Koller: „Ich möchte diese Zeit nicht missen“

(APA) – Nach dem 1:0-Auswärtssieg gegen die Republik Moldau zum WM-Qualifikationsabschluss verzichtete Marcel Koller auf sentimentale Ansagen, obwohl seine Amtszeit nun nach sechs Jahren zu Ende geht.

Von Abschiedsschmerz war bei Koller nach dem Schlusspfiff wenig zu spüren. „Ich habe versucht, die Emotionen außen vor zu lassen und mich auf das Spiel zu fokussieren“, erklärte der 56-Jährige und freut sich nach einem turbulenten Lehrgang auf eine Auszeit. „Ich bin unter Anspannung und Adrenalin und froh, dass ich ein paar Tage ruhen kann. Das brauche ich und werde ich genießen.“

Spieler äußern sich zu Koller-Abschied

In dieser Zeit hat Koller genug Zeit, sein Engagement beim ÖFB Revue passieren zu lassen. „Vielleicht kommt die Wehmut noch“, vermutete der Noch-Teamchef. „Ich möchte das Schöne mitnehmen. Das nicht so Schöne gehört auch dazu, damit muss man auch umgehen“, meinte Koller und ergänzte: „Ich bin im Erfolg nicht abgehoben und auch nicht zu Tode betrübt, wenn es einmal nicht so läuft.“

Nach seinem Weggang aus Österreich wird Koller einiges fehlen. „Das Positive waren die Fans, die Leute auf der Straße, die unheimlich positiv waren, wenn sie mich gesehen haben.“ Vor seinem Amtsantritt habe er gehört, es sei schwierig, in Wien Kontakt zu finden. Dem sei aber nicht so gewesen, erzählte der Coach und resümierte: „Ich möchte diese Zeit nicht missen.“

Koller: „Ich möchte diese Zeit nicht missen“

Sein Vertrag läuft erst mit Jahresende aus. Im Testspiel am 14. November wohl gegen Uruguay dürfte der Schweizer aber nicht mehr im Einsatz sein – der ÖFB hat sich zum Ziel gesetzt, bis 30. Oktober einen Nachfolger zu finden.

Er hinterlasse dem neuen Teamchef eine intakte Mannschaft, an der es aber noch einiges zu verbessern gebe, betonte Koller und kritisierte in diesem Zusammenhang, dass seine junge Truppe die lange Phase in Überzahl gegen Moldau nicht besser ausnutzen konnte. „Da hat man gesehen, dass noch Erfahrung und Ruhe fehlt. Wir hätten besser auf den Positionen bleiben müssen, da waren wir viel zu hektisch.“

Koller: „Jetzt muss ich keine Ratschläge mehr geben“

Auch die mangelnde Effizienz war neuerlich ein Thema. „Ein Problem waren wieder einmal die vergebenen Chancen“, sagte Koller. Mit diesem Manko hat sich demnächst aber ein andere Trainer zu befassen. „Jetzt ist es vorbei. Ich muss keine Ratschläge mehr geben.“ Er sei jedoch gerne bereit, weiterhin mit ÖFB-Internationalen zu sprechen, wenn diese den Kontakt zu ihm suchen.

Seinen Spielern redete Koller in den vergangenen Tagen noch einmal ins Gewissen, um einen versöhnlichen Quali-Abschluss zu schaffen, was schließlich mit den Siegen gegen Serbien und Moldau auch gelang. „Wir haben darüber gesprochen, was für sie und das Fußball-Land Österreich wichtig ist“, meinte der Teamchef, der nach dem Spiel im Teamhotel in Chisinau mit den Kickern „noch einmal mit einem Gläschen anstoßen“ wollte.

Schon davor verabschiedete sich Koller von den mitgereisten Fans teilweise mit Handschlag. Während die Anhänger „Windtner raus“-Rufe gegen den ÖFB-Präsidenten skandierten, wurde der Trainer frenetisch gefeiert.

Koller hält bei 54 Länderspielen, die Bilanz steht bei 25 Siegen, 13 Unentschieden, 16 Niederlagen und einem Torverhältnis von 81:58. Nur Hugo Meisl (133) und Josef Hickersberger (56) saßen öfter auf der Trainerbank. Der Punkteschnitt Kollers beträgt 1,63, womit er in der ewigen ÖFB-Teamchef-Rangliste hinter Karl Stotz (1,88), Meisl (1,83), Helmut Senekowitsch (1,77) und Herbert Prohaska (1,65) auf Rang fünf liegt. Der Schweizer hat von seinen jüngsten acht Partien nur eine verloren und wäre bei einem Abschied vor dem November-Match der erste Nationaltrainer seit Erich Hof vor 33 Jahren, der nach einem Sieg geht.