Am Montag hat der österreichische Sport mit dem Tod von Formel-1-Legende Niki Lauda eine seiner größten Persönlichkeiten verloren. Wie die Familie in der Nacht auf Dienstag mitteilte, ist der 70-Jährige im Kreis seiner Liebsten verstorben. Vergessen wird Lauda wohl aber niemals, nicht nur wegen seiner scharfen Aussagen und Kommentare, sondern vor allem wegen dem wohl größten Comeback der Sportgeschichte.
Der 1. August 1976 war der Schicksalstag im Leben von Niki Lauda. Nach starken Regenfällen in der „Grünen Hölle“ plädierte Lauda im Fahrer-Briefing für eine Absage des Rennens auf der legendären Nürburgring Nordschleife. Seine Fahrerkollegen unterstellten dem Wiener – der zum damaligen Zeitpunkt die Fahrerwertung in der Weltmeisterschaft anführte – sich durch eine Absage einen Punktevorteil verschaffen zu wollen und stimmten dafür, das Rennen zu starten.
Flammeninferno in der „Grünen Hölle“
Nach einem schwachen Start in den Grand Prix von Deutschland fiel Lauda im Feld weit zurück. Nachdem sich das Wetter an der Nordschleife besserte, entschied sich Lauda bereits nach Runde eins für einen Reifenwechsel und steuerte die Boxengasse an. Viel länger sollte das Rennen für den Wiener allerdings nicht dauern: In der zweiten Runde raste Lauda vermutlich aufgrund eines technischen Defekts in die Streckenbegrenzung, durchschlug mehrere Fangzäune und prallte schließlich gegen einen Erdwall. Das aus dem Fahrzeug ausgeronnene Benzin entzündete sich, der im Fahrzeug eingeklemmte Lauda musste schließlich über eine halbe Minute in den Flammen ausharren.
Kollegen werden zu Lebensrettern
Ohne die Geistesgegenwart einiger nachfolgender Kollegen hätte das außergewöhnliche Leben Laudas wohl bereits an diesem Tag sein Ende gefunden. Guy Edwards, Brett Lunger, Harald Ertl sowie Arturo Merzario avancierten zu Lebensrettern und befreiten den Weltmeister von 1975 aus dem brennenden Wrack. Auch Hans-Joachim Stuck hatte mit einem entscheidenden Hinweis an die Rettungssanitäter großen Anteil an der Rettung. Er wies die Retter auf eine wenig bekannte Ausfahrt der Rennstrecke, die 20 Kilometer Strecke und somit wertvolle Minuten auf dem Weg ins Krankenhaus sparte.
Dort bot sich den Ärzten ein verheerendes Bild. Laudas Gesicht wies schwerste Verbrennungen auf, die Lunge war stark verätzt. Noch am selben Tag erhielt der Formel-1-Pilot im Unfallkrankenhaus Ludwigshafen die letzte Ölung, seiner Frau Marlene sollen die Ärzte erklärt haben: „Diese Nacht überlebt er nicht“.
Unvergleichliches Comeback
Doch die Ärzte hatten nicht mit Laudas unbändigem Kampfeswillen gerechnet. Nur 42 Tage nach seinem schrecklichen Unfall bestieg der Österreicher auf der Ferrari-Heimstrecke in Monza wieder ein Formel-1-Auto – und wurde trotz blutender Wunden und unglaublicher Schmerzen Vierter. Beim Saisonfinale 1976 im japanischen Fuji stellte Lauda seinen Boliden während des Rennens im strömenden Regen ab, denn „das Leben ist wichtiger als der WM-Titel“, so Lauda damals und ergänzte: „Ich möchte mich doch nicht umbringen, jedenfalls kein zweites Mal.“
Im darauffolgenden Jahr krönte Lauda seine unglaubliche Geschichte mit dem Gewinn seines zweiten Weltmeisterschaftstitels mit Ferrari, im Jahr 1984 sicherte er sich mit McLaren seinen dritten und letzten Titel.
Spätfolgen des Unfalls
Niki Lauda hatte Zeit seines Lebens immer wieder mit den Folgen seines verheerenden Crashs zu kämpfen. In den Jahren 1997 und 2005 musste er sich jeweils einer Nierentransplantation unterziehen, im vergangenen Jahr war schließlich eine Lungentransplantation unausweichlich, von der er sich letztlich nicht mehr erholen sollte.
Mit Niki Lauda verliert die gesamte Sportwelt einen unvergleichlichen Kämpfer, der mit seinem unbändigen Willen gezeigt hat, dass das Unmögliche manchmal eben doch möglich ist.