Madrid rüstet sich für ungewöhnliches Südamerika-Finale

Nach den Ausschreitungen und den Querelen um die Verlegung der Partie steigt am Sonntag (20.30 Uhr) in Madrid das Finalrückspiel der Copa Libertadores zwischen Boca Juniors und River Plate. Das Hinspiel hatte am 11. November 2:2 geendet, das Rückspiel wurde am 24. November nach Angriffen von Hooligans auf den Boca-Bus verschoben und an einen neutralen Ort verlegt.

Durch Steinwürfe waren mehrere Scheiben des Busses zu Bruch gegangen, mehrere Spieler wurden verletzt und hätten das entscheidende Duell um Südamerikas wichtigste Trophäe im Clubfußball in Buenos Aires nicht bestreiten können. Nach langem Hin-und-Her wird das „Superfinale“, wie das besondere Duell der beiden argentinischen Erzrivalen genannt wird, nun im Bernabeu-Stadion von Real Madrid gespielt.

Ausnahmezustand in Madrid

In der spanischen Hauptstadt droht am Wochenende so etwas wie ein Ausnahmezustand. Seit Tagen berichten Fernsehsender und Zeitungen ausführlich über die Risiken und die geplanten Sicherheitsvorkehrungen. Vor allem für die Nationalpolizei, die mit rund 2.000 Beamten im Einsatz sein wird, war die Vorbereitung eine Herkulesaufgabe: Was normalerweise monatelang geplant wird, musste innerhalb von wenigen Tagen konzipiert werden.

Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez freut sich über die Gelegenheit für sein Land. „Für Spanien ist es eine Ehre, den Superclasico auszurichten. Spanien ist immer auf der Seite des Sports und des Zusammenlebens“, schrieb der Regierungschef zuletzt am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires auf Twitter. In Argentinien dagegen herrschte Frust. „Sie haben uns die Copa gestohlen“, brachte die Sportzeitung „Ole“ den Ärger von Spielern und Fans auf den Punkt.

Beide Teams mussten sich der Entscheidung des südamerikanischen Verbandes (CONMEBOL) beugen. Seit einigen Tagen befinden sie sich in Madrid. Boca hatte vergeblich verlangt, den Titel ohne Rückspiel zugesprochen zu bekommen. River sei für die Ausschreitungen mitverantwortlich, so die Argumentation des Clubs. River bestand hingegen erfolglos auf das Recht, die Partie doch noch im eigenen Stadion auszutragen.

Also mussten sich auch die Fans in Bewegung setzen – zumindest jene, die sich die Reise nach Europa leisten können. Die Plätze in den Linienflügen zwischen Buenos Aires und Madrid waren so schnell ausverkauft, dass Aerolineas Argentinas zwei Sonderflüge arrangierte. In Spanien leben zudem rund 250.000 Argentinier, von denen viele ins Stadion wollen.

4.000 Sicherheitskräfte im Einsatz

Das Bernabeu-Stadion fasst rund 81.000 Menschen. Dort wird nun das passieren, was in Argentinien seit fünf Jahren wegen zahlreicher Gewalteskalationen verboten ist: Die Anhänger beider Teams werden im selben Stadion das Spiel verfolgen.

Rund 4.000 Sicherheitskräfte werden rund um das Finale der Copa Libertadores am Wochenende in Madrid im Einsatz sein. Das gab die zuständige Präfektur am Freitag bekannt. Demnach wurden nicht nur 2.000 Beamte der Nationalpolizei mobilisiert, sondern von Stadionbetreiber Real Madrid auch 1.700 private Sicherheitsleute. Dazu kommen 150 Stadtpolizisten und 150 Beamte im medizinischen Dienst.

Zum Vergleich: Beim jüngsten Champions-League-Finale im Bernabeu-Stadion waren 2010 rund 1.400 Beamte der Nationalpolizei im Einsatz. Beim „Clasico“ zwischen Real und dem FC Barcelona im Jahr 2015, fünf Tage nach den blutigen Attentaten von Paris, waren es 1.500.

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