Gregoritsch: Arnautovic „noch der Unschuldigste gewesen“

Österreichs 3:1-Sieg bei der Fußball-EM am Sonntag in Bukarest gegen Nordmazedonien hat für große Gefühle gesorgt – so auch bei den Torschützen Stefan Lainer und Michael Gregoritsch. Besonders deutlich wurde das bei Gregoritsch, dem beim Interview unmittelbar nach den Schlusspfiff die Tränen in die Augen schossen.

Der Steirer hätte auf einen Gang in die Flash Zone gerne verzichtet, wie er am Montag in Seefeld erzählte. „Ich wollte nicht hin, weil ich gewusst habe, dass ich mit meinen Emotionen drüber bin. Aber die Iris (Anm.: ÖFB-Mediendirektorin Iris Stöcklmayr) hat mich hingezogen“, schmunzelte Gregoritsch. „Ich habe das dann nicht mehr kontrollieren können.“

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Sein Treffer sei „sicher der schönste Moment meiner Karriere“ gewesen, so Gregoritsch. Die Tränen danach kamen beim Gedanken an die Familie. „Weil ich ganz genau gewusst habe, wie meine Eltern und mein Bruder daheim vor dem Fernseher sitzen.“

Die schwierige Zeit beim FC Augsburg, wo der 27-Jährige im Frühjahr nur noch sporadisch zu Kurzeinsätzen gekommen war, hatte sich aufs Gemüt geschlagen. Die Kritik an seiner EM-Nominierung tat ihr Übriges. „Als Fußballer hört man oft, du bist Profi, du musst das aushalten. Aber so einfach ist das nicht“, gestand Gregoritsch.

Der Stürmer erzielte das 700. Tor der EM-Geschichte. „Eine schöne Randnotiz“, meinte Gregoritsch. Die Freude wäre auch ohne einen Jubiläumstreffer überbordend gewesen. „Für sein Land zu spielen ist das Schönste auf der Welt.“

Gregoritsch: „Mannschaft gibt mir gutes Gefühl“

Seine Nominierung für die Endrunde stand an der Kippe, letztlich bekam Gregoritsch von Teamchef Franco Foda den Vorzug gegenüber Adrian Grbic. „Ich merke, dass der Trainer große Stücke auf mich hält“, sagte der 27-fache Internationale (5 Tore). Auch die Unterstützung von den Mitspielern sei groß gewesen. „Ich hatte vom ersten Moment an das Gefühl, dass ich wichtig für die Truppe bin. Die Mannschaft gibt mir ein gutes Gefühl. Sie wissen, dass ich in gewissen Momenten sehr sensibel bin.“

Dass Gregoritsch dieses Vertrauen zurückzahlte, sorgte für große Glücksgefühle. „Ich weiß meinen Wert für die Mannschaft, weiß, dass ich helfen kann.“ Er sei in jedem Training voll ans Limit gegangen, um sich für EM-Einsätze zu empfehlen. „Ich bin nicht als Maskottchen mitgefahren, sondern um zu zeigen, dass ich etwas kann.“

Gregoritsch: „Wichtig ist, dass wir eine Einheit sind“

Ob es am Donnerstag gegen die Niederlande für einen Platz in der Startelf reicht, ist offen. „Wichtig ist, dass wir als Truppe eine Einheit sind, alle scharf auf das Spiel sind und mit Mut und Willen zum Sieg auf den Platz gehen. Wer dann auf dem Platz steht, ist völlig wurscht“, sagte Gregoritsch.

Sein Vater, ÖFB-U21-Teamchef Werner Gregoritsch, wird die Partie wieder vor dem TV-Gerät und nicht im Stadion mitverfolgen. Bisher sah der Vater aufgrund der beruflichen Verpflichtungen seinem Filius nur in einem Länderspiel vor Ort auf die Beine, beim 2:1 in der EM-Qualifikation im November 2019 gegen Nordmazedonien. Diesmal lässt er zumindest die Gruppenspiele aus. „Aber sollten wir weiterkommen, ist es Pflicht, dass er kommt“, erklärte Gregoritsch junior.

Das Verhältnis zu seinem Vater bezeichnete der Deutschland-Legionär als „so, dass ich es mir nicht besser vorstellen könnte. Das gilt generell für die ganze Familie. Für meinen Vater war es nicht immer einfach – das muss man sich einmal trauen, seinen Bub sechs, sieben Jahre bei der U21 zu haben und sich immer anhören zu müssen, warum er ihn dazunimmt“, berichtete Gregoritsch.

Große Freude nach emotionalem EM-Premierentreffer

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, bestätigte der ÖFB-Kicker mit einem Schmunzeln. „Es gibt mittlerweile leider viel, wo ich mich in meinem Vater wiedererkenne. Ich kann es nicht leugnen, dass ich ein rausgeschnitzter Gregoritsch bin.“

Während der Steirer nach seinem Tor vor allem Sentimentalität verspürte, verschaffte Marko Arnautovic seinen Glücksgefühlen auf andere Art und Weise Luft – mit Wortgefechten mit Gegenspielern. Dies habe allerdings nichts mit Rassismus zu tun, so Gregoritsch. „Marko ist da sicher noch der Unschuldigste gewesen“, erzählte Gregoritsch den Journalisten. „Ich kann euch versprechen, das wird in jedem Spiel 100 Mal gesagt. Es wird von der 1. Klasse bis zur Europameisterschaft geschimpft, und nach dem Spiel gibt man sich die Hand und es passt wieder. Marko ist alles, aber nicht rassistisch.“

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(APA).