Hamilton mit Sieg in Austin zum dritten Mal Formel-1-Weltmeister

(SID/APA) -Lewis Hamilton (30) ist zum dritten Mal nach 2008 und 2014 Formel-1-Weltmeister. Dem Mercedes-Piloten ist nach seinem Sieg beim Großen Preis der USA in Austin der Titel bereits drei Rennen vor Saisonende nicht mehr zu nehmen. Hamilton ist damit der erste Brite überhaupt, der seinen WM-Titel erfolgreich verteidigt hat und nach Sir Jackie Stewart (1969, 1971 und 1973) der zweite Brite mit drei WM-Titeln.

Hamilton feierte in Austin den 43. Rennsieg seiner Karriere und den zehnten im 16. Saisonrennen. Hinter ihm belegten sein Mercedes-Kollege Nico Rosberg und Ferrari-Star Sebastian Vettel die Plätze zwei und drei.

König Lewis zum Dritten: Blitzstarter Lewis Hamilton hat sich mit einer knallharten Attacke und viel Nervenstärke erneut den Weltmeistertitel in der Formel 1 gesichert. Der Mercedes-Pilot machte durch seinen Sieg beim spektakulären Großen Preis der USA die erfolgreiche Titelverteidigung vorzeitig perfekt – weil besonders sein Teamrivale Nico Rosberg schwächelte. „Das ist der größte Moment meines Lebens“, jubelte Hamilton im Boxenfunk.

Sebastian Vettel wurde nach einem starken Rennen im Ferrari Dritter – dabei war der Heppenheimer wegen eines Motorenwechsels bestraft worden und nur von Startplatz 13. ins Rennen gegangen. Polesetter Rosberg leistete sich in der Endphase einen Fehler zu viel und machte Hamilton so den Weg zum Titel frei. Der 30-Jährige hat nach seinem zehnten Saisonsieg damit in der WM-Wertung 76 Punkte Vorsprung auf Vettel und ist schon drei Rennen vor Saisonende nicht mehr vom Thron zu stoßen. Nico Hülkenberg (Force India) schied aus.

Die Fans in Austin sahen einen immens spannenden Grand Prix mit zahlreichen Führungswechseln und Überholmanövern – sie wurden so für viel Leerlauf an den Tagen zuvor entschädigt.

Hamilton demonstrierte gleich am Start seine Stärke und drängelte sich mit einer harten Attacke noch in der ersten Kurve an Rosberg vorbei, der Düpierte fiel sogar bis auf Rang vier zurück. Der Gewinner der ersten Runde war aber Vettel, der von Platz 13. zunächst auf Rang sieben vorfuhr.

In der Folge kontrollierte Hamilton das Feld zunächst gewohnt souverän von der Spitze und leistete sich keine Schwäche, während sich Rosberg mit ordentlich Wut im Bauch zwischenzeitlich wieder auf Rang zwei vorkämpfte. Doch dann bauten Hamiltons Intermediate-Reifen dramatisch ab, erst zog Ricciardo vorbei – dann auch Rosberg und Kwjat.

Nach den ersten Boxenstopps und mit montierten Slicks konnten die Mercedes ihre überlegene Motorleistung ausspielen. Dabei jagte Hamilton den mittlerweile wieder in Führung liegenden Rosberg nach einer Safety-Car-Phase um den Kurs. Im Windschatten kämpfte sich auch Vettel immer weiter nach vorne.

Hamilton holte sich dann deutlich später als Rosberg und Vettel neue Pneus – und profitierte dabei von einer erneuten Safety-Car-Phase. Der Poker ging auf. Hamilton setzte Rosberg unter Druck, der verbremste sich, und der neue und alte Weltmeister zog locker vorbei.

Hamilton krönte in Austin eine herausragende Saison und sich selbst nach 2008 und 2014 bereits zum dritten Male zum Weltmeister. Damit zog er nach Titeln mit seinem großen Idol Ayrton Senna gleich. Zudem ist Hamilton nun der erfolgreichste Formel-1-Fahrer ihrer Majestät.

Der 30-Jährige schaffte es als erster Brite überhaupt, seinen WM-Titel zu verteidigen und nach dem Schotten Sir Jackie Stewart (1969, 1971 und 1973) ist er erst der zweite Brite, der drei Titel gewinnt. Dieses Kunststück schafften mit Hamilton überhaupt erst zehn Fahrer in der Geschichte der Formel 1. Zudem hat kein Brite mehr Grand-Prix-Siege (43) auf dem Konto als Hamilton.

Der Tag hatte dramatisch begonnen. Nachdem das Qualifying von Samstag auf Sonntag vor dem Rennen verschoben worden war, musste das Qualifying wegen des anhaltenden Regens vor dem dritten und letzten Durchgang, das sogenannte Q3, ganz abgesagt werden. Unter widrigen Bedingungen – die Fahrer klagten über Aquaplaning, die Fans sahen zahlreiche Dreher – sicherte sich Rosberg die Pole vor Hamilton. Aber der jubelte am Ende.

