Heute vor 59 Jahren: Rapid gewinnt in Malmö und steigt ins Semifinale des Europacups der Meister auf

Rapid ist der erste österreichische Fußballmeister, der das Semifinale des Europacups der Meister erreicht hat. Nach Besiktas Istanbul und Wismut-Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt) wurde IFK Malmö aus Schweden zweimal mit 2:0 bezwungen. In der sechsten Saison dieses Bewerbes nahm Rapid zum vierten Mal teil, zweimal spielte der Wiener Sportclub mit. Interessantes Detail am Rande: Der erste Bewerb in der Saison 1955/56 war ein Einladungswettbewerb. Somit spielte nicht der reguläre Meister mit, die Vienna, sondern Rapid Wien, die nur Dritter in der abgelaufenen Meisterschaft geworden waren.

Österreichischen Beobachtern blieb in erster Linie die sportlich freundliche Atmosphäre eines schwedischen Fußballplatzes in Erinnerung, wie Heribert Benesch von der Arbeiter-Zeitung berichtete: “Die Freundlichkeit beschränkt sich keineswegs nur auf die eigene Elf, Sympathie und Anerkennung schlagen auch dem Gegner entgegen, wenn er sich ihrer würdig erweist. Und so gab es nicht nur bei beiden Rapid-Toren, sondern auch für etliche andere Aktionen der Wiener Beifall.“

Startschwierigkeiten dürften österreichische Teams in fremden Stadien schon immer ausgezeichnet haben. Allein in der ersten Viertelstunde des Spieles hätte Malmö den 0:2-Rückstand aus dem Hinspiel aufholen können. Erst nach 15 Minuten konnten Hanappi und Zaglitsch die Angriffe der Schweden stoppen und Ruhe und Selbstvertrauen durch flache, genaue Pässe über sieben, acht Stationen ins Spiel der Wiener bringen. Ein gewaltiger Schuss von Dienst wurde von Christensson über die Latte gedreht und leitete die Wende ein. Die Überlegenheit führte in der Folge auch zum 0:1 (38´). Nach einem Freistoß von Hanappi schoss Bertalan ein. In dieser Tonart ging es auch nach der Pause weiter. Rapid kam seltener, aber stets gefährlicher vor das Tor der Schweden. Und da Malmö den Eindruck aus dem ersten Spiel bestätigte, eben nur in der Abwehr eine starke, aber keinesfalls hochklassige Mannschaft zu sein, konnte Rapid kurz vor dem Ende in der 84´ das 0:2 erzielen. Nach einem Eckball von Bertalan verwandelte Rudi Flögel (der Vater von Thomas Flögel Anm.) zur endgültigen Entscheidung.

Laut der Pariser Sportzeitung “L´Equipe“ leben die “Alten“ noch immer. Die Erfahrung der Routiniers, hier ist Hanappi hervorzuheben, der weiterhin Herz und Hirn der Mannschaft ist, auch wenn ihm zuweilen die Puste ausgeht, sicherten den ersten Einzug ins Halbfinale des Meistercups. Zudem agierte Gießer äußerst präzise und Mittelstürmer und Dauerbrenner Robert Dienst war spielfreudig wie selten und Regisseur des Angriffs. Die Hintermannschaft stand stabil, hervorzuheben war der erst 19-jährige Torhüter Huyer mit seiner Fangsicherheit. Defizite gab es vorne, speziell auf der rechten Angriffsseite lag Rapids dringlichstes Problem, Skocik mit Fehlpässen und Seitl ohne Übersicht und Technik.

Neutrale Beobachter räumten Rapid im Semifinale gegen Benfica Lissabon nur geringe Chancen ein. Die Ballfertigkeit der Portugiesen sei das große Plus. Die auflagenstärkste Morgenzeitung Schwedens “Dagens Nyheter“ meinte:
„Rapid wird das Semifinale nicht überleben, die Mannschaft hat zu viele schwache Punkte. Von der berühmten Wiener Schule war nichts zu sehen. Sindelar hat sich sicherlich im Grab umgedreht.“

IFK Malmö vs Rapid Wien 0:2

03.04.1961, Viertelfinal-Rückspiel Meistercup
Malmö-Stadion, 18.842 Zuschauer; Schiedsrichter Wlodzimierz Storoniak (Polen)

Tore:

0:1 – Josef Bertalan 38´
0:2 – Rudolf Flögel 84´

Mannschaftsaufstellungen:

Malmö: Henry Christensson, Bo Hansson, Inge Blomberg, Ulf Nilsson, Bertil Dahl (Kapitän), Gert Nilsson, Sven Lundqvist, Hans Olofsson, Bengt Nordqvist, Ake Karlsson, Bo Borg;
Coach Ingvar Gärd

Rapid:  Ludwig Huyer, Wilhelm Zaglitsch, Walter Glechner, Josef Höltl, Gerhard Hanappi, Karl Gießer, Walter Seitl, Walter Skocik, Robert Dienst, Rudolf Flögel, Josef Bertalan;
Coach Robert Körner

(Nikolaus Reitz)