Kollers finaler Countdown: „Werde mich nicht hängenlassen“

Wien (APA) – Marcel Koller hat am Donnerstag möglicherweise zum letzten Mal einen österreichischen Fußball-Teamkader nominiert. Für die abschließenden WM-Qualifikationspartien am 6. Oktober gegen Serbien und am 9. Oktober gegen Moldau holte der Schweizer den Salzburg-Youngster Hannes Wolf und LASK-Goalie Pavao Pervan erstmals ins Aufgebot, bei der Pressekonferenz stand aber ein anderes Thema im Mittelpunkt.

Koller nahm erstmals öffentlich dazu Stellung, dass der ÖFB seinen mit 31. Dezember dieses Jahres auslaufenden Vertrag nicht verlängert. „Ich werde mich sicher nicht hängenlassen und alles rausholen“, versprach der 56-Jährige.

Selbiges erwartet der Coach auch von seinen Kickern, obwohl die Teilnahme an der WM 2018 in Russland verpasst wurde. „Es ist sehr wichtig für den österreichischen Fußball und für jeden Spieler, dass sie sich nicht hängenlassen.“

Koller wird laut eigenen Angaben genau darauf achten, dass David Alaba und Co. mit der nötigen Ernsthaftigkeit an die bevorstehenden Aufgaben herangehen. „Sie sollen nicht glauben, der Alte da vorne ist eh nicht mehr lange dabei. Da werde ich einschreiten.“

In seinen ÖFB-Länderspielen Nummer 53 und 54 fungiert Koller als Teamchef mit Ablaufdatum. Diese Rolle hätte er sich gerne erspart – etwa dadurch, dass die ÖFB-Führung die Entscheidung über die Nicht-Verlängerung des Vertrags zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben hätte. „Vielleicht wäre es besser gewesen, es nach diesen zwei Spielen zu tun.“

Konkrete Vorwürfe machte der Noch-Teamchef dem ÖFB aber nicht. Der Verband habe sich „absolut korrekt“ verhalten. „Das Präsidium hat entschieden, den Weg nicht weiterzugehen. Das war’s.“

Leichter Unmut über die Aktionen von Präsidiumsmitgliedern klang dann aber doch durch. „Es könnte auch anders gehen“, meinte Koller, als er auf die zahlreichen Wortmeldungen von Landeschefs schon vor der Sitzung am 15. September in Gmunden angesprochen wurde. Ihm selbst sei es in seinen sechs Jahren bei der Mannschaft wichtig gewesen, dass nicht jeder seine Meinung nach außen trägt.

Die Frage, ob er sich selbst einen längeren Verbleib in Österreich hätte vorstellen können, ließ Koller unbeantwortet. Er hätte sich drüber nach den Oktober-Partien Gedanken gemacht, meinte der Schweizer.

Nun muss sich der Teamchef darüber Gedanken machen, ob er im für 14. November angedachten Testspiel samt einwöchigem Trainingslager noch im Amt sein wird. „Mein Vertrag läuft bis Dezember, alles andere ist im Moment Spekulation. Wenn sie (Anm.: ÖFB-Spitzen) einen Ersatzteamchef haben, werden sie wahrscheinlich kommen. Aber aktuell ist das wahrscheinlich nicht der Fall, also gehe ich davon aus, dass ich im November dabei bin“, erklärte Koller.

Während der Abschied des Schweizers beschlossene Sache ist, gilt die Zukunft von ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner als ungeklärt. Eine Trennung vom Oberösterreicher wäre für Koller unverständlich. „Er hat immer wieder gute Ideen und hat den ÖFB weitergebracht.“ Eventuell wäre die Einführung eines A-Team-Managers sinnvoll, um den Sportdirektor des Verbandes zu entlasten, so Koller.

Verbandsstrukturen interessieren den Coach aber weit weniger als sein aktueller Kader, in dem es einmal mehr nur minimale Veränderungen gab. So rückte Pervan anstelle von Mattersburg-Keeper Markus Kuster ins Aufgebot. „Wir wollen seine guten Leistungen honorieren“, sagte Koller über den LASK-Schlussmann. Zu Kuster meinte der Teamchef: „Er braucht noch ein bisschen Zeit, war ab und zu nervös.“

Große Stücke hält Koller auf Neuling Wolf. „Er ist seit Wochen in guter Form und ein interessanter Spieler, der sich gut zwischen den Linien bewegt. Er ist einer der wenigen in Österreich, die regelmäßig Tore schießen, und wird ein Zukunftsspieler für Österreich sein“, prophezeite Koller. Wolf gewann im Frühjahr mit den „Jung-Bullen“ die Youth League und absolvierte bei Salzburg in dieser Saison 17 Pflichtspiele, in denen er es auf fünf Treffer und sechs Assists brachte.