„Nicht angenehm als Athletin“: ÖSV-Team vermisst Rückendeckung

Mit Rückendeckung fühlen sich Österreichs Ski-Läuferinnen in der momentanen Drucksituation nicht gerade ausgestattet. „Es ist nicht angenehm als Athlet“, kommentierte Ramona Siebenhofer beim Semmering-Weltcup am Dienstag die Schelte von ÖSV-Finanzreferent Patrick Ortlieb, der zuletzt eine Art Wohlfühloase im negativen Sinn im Verband gezeichnet hatte. „Er war selber einmal Athlet, er müsste es eigentlich besser wissen. Er hat auch eine Tochter, die da dabei ist.“

Ortlieb, der Abfahrts-Olympiasieger von 1992 und heutige Strippenzieher im ÖSV, hatte die Athletinnen zuletzt mit durchaus harten Worten in die Pflicht genommen. „Wir haben uns als Skiverband dem Spitzensport verschrieben und nicht dem Schönwettersport. Und schon gar nicht dem Hobbysport“, sagte Ortlieb. „Man sieht, Geld macht keinen Erfolg. Wir müssen die Athleten wieder gieriger, hungriger und bissiger machen und sie wieder aufeinander loslassen.“

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„Wenn man schon am Boden ist, dann noch einmal ein bisschen nachtreten – also ich weiß nicht“, konnte Katharina Truppe vor allem den Zeitpunkt der öffentlichen Kritik gut sechs Wochen vor der WM in Courchevel/Meribel nicht nachvollziehen. Angesichts der von Ortlieb ebenfalls vorgeschlagenen Verschlankung des seiner Ansicht nach zu großen ÖSV-Apparats, meinte Truppe: „Am Personal kann ich sowieso nicht viel ändern, ich bin da nur ein kleiner Fisch.“

Entspannung ist nach dem Auftaktbewerb von drei Rennen am Semmering mit Katharina Liensberger als 13. und damit bester Österreicherin nicht zu erwarten. Vielmehr ist laut Alexandra Meissnitzer Tacheles gefragt. „Es braucht jetzt gnadenlose Ehrlichkeit, das müssen sie aushalten. Spitzensport ist kein Dasein auf der Blumenwiese“, meinte die frühere Weltklasseläuferin und TV-Expertin. „Da muss man sich wahrscheinlich einmal das eine oder andere kritische Wort anhören“, sagte Meissnitzer „on air“ und verwies auf durchaus „kritische Geister“ im von Thomas Trinker angeführten und vor dieser Saison auf neue Beine gestellten Betreuerstab.

Liensberger: „Jeder gibt sein Bestes“

„Es sind alle sehr bemüht, jeder gibt sein Bestes. Die Einsatzbereitschaft ist von jedem sehr gut da“, sagte Liensberger, merkte aber angesichts der großflächigen Umstrukturierung im Betreuer-Bereich auch an: „Es gibt niemanden von den oberen Etagen, die tatsächlich wissen, wie es die letzten Jahre war. Das macht es nicht einfacher und braucht eine gewisse Zeit, bis sich das entwickelt.“

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(APA).

Beitragsbild: GEPA.