Nach „Crashgate-Enthüllung“: Verliert Hamilton einen WM-Titel?

Felipe Massa hat in der Formel-1-Saison 2008 den Weltmeistertitel in einem dramatischen Finale um nur einen Punkt gegenüber Lewis Hamilton verpasst. Jetzt will der Brasilianer prüfen, ob es juristische Möglichkeiten gibt, um den Ausgang der Weltmeisterschaft anzufechten.

Felipe Massa hat angekündigt, rechtliche Schritte zu erwägen, um das Ergebnis des Großen Preises von Singapur 2008 annullieren zu lassen. „Ich habe vor, die Situation zu studieren und zu prüfen, was die Gesetze und Vorschriften besagen“, sagte der Brasilianer gegenüber motorsport.com und weiter: „Es ist sehr traurig zu wissen, dass ich einen Titel haben würde.“ Was war geschehen?

Massa kämpfte in der Formel-1-Saison 2008 mit Lewis Hamilton um den Weltmeister-Titel. Der heute 41-Jährige lag vor den vier letzten Saisonrennen in der Fahrerwertung lediglich einen Punkt hinter dem Briten.

Renault-Skandal von Singapur mit Folgen für Massa

Beim Großen Preis von Singapur löste der damalige Renault-Pilot Nelson Piquet jr. dann einen Unfall aus, woraufhin es zu einem Safety-Car-Einsatz kam. Sein Teamkollege Fernando Alonso profitierte davon und gewann schließlich das Rennen in Singapur. Dagegen sorgte bei Massa eine Panne beim Boxenstopp während der Safety-Car-Phase dafür, dass er ans Ende des Feldes zurückfiel und außerhalb der Punkteränge ins Ziel kam.

Nach einem siebten Platz in Japan und einem zweiten Platz in China ging Massa mit sieben Punkten Rückstand auf den Führenden Hamilton ins letzte Rennen in Brasilien. Massa gewann zwar das Rennen, aber Hamilton verbesserte sich in einem dramatischen Finish in der vorletzten Kurve des Rennens auf den fünften Platz, so dass er am Ende mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister wurde.

Ein Jahr später wurde dann der Eklat von Singapur enthüllt, denn Piquet jr. gab an, dass er von Renault angewiesen wurde, absichtlich in die Bande zu fahren, um die Siegchancen von Alonso zu erhöhen. Der Rennstall um die Verantwortlichen Flavio Briatore sowie Pat Symonds wurden daraufhin bestraft, allerdings behielt das Rennergebnis von Singapur seine Gültigkeit.

Ecclestone hatte „Crashgate“ vertuscht

Auslöser für Massas Anfechtungs-Pläne sind nun die neuesten Enthüllungen von Bernie Ecclestone. Vergangenen Monat sorgte der ehemalige Formel-1-Chef für einen Skandal, als er in einem Interview mit F1-Insider bekanntgab, dass er und die FIA von dem geplanten Unfall von Piquet jr. bereits vor Ende der Saison wussten. „Wir haben beschlossen, vorerst nichts zu unternehmen“, sagte er. „Wir wollten den Sport schützen und ihn vor einem großen Skandal bewahren.“ Laut Regelwerk hätte die FIA vor dem Ende der Saison noch Maßnahmen ergreifen können, um das Ergebnis vom Grand Prix in Singapur zu ändern.

Ecclestone: „Damals gab es die Regel, dass eine Weltmeisterschaftswertung nach der FIA-Preisverleihung am Ende des Jahres unantastbar war. Also wurde Hamilton die Trophäe überreicht und alles war in Ordnung. Wir hatten rechtzeitig genug Informationen, um die Angelegenheit zu untersuchen. Nach den Statuten hätten wir das Rennen in Singapur unter diesen Umständen annullieren müssen.“

Schumacher für Ecclestone „alleiniger Rekordweltmeister“

Ecclestone hätte die Situation heute „anders geregelt“ und bedauert den verlorenen Titel für Massa. „Mir tut Massa heute noch leid […] Deshalb ist für mich Michael Schumacher immer noch alleiniger Rekordweltmeister. Auch wenn die Statistik was anderes sagt.“

Aufgrund dieser brisanten Aussagen sieht sich Massa dazu veranlasst, rechtliche Schritte prüfen lassen: „Nach 15 Jahren hören wir, dass der einstige Besitzer sagt, er habe es 2008 zusammen mit dem Präsidenten der FIA herausgefunden“, sagte er und weiter: „Am Ende war ich derjenige, der durch dieses Ergebnis am meisten verloren hat. Also gehen wir der Sache nach, um das alles zu verstehen.“

Auch wenn Massa selbst die Chancen auf eine Anfechtung des Resultats als gering erachtet, könnte Lewis Hamilton damit einen seiner insgesamt sieben WM-Titel verlieren. Und das nach 15 Jahren …

(skysport.de) / Bild: Imago