Meisterrennen in England: Klopp zählt auf Liverpool-Legende Gerrard

Herzschlagfinale um den Titel: Jürgen Klopp übt sich im Fernduell mit Manchester City in Psychospielchen – und hofft auf Steven Gerrard.

Jürgen Klopp lachte vergnügt und nahm genüsslich einen Schluck aus seiner weißen „Normal One“-Tasse. Dass sein FC Liverpool im Herzschlagfinale um den Titel in der englischen Premier League auf Schützenhilfe angewiesen ist, scheint ihn nicht groß zu beunruhigen. Schließlich kann Klopp im dritten „Finale“ auf seiner historischen Quadruple-Jagd auf eine echte Reds-Legende zählen.

„Wenn ich Dortmund oder Mainz helfen könnte, wäre das für mich eine extra Motivation“, sagte Klopp über Liverpool-Ikone Steven Gerrard, der mit Aston Villa bei Tabellenführer Manchester City antritt. Nur wenn der Titelverteidiger um Nationalspieler Ilkay Gündogan sein „Endspiel“ nicht gewinnt, kann sich Klopp am Sonntag (beide 17.00 Uhr/live auf Sky) gegen die Wolverhampton Wanderers zum zweiten Mal nach 2020 die Krone aufsetzen.

„Aber ich spiele nicht mit – und Stevie auch nicht“, sagte Klopp über Trainerkollege Gerrard, „was bei ihm bedauernswerter ist als bei mir.“ Eigens anrufen und um einen Freundschaftsdienst bitten müsse er ihn nicht, „er wird es zu 100 Prozent ernst nehmen, da bin ich sicher“.

In der Tat. „Wir versuchen, es ihnen so schwer wie möglich zu machen und werden alles geben, was wir haben“, versicherte Gerrard, gab aber nach dem 1:1 gegen Burnley am Donnerstagabend zu bedenken: „Wir haben wenig Vorbereitungszeit.“

Wenn man gegen City nicht voll auf der Höhe sei, mahnte Klopp, „kriegst du locker fünf, sechs Stück“. Überhaupt beschwört der Herausforderer seit Tagen die Stärke der Elf von Pep Guardiola. Dass diese nach dem 2:2 gegen West Ham United erneut Punkte liegen lassen und das einen Punkt zurückliegende Liverpool noch vorbeiziehen lassen könnte, sei „unvorstellbar“.

Eigentlich. Denn, so führte Psychospieler Klopp clever aus, man kenne das ja: „Du bist Favorit und die bessere Mannschaft, doch dann: Hoppla, 0:1.“ Dann „kommt es auf den Charakter an. Wir haben den oft bewiesen.“ Mit den Triumphen in Ligapokal und FA Cup ebenso wie in der Champions League, in der Liverpool am 28. Mai gegen Real Madrid erneut nach dem Henkelpott greift.

„Das Momentum“, behauptete Klopp, liege bei seinem LFC. Die Parade mit bis zu vier Pokalen ist längst auf den 29. Mai terminiert, „ich spüre eine unglaubliche Zuversicht und positive Stimmung rund um Anfield“.

City „absolut verrückt nach dem Titel“

Und in Manchester? „Wir sind absolut verrückt nach dem Titel“, sagte Guardiola, doch er weiß: „Fußball ist ein Spiel und als solches von Zufällen geprägt. Es gibt Aspekte, die du nicht kontrollieren kannst.“

Schon gar nicht, was der Rivale so erzählt. „Ich weiß nicht, wie es in Sachen Druck bei City aussieht“, sagte Klopp beschwörend. Spürt der Champion eine gewisse Nervosität? „Vielleicht“, konterte Guardiola, „geht es ihnen ja genau so.“

Allein in England hat Guardiola bereits acht Bewerbe gewonnen, Klopp hält mit Liverpool bei sechs Titeln. Zwei davon heimste der Deutsche heuer mit Liga- und FA-Cup ein. Nun geht es noch um den wertvollsten der nationalen Titel, jenen in der Premier League.

Dreimal holte Guardiola mit den „Citizens“ bisher die Meisterschaft, einmal den FA-Cup und von 2018 bis 2021 viermal hintereinander den Liga-Cup. Der englische Supercup ist in dieser Aufzählung nicht berücksichtigt. Klopp hat mit den „Reds“ die prestigeträchtigere Bilanz. Er gewann je einmal die Premier League, die Champions League, die Club-WM, den europäischen Supercup, den FA-Cup und den Liga-Cup. Klopp hat am nächsten Samstag in Paris gegen Real Madrid noch die Chance auf den erneuten Gewinn der Champions League.

(SID) / Bild: Imago