Nachgetreten Runde 16: Mattersburg gescheitertes System

Wenn eine spielstarke Mannschaft wie Rapid gegen einen Gegner mit einem neuen taktischen System, das nicht wirklich gut funktioniert, antritt, kann das für den Underdog zu einem herben Spielausgang führen. So geschehen in der vergangenen Runde in Mattersburg beim 6:1 für Rapid.

Die Burgenländer treten nominell mit einem 5:3:2-System an. Die Überlegung von Vastic war wohl durch die Fünferkette das starke Flügelspiel der Wiener zu unterbinden. Was das Durchbrechen an den Seiten betrifft, mag diese Idee vielleicht aufgegangen sein, nicht aber was das Entschärfen des Rapid-Spiels im Ganzen betrifft. Im Gegenteil, die taktische Maßnahme verursacht an anderen Stellen Probleme, die für den Verlauf und Ausgang des Spieles viel schwerwiegender sind als die positiven Aspekte:

Szene 1: Die erste Analyseszene zeigt das 0:1 durch Kainz nach bereits 4 Spielminuten. Man sieht die Fünfer-Abwehrkette und die Dreierkette mit Jano, Perlak, Prietl davor. Die Ketten stehen dicht aneinander und lassen zwischen den Linien wenig Raum. Die Abwehrkette deckt in der letzten Reihe die Breite gut ab, davor können die 3 Mittelfeldspieler aber nur das Zentrum sichern und es ergeben sich immer wieder große Räume seitlich der Dreierkette. Da die Mattersburger sehr tief stehen, nützt Kainz die vorhandene Freiheit und versucht es mit einem Weitschuss. Dass Mahrer den Schuss unhaltbar für Tormann Kuster abfälscht, ist Pech. Dass es aber überhaupt zu der Abschlussmöglichkeit gekommen ist, liegt vor allem daran, dass das Mattersburger Abwehrsystem nicht ausgereift ist. Der Ballführende wird viel zu wenig unter Druck gesetzt, da die Fünferkette tief steht, die Abwehrspieler oft nicht wissen, wann sie herausattackieren sollen und die Räume im Mittelfeld nicht gut abgedeckt werden können.

 

 

Szene 2: Die zweite Analysezene zeigt einen Rapid-Angriff mit einem Hofmann-Abschluss an die Latte in gekürzter Form. Insgesamt spielen die Wiener bei diesem Angriff unglaubliche 45 Pässe! Mattersburg bekommt die gesamte Zeit über keinen Zugriff auf den Ball. Dies liegt einerseits an den oben genannten Gründen und wird dadurch verstärkt, dass Rapid unter solchen Gegebenheiten seine Qualitäten voll entfaltet und über das gesamte Feld ein sicheres Kurzpassspiel aufziehen kann. Über 80% Passquote sprechen für sich. Auch hier ist wieder zu wenig Druck am Ball. Hinzu kommt, dass die Fünferkette auf einer Linie steht und zu wenig tiefengestaffelt. Das ermöglicht Rapid immer wieder gezielte Lochpässe durch die letzte Reihe. Welche Probleme Mattersburg mit der Defensivordnung hat, zeigt schließlich auch noch die Abschlusssituation. Obwohl mit 5 Spielern im Strafraum eine klare Überzahl vorhanden ist, steht neben Hofmann auch noch Schobesberger völlig frei.

 

 

Fazit: Für Vastic heißt es wohl, das Rapid-Spiel und vor allem den Versuch mit dem neuen System ab zu haken. Zwar werden nicht alle Gegner die Schwächen des

Systems derart brutal bestrafen, wie Rapid es tat, Mattersburg zeigt sich in dieser Formation aber viel zu wenig eingespielt, um Kapital aus dem System schlagen zu können.

 

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