Mützenzoff: Rosberg feuert Kappe auf Hamilton

Der Anblick des überglücklich feiernden Lewis Hamilton wurde für Nico Rosberg zu einer einzigen Qual. In den unbändigen Jubelrausch des nun dreifachen Formel-1-Weltmeisters aus Großbritannien platzte Rosberg mit einem Wutausbruch samt Kappenwurf und Ego-Vorwürfen.

„Mein Teamkollege versucht, mich verhungern zu lassen“, wütete Rosberg und legte mit versteinerter Miene nach: „Dass er in mich reinfährt, ist ein Schritt zu viel für mich.“ Nach dem gemeinsamen Teamfoto um Hamilton verschwand Rosberg so schnell es ging. Den Anblick des jubelnden Briten mit dem Union Jack über den Schultern inmitten der feiernden Mercedes-Crew konnte der wieder einmal geschlagene Deutsche einfach nicht ertragen.

Noch bevor es aufs Podium ging, hatte Rosberg sogar eine Sponsorenkappe Hamilton sichtlich verärgert wieder zurückgeworfen. Als „normale Spielchen“ tat es der aktuelle WM-Dritte anschließend ab. So sah es allerdings nicht aus.

Hamilton hielt sich mit Rosbergs Vorwürfen zum kompromisslosen Überholmanöver in der ersten Kurve des spektakulären Großen Preises der USA gar nicht lange auf. Er genoss lieber den „größten Moment“ seiner Karriere nach dem dritten Gewinn der Weltmeisterschaft nach 2008 und 2014. „Für mich war es immer das Ziel, diese drei wie Ayrton Senna zu schaffen“, betonte Hamilton.

Er ist der erste britische Pilot, dem eine Titelverteidigung gelang. Hamilton zog zudem mit der britischen Rennlegende Sir Jackie Stewart gleich – und mit Mercedes-Teamaufsichtsratschef Niki Lauda. „Er ist noch schneller als im vergangenen Jahr, das ist es, was man als Weltmeister machen muss“, meinte der Österreicher und prophezeite. „Er wird noch mehr gewinnen, wenn er so weiter macht.“

Wenn es hingegen für Rosberg so weitergeht, wird er auf seinen ersten Titel weiter warten müssen. Zumal Sebastian Vettel nach dem vorzeitigen Aus im Titelkampf durch Hamiltons Triumph im viertletzten Saisonrennen erst recht im kommenden Jahr attackieren will. „Es ist kein gutes Gefühl, wenn du weißt, dass du nicht mehr um die WM mitkämpfen kannst“, erklärte Ferrari-Star. „Daher geben uns Tage wie diese zusätzlichen Schub fürs nächste Jahr und danach.“

Spürbar bemüht waren die Teamverantwortlichen, die Attacke von Hamilton umgehend als zu hart zu deklarieren. Rosberg sei in Kurve eins vorne gewesen, meinte Teamchef Toto Wolff. So klar konnten die TV-Bilder das jedoch nicht belegen. „Ich finde, ich habe ein Recht auf ein Stück Strecke“, reklamierte Rosberg und beklagte mehrfach die zu aggressive Fahrweise Hamiltons in der Szene. „Er hat es übertrieben.“

Allerdings hielt es die Rennleitung nicht einmal für notwendig, sich das Manöver anzuschauen, bei dem sich die beiden Silberpfeile touchierten. Rosberg forderte dafür eine teaminterne Aussprache, nachdem Hamilton in weltmeisterlicher Manier lieber auf der Strecke Taten hatte sprechen lassen.

Er feierte bereits den zehnten Saisonsieg. Gewinnt er die nächsten drei Rennen auch noch, egalisiert er den Rekord von Michael Schumacher und Sebastian Vettel aus den Jahren 2004 und 2013. In seiner Karriere gelangen Hamilton bisher 43 Siege. Rosberg kommt in der aktuellen WM-Runde auf drei erste Plätze und insgesamt elf in seiner Laufbahn – das spricht auch für sich.

„Ein Fahrer wird nie gänzlich zufrieden sein, wenn ein anderer gewinnt“, meinte Wolff zur Szene, die Rosberg so erzürnte. Es sei entscheidend, nicht zuzulassen, dass der Zwischenfall weitere Konsequenzen nach sich ziehe. Schließlich kam es nicht zum ersten Mal zum tatsächlichen und auch verbalen Kollisionskurs seiner beiden Fahrer.

„Jetzt reisen wir ab, kühlen die Köpfe für einige Tage ab und dann reden wir miteinander“, erklärte Wolff und stellte eine Woche vor dem Großen Preis von Mexiko fest: „Ich war noch nie in der komfortablen Situation, dass ich mich zurücklehnen und das Rennen als Fan genießen konnte.“

Er freue sich darauf, „wie unsere beiden Fahrer gegeneinander kämpfen, wenn es nichts mehr zu verlieren gibt“. Ob das für Rosberg, der später wie das gesamte Team um Weltmeister und Musik-Freak Hamilton in „Pete’s Dueling Piano Bar“ den Sonntagabend verbrachte, auch uneingeschränkt gilt, ist nach dem denkwürdigen Schmoll-Auftritt von Austin zumindest fraglich.

Bild: GEPA