Kraft nach Auftaktsieg „mit gutem Gefühl“ nach Garmisch

Garmisch-Partenkirchen (APA) – Stefan Kraft hat sich beim Auftakt der Vierschanzen-Tournee einmal mehr als Spezialist für Großereignisse erwiesen. Nach dem Gesamtsieg 2014/15, WM-Bronze 2015 und Skiflug-WM-Bronze 2016 feierte der Salzburger bei der Traditionsserie am Freitag wie zwei Jahre zuvor einen Auftaktsieg. Rund 18 Stunden später stand er in Garmisch-Partenkirchen schon wieder auf der Schanze.

Krafts erster Flug in Oberstdorf hatte auch ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin begeistert. „Das war der beste Sprung des gesamten Wettkampfs. Das nennen wir eine Bombe“, sagte der Kärntner. Sein Schützling meinte, er sei ob des Vorsprungs nach diesem Sprung selbst überrascht gewesen.

Die Nervosität vor dem Finale vertrieb der 23-Jährige auch dank der Anwesenheit der zwei Teamkollegen. Michael Hayböck, der schließlich Dritter wurde, und Manuel Fettner, der Fünfte, waren ebenfalls erst spät an der Reihe. „Es ist schön, wenn man am Schluss gemeinsam oben steht, das tut extrem gut“, sagte Kraft. „Ich bin nicht der Typ, der sich oben so lange konzentrieren muss.“

Dass Hayböck die Führung übernahm, war für dessen Zimmerkollegen Kraft eine wichtige Bestätigung. „Ich habe mich mit ihm gefreut, habe gesehen, dass wir im Anlauf schnell sind, wieso sollte es also bei mir nicht auch klappen.“

Kraft und Hayböck sind ein Herz und eine Seele – an einen Streit kann sich keiner der zwei Sportpartner erinnern. Wenn er sich aber oben vom Balken abstoße, dann ende die Freundschaft für kurze Zeit, gab Kraft zu. „Natürlich will ich am weitesten springen und gewinnen“, sagte der Pongauer. „Aber wenn mir der Michi dann unten um den Hals fällt, ist es das Schönste, was es gibt.“ Silvester feierte das Duo mit den Freundinnen und dem gesamten Team im Mannschaftshotel in Leutasch bei Seefeld.

Zuvor galt es jedoch, sich in Training und Qualifikation auf den Bakken in Garmisch-Partenkirchen einzustellen. „Da ist die Anlaufspur etwas breiter, der Springer hat ein anderes Gefühl“, wies Kuttin auf einen der Unterschiede hin. Krafts bisher beste Platzierung auf der Olympiaschanze war ein sechster Rang auf dem Weg zum Gesamtsieg 2015. „Aber Garmisch liegt mir immer besser, ich komme mit einem guten Gefühl her“, betonte der Pongauer.

Die Deutschen hatten aus dem vorweihnachtlichen Training in Oberstdorf kein Kapital schlagen können – Markus Eisenbichler wurde als bester DSV-Springer Sechster, Vorjahressieger Severin Freund nach langer Verletzungspause gar nur 20. Kuttin ist aber überzeugt, dass es für sein Team in Garmisch besser klappt als zuletzt. Er hatte im Sommer zwei Mattenkurse angesetzt, vor Weihnachten war das ÖSV-Team einen Tag zum Training dort. „Die Burschen haben sich angefreundet mit der Schanze, das Vertrauen ist da“, erklärte der Coach.

Das glänzende Abschneiden der Mannschaft beim Auftakt machte Kuttin stolz. „Das waren richtige Big Points für Mannschaft, das gibt uns noch mehr Selbstvertrauen“, erklärte der Ex-Weltmeister. Doch auch seine Konzentration galt gleich wieder der Konkurrenz in Garmisch. „Wir denken von Bewerb zu Bewerb und schauen am Schluss auf die Gesamtwertung“, hatte Kuttin schon vor der Tournee gemeint.

Hayböck, der Gewinner der Tournee-Generalprobe in Engelberg, war angesichts der Vorgeschichte nach dem dritten Rang überglücklich. Wegen Rückenproblemen, ausgelöst durch einen Beckenschiefstand, waren gute Resultate zunächst ausgeblieben.

Vor dreieinhalb Wochen hatte er in Klingenthal das Finale verpasst, doch am Freitag stand der Oberösterreicher wie in den vergangenen zwei Jahren (jeweils Zweiter) in Oberstdorf erneut auf dem Podest. „Ich habe mich genau zur Tournee in Superform gebracht, ich habe mich noch selten so über einen Stockerlplatz gefreut“, meinte der 25-Jährige.

Manuel Fettner war 2010 beim Sieg von Thomas Morgenstern in Oberstdorf schon Dritter gewesen, als Fünfter schloss er nun daran an. Vollauf zufrieden war der 31-Jährige dennoch nicht. Denn sein Ziel hat sich der Ex-Team-Weltmeister heuer sehr hoch gesteckt. Der Tiroler will seinen vierten Gesamtrang von 2010/11 übertreffen und haderte etwas mit seinem ersten Sprung. „Mein zweiter Sprung war richtig gut, es tut ein bisserl weh, wenn rund ein Meter auf das Podest fehlt. Aber das ist so, wenn man nur einen richtig guten Sprung macht.“

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