht in Chamonix bei einem Slalom und einem Parallel-Event die Chance zur Rehabilitation – und punktemäßigen Aufholjagd.

(APA)

Artikelbild: GEPA Pictures