Vor Abschiedsspiel gegen Schottland: Foda sieht „Entwicklungspotenzial“ für Nachfolger

Ein neuer Teamchef soll spätestens bis zur ÖFB-Präsidiumssitzung am 29. April gefunden werden. Franco Foda übergibt seinem Nachfolger laut eigenen Angaben eine funktionierende Mannschaft mit „Entwicklungspotenzial“. Mit der Diskussion über die unterschiedlichen Spielausrichtungen der Red-Bull-Schule und des Wiener Ballbesitz-Fußballs, die ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel zuletzt vom Zaum gebrochen hatte, kann er wenig anfangen.

Die beiden aktuell vorherrschenden Strömungen im österreichischen Fußball unter einen Hut zu bringen, sei laut Schöttel eine der größten Herausforderungen für einen Cheftrainer. „Für mich war das jetzt kein großes Problem, weil Fußball nicht nur aus Pressing und Gegenpressing besteht“, meinte Foda. „Fußball besteht aus vielen Facetten, er ist sehr variantenreich.“ Wenn man Ziele nicht erreiche oder Spiele nicht gewinne, werde aber immer Ursachenforschung betrieben.

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Ex-Teamstürmer Marc Janko hatte nach dem Aus im WM-Play-off in Wales (1:2) etwa die sportliche Kompetenz der ehrenamtlichen Funktionäre im ÖFB-Präsidium angezweifelt und auch Schöttel hinterfragt. „Ich schätze Marc sehr, aber er ist noch nie in der Verantwortung gestanden und hat wichtige Entscheidungen treffen müssen“, sagte Foda. Kritik sei grundsätzlich in Ordnung, der Zeitpunkt nach einem Misserfolg störte den Deutschen. „Er war selbst Nationalspieler. Er war jahrelang hier vor Ort, da hätte er seine Meinung auch schon kundgeben können.“

Das komplette Interview mit Sky Experte Marc Janko

Öffentliche Kritik war Foda in seinen viereinhalb Jahren als Teamchef gewöhnt. „Mit einer gewissen Unruhe lebten wir schon das komplette letzte Jahr“, erinnerte der 55-Jährige. Damit hätte er aber sehr gut umgehen können. Auch „Foda raus“-Rufe von den Fans waren ihm nicht entgangen. „Das habe ich aber nicht persönlich genommen.“ Auch die teils sehr heftige mediale Kritik sei kein Grund für seinen Abschied. „Man entwickelt einfach so ein Gefühl“, erklärte Foda.

Sein Vertrag läuft am Donnerstag aus. Ob er tatsächlich ein ernsthafter Kandidat für eine Verlängerung war, bleibt das Geheimnis von Schöttel und ÖFB-Präsident Gerhard Milletich. Foda wollte aus den Gesprächen nichts nach außen tragen. „Mein Nachfolger kann sich auf eine charakterlich einwandfreie Mannschaft freuen, die noch Entwicklungspotenzial hat“, versicherte der scheidende Teamchef. „Wir haben viele junge Spieler, die werden reifen – auch aus der Situation in Wales.“

Letzte WM-Teilnahme 1998

Von außen sei Kritik immer leicht, meinte Foda, und warb um Zurückhaltung. „Wir tun gut daran, die Erwartungshaltung ein bisschen zu reduzieren – auch für meinen Nachfolger.“ Der ÖFB sei in den vergangenen Jahren erfolgreich gewesen. „Wir haben uns zweimal für die EM qualifiziert, das ist nicht selbstverständlich“, betonte der frühere Sturm-Graz-Coach. „Bis auf die WM-Quali war es immer so, dass wir unsere Ziele erreicht haben.“

Auf eine WM-Teilnahme wartet Österreich seit 1998 vergeblich. 2026 wird die Chance ein wenig größer, erhöhen sich Europas Startplätze beim ersten Weltturnier mit 48 Teams doch von 13 auf 16. Foda zeigte sich zuversichtlich, dass das ÖFB-Team in naher Zukunft auch gegen einen Gegner aus den Top 20 der Welt gewinnen werde. „In Testspielen haben wir das ja schon geschafft. Ich bin davon überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren mit dem Nationalteam viel Freude haben werden.“

Ähnlich sah es sein Stürmer Nummer eins. „Für die Zukunft des Nationalteams habe ich überhaupt keine Bedenken. Ich sehe da überhaupt kein Problem“, sagte Marko Arnautovic. Die Schuld für das WM-Aus sah er nicht bei Foda. „Der Trainer ist nie schuld, es sind immer wir schuld. Er spielt ja nicht mit.“ Teamkollege Aleksandar Dragovic lobte Foda als „akribischen Arbeiter“, der sich immer weiterentwickeln wolle. Foda werde daher schon bald einen neuen Arbeitgeber finden.

(APA)/Bild: GEPA