Pressestimmen zur Gründung der Super League: Erdbeben, das „Krieg im Sport“ auslöst

Die Fußballwelt ist wegen der Gründung einer neuen Super League in Aufruhr. Die Pressestimmen.

Nun ist es offiziell: In der Nacht von Sonntag auf Montag verkündeten zwölf europäische Vereine die Gründung einer eigenen Super League. So reagiert die internationale Presse.

FRANKREICH

L’Equipe: „Momentan gegen das Projekt der europäischen Super League eingestellt, steht PSG vor einem Dilemma. Die Pariser gehören nicht zu den zwölf Gründungsclubs des Projekts, dessen möglicher Start nicht ohne Konsequenzen für ihn wäre.“

ITALIEN

La Gazzetta dello Sport: „Die Super League, die er (Juve-Boss Andrea Agnelli) fördert, würde eher den Interessen seines Klubs nützen, als den Interessen der Serie A. Ein Parallelturnier zwischen mehreren Vertretern des europäischen Klub-Adels würde Geld nur in die Kassen der beteiligten Vereine spülen. Die Superliga steht im Widerspruch zum Versuch, die italienische Meisterschaft wieder aufzuwerten und noch stärker im Gegensatz zum Projekt der neuen Champions League, die vorhat, den Wettbewerb von 2024 an auf 36 Mannschaften auszuweiten.“

Corriere della Sera: „Eine grobe Idee, die sich gegen die Fans richtet“

GROSSBRITANNIEN

Daily Mail: „Die großen Sechs des englischen Fußballs haben sich einer neuen europäischen Super League angeschlossen, in einer Erdbebenbewegung, die Krieg im Sport ausgelöst hat. Die Entscheidung droht, den englischen Fußball zu spalten, nachdem die Premier League in einem Brief an die Clubs Sonntagnacht erkennen ließ, dass sie keinem derartigen Wettbewerb zustimmen werde.“

Guardian: „Das ist eine Idee, die sich nur jemand ausgedacht haben kann, der Fußball wirklich bis auf die Knochen hasst. Der den Fußball so sehr hasst, dass er ihn beschneiden, ausnehmen, zerlegen will, vom Spiel an der Basis bis zum Weltcup.“

SPANIEN

Marca: „Die Schaffung der neuen Liga kommt in einer Zeit, in der die weltweite Pandemie die Instabilität des aktuellen ökonomischen Modells des europäischen Fußballs beschleunigt hat. Jahrelang hatten die Gründerclubs zum Ziel gehabt, die Qualität und Intensität der bestehenden europäischen Wettbewerbe zu verbessern und vor allem, ein Turnier zu schaffen, bei dem die besten Clubs und Spieler häufiger aufeinandertreffen könnten.“

https://www.skysportaustria.at/nach-super-league-hammer-so-funktioniert-der-neue-wettbewerb/

USA

New York Times: „Es ist wirklich keine Überraschung, dass die Rebellen glauben, ihr Plan könnte funktionieren und es keine rote Linie gibt. Dass, was auch immer sie tun, wir weiter alle zuschauen und der Ball weiter rollen wird. Es ist keine Überraschung, dass sie denken, sie können tun was immer sie wollen. Das haben sie schließlich seit Jahren, und niemand hat sie bislang aufgehalten.“

Reaktionen auf die Gründung der Super League

FIFA: „Unserer Ansicht nach und in Übereinstimmung mit unseren Statuten sollte jeder Fußballwettbewerb, ob national, regional oder global, immer die Grundprinzipien der Solidarität, Inklusivität, Integrität und gerechten finanziellen Umverteilung widerspiegeln. Darüber hinaus sollten die Leitungsgremien des Fußballs alle rechtmäßigen, sportlichen und diplomatischen Mittel einsetzen, um sicherzustellen, dass dies auch weiterhin der Fall ist. Vor diesem Hintergrund kann die FIFA nur ihre Missbilligung einer ‚geschlossenen europäischen Ausreißerliga‘ außerhalb der internationalen Fußballstrukturen und unter Missachtung der oben genannten Grundsätze zum Ausdruck bringen.“

