Rapids Achtelfinaltraum ausgeträumt: „Die Enttäuschung ist riesig“

Rapids Traum vom erstmaligen Einzug in ein Fußball-Europacup-Achtelfinale seit 1997 ist nicht wahr geworden. Die Hütteldorfer konnten ihre gute Ausgangslage am Donnerstag nicht nützen, kassierten bei Vitesse Arnheim im Sechzehntelfinal-Rückspiel der Europa Conference League eine verdiente 0:2-Niederlage und zogen noch den Kürzeren. Zwei Teile einer Dreifachbelastung sind damit früh im Frühjahr weggefallen, nachdem man zuvor schon im ÖFB-Cup im Viertelfinale gescheitert war.

„Die Enttäuschung ist riesig, es schmerzt sehr, alle sind ziemlich am Boden. Mit dieser Leistung haben wir es uns einfach nicht verdient unter die letzten 16 zu kommen“, musste sich Rapid-Trainer Ferdinand Feldhofer eingestehen. Ausgerechnet der Ex-Rapidler Adrian Grbic machte den Fehlstart der Gäste schon nach drei Minuten perfekt, Matus Bero (19.) erzielte wenig später den entscheidenden Treffer. Beide Male hatten die Niederländer viel zu viel Raum, passte das Stellungsspiel in der Abwehr überhaupt nicht, konnte Eli Dasa mit Zuspielen die Treffer einleiten.

Video-Highlights: Vitesse Arnheim – SK Rapid 2:0

„Wenn man hinten solche Tore bekommt, hat man im Achtelfinale nichts verloren“, wusste Feldhofer. Seine Idee auf eine Dreierkette zu setzen, ging überhaupt nicht auf, die Verunsicherung war zumindest in der gesamten ersten Hälfte spürbar. „Wir hatten nicht diese Frische, diese körperliche Präsenz, dem Gegner Paroli zu bieten in den Zweikämpfen. Wenn man die Gegentore sieht, hat das mit Taktik ganz wenig zu tun. Da muss man einfach den Raum sichern, es besser wegverteidigen“, erläuterte der 42-Jährige.

Die Spieler gaben sich nach einer ähnlichen Anfangsphase wie in Wien, nur das diesmal die Niederländer besser waren und einen frühen Doppelschlag schafften, selbstkritisch, waren zum Teil aber auch ratlos. „Wir haben uns in eine so gute Lage gebracht, und schmeißen das nach drei Minuten wieder weg. Das war einfach gar nichts“, sagte Innenverteidiger Kevin Wimmer. Und Offensivspieler Marco Grüll ergänzte: „Wir haben die erste Halbzeit verschlafen, da alles falsch gemacht, was man falsch machen kann, es da verbockt.“

Hinzu kam absolute Harmlosigkeit in der Offensive, nur eine einzige (Top)Chance von Rapid in 95 Minuten durch Robert Ljubicic (18.) spricht Bände. „Zweite Halbzeit ist es besser geworden, wir hatten aber nicht die Durchschlagskraft, dass wir Chancen kreieren“, war sich Feldhofer bewusst. Dass Vitesse-Fans am Tag vor dem Spiel nach Mitternacht ein Feuerwerk vor Rapids Mannschaftshotel gezündet hatten, sei nicht relevant gewesen. „Ich habe geschlafen wie ein Baby, nichts mitgekriegt“, sagte Rechtsverteidiger Thorsten Schick.

Sehr wohl ein Faktor war hingegen die mangelnde Erfahrung, was auch Feldhofer ins Treffen führte. Rapids Anfangself hatte ein Durchschnittsalter von 23,4 Jahre, gleich fünf Akteure sind noch für das ÖFB-U21-Nationalteam spielberechtigt. „Die Spieler waren so eine Kulisse lange Zeit nicht gewohnt, wir haben uns am Anfang zu sehr von der Atmosphäre beeindrucken lassen. Und wir haben Viele, die so ein entscheidendes Spiel im Europacup noch nie hatten, da haben wir ein bisschen Tribut gezollt.“

Goalie Niklas Hedl traf bei seinem Europacupdebüt keine Schuld am Ausscheiden. Der 20-Jährige hatte gegenüber dem noch nicht ganz fitten Einsergoalie Paul Gartler den Vorzug erhalten. Schick gab früher als geplant sein Comeback, das auch mangels guter Alternativen. „Die Personalsituation ist bekannt. Ich weiß, dass einige Spieler eine Pause benötigen würden, aber diese Frage stellt sich nicht“, so Feldhofer. Fünf Ausfälle machen ihm das Leben aktuell schwer, zudem schied nun auch Jonas Auer angeschlagen aus.

Positiv ist dafür, dass Philipp Schobesberger ab der 81. Minute zum ersten Mal seit 9. November 2019 wieder einmal für die Profis spielte. Feldhofer bezeichnete den 28-Jährigen als ernsthafte Alternative, bis zu Einsätzen in der Startelf werde es aber noch dauern. Jene am Sonntag bei WSG Tirol wird nicht viel anders aussehen, als am Donnerstag. „Wir haben wenig Möglichkeiten zu rotieren“, so Feldhofer. Drei Punkte müssen aber trotzdem her, um nicht mit dem Verpassen der Meistergruppe noch einen dritten großen Rückschlag innerhalb kurzer Zeit einstecken zu müssen.

Das hätte auch finanzielle Auswirkungen durch deutlich geringere Zuschauereinnahmen. Auch am Donnerstag hat man wertvolles Geld liegen gelassen. 600.000 Euro wären für das Achtelfinale zusätzlich an Prämie geflossen. „Wir dürfen jetzt nicht in Selbstmitleid verfallen“, betonte Schick. Und Wimmer meinte: „Wir müssen uns hinterfragen, aber dann schnell schütteln, weil wir die drei Punkte in Tirol brauchen.“

(APA)/Bild: GEPA