„Habe Dämonen in mir“ – Fury gesteht Kokain-Konsum und Selbstmordgedanken

Tyson Fury hält die Boxszene weiter in Atem. Nach dem Possenspiel um seinen angeblichen Rücktritt räumt der Weltmeister nun den Kokain-Konsum und Selbtmordgedanken ein.

Manchester/Berlin (SID) Tyson Fury ist am Ende. Sportlich sowieso, denn mit dem Eingeständnis des Kokain-Konsums dürfte er bald alle seine WM-Gürtel verlieren. Doch glaubt man seinen schockierenden Worten, ist der Schwergewichts-Weltmeister auch seelisch ein gebrochener Mann. Drogen, Alkohol, Todessehnsucht, Rassismus – im Interview mit dem Magazin Rolling Stone zeichnet der britische Klitschko-Bezwinger ein tieftrauriges Bild von sich selbst.

Eine Rückkehr in den Ring schließt der gefallene Champion aus, denn er gibt dem Boxsport die Schuld an seinem Leiden. „Ich will nicht mehr aufwachen. Ich hoffe jeden Tag, dass ich sterbe“, sagte Fury. Seine Religion untersage ihm jedoch den Suizid: „Ich hoffe, dass mich jemand umbringt, bevor ich mich selbst töte. Sonst müsste ich auf Ewigkeit in die Hölle.“

Fury, Vater von drei Kindern und der Ehemann seiner Jugendliebe Paris, bezeichnet sich als „manisch-depressiv“. Er befinde sich emotional „an einem sehr schlimmen Ort“, und er wisse nicht, „ob ich das Ende des Jahres noch erleben werde.“ Er sei zurzeit im Krankenhaus und lasse sich psychiatrisch behandeln, angeblich hätten die Ärzte dort eine Form der bipolaren Störung bei ihm festgestellt, berichtete der 28-Jährige: „Ich habe Dämonen in mir und ich versuche, sie abzuschütteln. Ich will ein normales Leben. Ich will nicht mehr boxen.“

Das wird er auch für lange Zeit nicht mehr dürfen. In dem Interview gab Fury auch einen exzessiven Kokain-Konsum im letzten halben Jahr zu. Damit dürfte eine Sperre wegen der positiven Trainingskontrolle am 22.September nur noch Formsache sein.

 

Anfang Oktober gab sich Fury auf seiner Twitter Seite noch kämpferisch

 

 

Seit Mai habe er sich fast jeden Tag betrunken und viel Kokain zu sich genommen. „Ich war aus und habe getrunken, Drogen genommen, mich verhalten wie ein Irrer, wie ein Idiot“, sagte Fury, der nach eigenen Angaben seit dem 1. Oktober clean ist. Er betonte, er habe Kokain nur konsumiert, um seiner Depression zu entfliehen, „nicht, um meine Leistung zu steigern. Denn ich habe nicht trainiert.“

Die Schuld an seinem Zustand gibt Fury der Boxszene und der Öffentlichkeit. Nach seinem WM-Sieg gegen Klitschko im November vergangenen Jahres habe man ihn „wie Scheiße behandelt“, und Fury kennt auch den Grund dafür: seine Abstammung aus einer irischen Nomaden-Familie.

„Ich empfinde jetzt in 2016 mehr Rassismus als jeder Sklave, jeder Einwanderer im 19. Jahrhundert“, sagte Fury, der sich selbst „Gypsy King“ (Zigeunerkönig) nennt: „Muhammad Ali hat in den 60ern seine Goldmedaille weggeworfen, weil er schlecht behandelt und missbraucht wurde, und das tue ich heute auch. Ich werfe alle meine WM-Titel in die Mülltonne, denn ich werde in der Gesellschaft als Traveller im Jahr 2016 nicht akzeptiert.“

 

Rassistische Postings machen Fury zu schaffen

 

 

Fury sagte, er werde sich nun aus der Öffentlichkeit zurückziehen, um sich seiner Familie zu widmen und gegen seine Dämonen anzukämpfen. Er tut es nicht mit Demut, sondern mit einer großspurigen Ansage: Boxerisch sei er „der Größte unter allen, die jemals gelebt haben“.

 

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