UEFA (in Abstimmung mit dem englischen Verband und der Premier League, dem spanischen Verband und der Primera Division, dem italienischen Verband und der Serie A): „Dieses zynische Projekt basiert auf dem Eigeninteresse einiger Klubs in einer Zeit, in der die Gesellschaft mehr denn je Solidarität braucht. Wir werden alle Maßnahmen prüfen, die uns auf allen Ebenen zur Verfügung stehen, sowohl in der Justiz als auch im Sport, um dies zu verhindern. Wie bereits von der FIFA und den sechs Konföderationen angekündigt, ist es den betroffenen Vereinen untersagt, an anderen Wettbewerben auf nationaler, europäischer oder weltweiter Ebene teilzunehmen, und ihren Spielern könnte die Möglichkeit verweigert werden, ihre Nationalmannschaften zu vertreten. Wir danken den Klubs in anderen Ländern, insbesondere den französischen und deutschen Klubs, die sich geweigert haben, sich dem anzuschließen. Wir fordern alle Fußballliebhaber, Anhänger und Politiker auf, gemeinsam mit uns gegen ein solches Projekt zu kämpfen. Dieses anhaltende Eigeninteresse einiger weniger hat zu lange gedauert. Genug ist genug.“

https://www.skysportaustria.at/was-haltet-ihr-von-der-gruendung-einer-super-league-stimmt-ab/

Christian Seifert (Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga): „Wirtschaftliche Interessen einiger weniger Topklubs in England, Italien und Spanien dürfen nicht die Abschaffung gewachsener Strukturen im gesamten europäischen Fußball zur Folge haben. Es wäre insbesondere unverantwortlich, die nationalen Ligen als Basis des europäischen Profifußballs auf diese Weise irreparabel zu beschädigen. Ich unterstütze daher die gemeinsame Erklärung der UEFA mit den Ligen und Nationalverbänden aus England, Italien und Spanien.“

DFB: „Der Deutsche-Fußball-Bund (DFB) positioniert sich klar gegen das Konzept einer europäischen Super League. Im Fußball muss es immer um die sportliche Leistung gehen. Sie bestimmt über Auf- und Abstieg sowie die Qualifikation für die jeweiligen Wettbewerbe. Die wirtschaftlichen Interessen einiger weniger Klubs dürfen nicht das praktizierte solidarische Miteinander des Fußballs aufkündigen. Jeder Verein wird sich entscheiden müssen, ob er Teil des solidarisch organisierten Gesamtfußballs bleiben oder ausschließlich egoistische Eigeninteressen außerhalb der UEFA und der nationalen Fußballverbände verfolgen möchte. Der DFB steht daher klar hinter der ausdrücklichen gemeinsamen Erklärung der UEFA mit den Ligen und Nationalverbänden aus England, Italien und Spanien.“

Margaritis Schinas (Vizepräsident der EU-Kommission): „Wir müssen ein werteorientiertes europäisches Sportmodell verteidigen, das auf Vielfalt und Inklusivität basiert.“

Boris Johnson (britischer Premierminister): „Pläne für eine europäische Super League wären für den Fußball sehr schädlich, und wir unterstützen die Fußballverbände dabei, Maßnahmen zu ergreifen. Sie würden das Herzstück des nationalen Spiels treffen und die Fans im ganzen Land betreffen.“

Rainer Koch (DFB-Vizepräsident und Exko-Mitglied der UEFA): „Eine europäische Super League einiger weniger Vereine, denen es ausschließlich um die eigenen wirtschaftlichen Interessen geht, wäre ausgerechnet in einer Zeit, in der die Gesellschaft mehr denn je Solidarität braucht, zerstörerisch gegenüber allen anderen Vereinen, Ligen und Verbänden. Fußball basiert auf offenen sportlichen Wettbewerben. Wer das nicht anerkennt, wird mit seinen Fans, Spielern und Teams aus allen Stockwerken des Weltfußballhauses ausziehen müssen. Genug ist genug. Ich unterstütze zu hundert Prozent die Position der UEFA. Viel zu lange ist dem Treiben einiger weniger europäischer Großklubs zugesehen worden. Und ich bin sehr froh, wenn es so bleibt, dass kein deutscher Verein sich daran beteiligt.“

(SID) / Bild: Imago