ÖSV-Traumstart: Herren so gut wie zuletzt 2018

Zwei von drei Rennen gewonnen, insgesamt fünf Podestplätze – Österreichs Alpin-Ski-Männer sind wahrlich mit Vollgas in die Olympia-Saison 2021/22 gestartet. Am Samstag räumten Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr beim Speed-Auftakt in Lake Louise mit einem Abfahrts-Doppelsieg ab. Doch braucht man in den Datenbanken gar nicht so lange zurückgehen, um eine ähnlich erfolgreiche Weltcup-Ouvertüre zu finden. Einen Karriere-Meilenstein erreichte der Schweizer Beat Feuz.

„Schlechte Sicht, die Piste war ruppig. Es war relativ schnell, es war eine richtige Weltcup-Abfahrt, wie man es sich wünschen würde“, freute sich Mayer über seinen elften Sieg im Weltcup-Zirkus. Der Olympiasieger in beiden Speed-Disziplinen wollte nach seinem Super-G-Erfolg in der kanadischen Weltcup-Gemeinde 2019 unbedingt auch die oft eher abschätzig als „Autobahn“ bezeichnete Abfahrt von seiner To-Do-Liste streichen. „Es war eines meiner größten Ziele, hier in Lake Louise auch die Abfahrt zu gewinnen“, verriet der 31-Jährige, der in den jüngsten sechs Weltcup-Abfahrten jeweils unter den Top drei war.

Er fühle sich gut, auch in puncto Material sei alles bestens. „Ich habe kleine Dinge an meinem Setup verändert, die sehr positiv sind, wie ich gesehen habe. Wir werden sehen, wie die nächsten Rennen ausgehen“, betonte Mayer. „Ich kann definitiv sagen, dass die Abfahrt im Moment meine stärkste Disziplin ist. Aber wie man heute gesehen hat, sind meine Konkurrenten sehr stark.“ 23 Hundertstelsekunden waren der Abstand, mit dem er sich Kriechmayr vom Leibe halten konnte. „Ich denke, das wird ihn natürlich für die nächsten Rennen sehr motivieren.“

Abfahrts-Weltmeister Kriechmayr spielte den Ball höflich zurück und gratulierte Mayer, der „von oben bis unten ziemlich am Limit gefahren“ sei. Mit der Entscheidung für Startnummer 1 habe er alles richtig gemacht, sagte der Oberösterreicher, denn nachher sei die Sicht nicht besser geworden. „Ich möchte einfach jedes Rennen mein bestes Skifahren zeigen. Ich erwarte keine Siege oder Medaillen, ich möchte nur das zeigen, was ich kann. Dann wird man sehen, ob ein Podium möglich ist.“

Vor Mayer hatte Christian Hirschbühl das Parallelrennen in Lech/Zürs vor seinem Teamkollegen Dominik Raschner gewonnen. Beim Saison-Aufakt in Sölden war der nunmehr verletzte Roland Leitinger im Riesentorlauf auf den zweiten Platz hinter Marco Odermatt gefahren. Zwei Siege nach drei Events gab es auch in der Saison 2018/19 – Marcel Hirscher in Levi (Slalom), Max Franz in Lake Louise (Abfahrt) -, doch waren die ÖSV-Stars „nur“ dreimal auf dem Podium gestanden. Die gesamte Mannschaft sammelte damals aber in den ersten drei Rennen 698 Punkte, heuer im Vergleich dazu 651.

Kriechmayr wollte die Top-Ergebnisse in dieser Phase aber nicht überbewerten. „Der Saisonstart ist nicht schlecht gewesen“, sagte er. „Aber es gibt noch sehr viele andere Rennen, wo wir wieder unser Bestes zeigen müssen. Die Konkurrenz wird uns bei den nächsten Rennen nichts schenken. Es war jetzt ein super Start, aber da kann man noch nicht prognostizieren, wie die Saison wird.“

Der Schweizer Feuz fuhr in Lake Louise zum 41. Mal auf ein Weltcup-Abfahrtspodest und egalisierte damit den Rekord seines Landsmanns Peter Müller und der rot-weiß-roten Legende Franz Klammer. „Das ist schon ein Karriere-Meilenstein, würde ich sagen. Das erreicht man nicht jeden Tag“, gab der Wahl-Tiroler zu Protokoll. Sein Lauf über die vergangenen vier Jahre, in denen er jeweils die Abfahrts-Kugel gewann, sei „natürlich cool“ gewesen. „Aber es ist wieder eine neue Saison, es geht bei Null los. Deshalb bin ich doch sehr zufrieden, dass es heute einen Podestplatz gibt. Die zwei Österreicher waren heute zu stark für mich.“

(APA) / Bild: GEPA