Kroatien als ÖFB-Vorbild? Stöger: „Hätten auch Spieler, die auf dem Level spielen können“

Überraschungsteams mit Vorbildwirkung: Marokko und Kroatien stehen sich nach unerwarteten Erfolgen in ihrem abschließenden Spiel um den dritten Platz gegenüber.  In der neuen Ausgabe von „DAB | Der Audiobeweis Spezial“ sprechen das Sky Expertenduo Alfred Tatar und Peter Stöger über das Erfolgsgeheimnis der beiden WM-Halbfinalisten – und Parallelen zum österreichischen Nationalteam.

In der neuen Folge widmen sich die beiden Experten  den Überraschungsteams aus Marokko und Kroatien, welche im Spiel um Platz drei einen versöhnlichen WM-Abschluss ins Visier nehmen. Vor allem die Leistung Kroatiens beeindruckt die langjährigen Trainer auch in Hinblick auf das Potenzial des ÖFB-Teams: „Wir hätten auch Spieler, die auf dem Level spielen können. Wir sind dort mittlerweile auch angekommen, dass wir eine Nationalmannschaft haben, wo nahezu alle Spieler im Ausland bei großen Vereinen spielen und zum Teil auch Führungsspieler sind. Deswegen sind wir zurecht nicht ganz zufrieden, dass wir nicht dabei sind“, meint Stöger.

DAB | Der Audiobeweis Spezial – Folge #175 mit Stöger & Tatar

Unterschiede sieht er in der spielerischen Herangehensweise: „Die fußballerische Ausbildung ist schon eine andere in Kroatien. Mit einer Qualität Situationen einschätzen zu können und den Ball kontrollieren zu können und im Laufe der Zeit herauszufinden, welche Position für den Jungen das Beste ist, ist ein sinnvoller Weg. In der kroatischen Nachwuchsarbeit wird auf die Ballkontrolle unglaublich viel Wert gelegt und das ist natürlich ein Thema.“

Einen weiteren Faktor betont Tatar im Vorfeld des kleinen Finales: „Beide wollen dieses kleine Finale gewinnen. Kroatien mit Platz zwei bei der letzten WM und jetzt mit Platz drei, das wäre eine großartige Sache für dieses kleine Land. Dieses Land hat nicht einmal vier Millionen Einwohner und ich frage mich: ‚Was machen die besser als wir?‘ Von allen kroatischen Spielern sind die meisten in Kroatien geblieben und haben kroatische Liga gespielt.“

Tatar: „Was Marokko zeigt, ist beinharte Arbeit“

Nicht geringer ist der Respekt des Ex-Coaches vor Marokkos Leistung: „Hut ab vor dieser Topleistung. Marokko hat sieben Spieler in der Mannschaft, die bei englischen oder spanischen Teams spielen, das heißt, die müssen auch etwas können. Sie haben Qualität, ohne Zweifel. Die zweite Sache ist der Trainerwechsel kurz vor der Weltmeisterschaft. Der ehemalige Trainer hat das Team geformt und über Jahre hinweg gearbeitet und die Grundstrukturen angelegt, die Marokko auszeichnet. Der neue Trainer führt diese Strukturen fort. Man muss beiden gratulieren. Was Marokko zeigt, ist beinharte Arbeit von beiden Trainern.“

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Im defensiven Konzept sieht auch Stöger den Schlüssel zu den Erfolgen des Außenseiters: „Ich bin von dem Team sehr angetan. Ich habe gesehen, da ist eine Struktur drinnen, wie man verteidigt, wie man weit kommen kann und wie man als afrikanische Mannschaft den größten Erfolg nach Hause bringen kann.“

(Red.)

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