Rosbergs siebter Streich – „Torpedo“ Kwjat schiebt Vettel raus

Nico Rosberg im siebten Himmel, Sebastian Vettel wild fluchend im Reifenstapel: Die beiden deutschen Formel-1-Stars trennten bei Rosbergs viertem Saisonsieg in Sotschi Welten. Ein vor Wut kochender Sebastian Vettel musste aus der Boxengasse mit ansehen, wie WM-Spitzenreiter Nico Rosberg seine herausragende Serie beim Großen Preis von Russland mit dem vierten Saisonsieg im vierten Rennen des Jahres fortsetzte.

Nach nunmehr sieben Siegen in Folge scheint der Mercedes-Pilot auf dem Weg zu seinem ersten WM-Titel in dieser Form kaum aufzuhalten – obwohl Weltmeister Lewis Hamilton nach starker Aufholjagd als Zweiter ein echtes Lebenszeichen an seinen Teamkollegen sendete. Auf Platz drei landete Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen (Finnland).

Vettel dagegen wurde in Sotschi vom Red Bull seines neuen „Lieblingsfeindes“ Daniil Kwjat (Russland) bereits in der ersten Kurve zweimal heftig im Heck getroffen und tief in einen Reifenstapel befördert. „Jemand ist mir ins Heck gefahren. Was verflucht nochmal machen wir eigentlich hier“, waren noch die harmlosesten Äußerungen des viermaligen Weltmeisters, dessen Stimme im Boxenfunk immer schriller wurde und sich überschlug.

„Das ist schon wirklich frustrierend“, sagte ein sichtlich genervter und enttäuschter Vettel bei Sky: „Dabei war der Start sehr gut. Das ist extrem bitter, wenn man nach nicht mal einer Runde schon Feierabend hat.“ Vettel ließ es sich auch nicht nehmen, dem Red-Bull-Kommandostand einen Besuch abzustatten und Teamchef Christian Horner seine Meinung über Kwjat sehr deutlich mitzuteilen.

Vettel flippt nach Crash via Boxenfunk aus

Gegen Rosberg, der durch seinen siebten Streich in Folge mit Rekordweltmeister Michael Schumacher, dem legendären Italiener Alberto Ascari und Vettel gleichzog, hat Vettel in der WM wohl kaum noch eine Chance. Nach der zweiten unverschuldeten Nullnummer nach dem Motorschaden in Bahrain hat der 28-Jährige mit 33 Zählern bereits einen gigantischen Rückstand auf Rosberg mit maximalen 100 Punkten. Hamilton folgt mit 57 Punkten auf Position zwei, Räikkönen ist mit 43 Punkten Dritter.

„Ich hatte ein wunderbares Wochenende“, sagte Rosberg im Rahmen der Siegerehrung durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin: „Das Auto war super, ich bin sehr glücklich und sehr dankbar.“ Lewis Hamilton ließ durch seine Körpersprache auf dem Podium deutlich erkennen, dass es für ihn nicht ganz so gut gelaufen war, machte aber dennoch gute Miene: „Nach den Ereignissen vom Samstag bin ich sehr froh, jetzt hier zu stehen.“ Der drittplatzierte Kimi Räikkönen stellte etwas ernüchternd fest: „Wir waren nicht schnell genug für Mercedes.“

Vettel: „Es hatten nicht alle vor, die Kurve zu kriegen“

Das Jubiläumsrennen des Emmerichers Nico Hülkenberg war nach einer Kollision wie bei Vettel bereits in der ersten Runde beendet. „Für meinen 100. Grand Prix hätte ich mir ein schöneres Rennen gewünscht“, sagte der Force-India-Pilot am Sky-Mikrofon. Rookie Pascal Wehrlein (Worndorf) erreichte im unterlegenen Manor auf Rang 18 das Ziel.

Ein Ausrufezeichen setzte Fernando Alonso: Der zweimalige Weltmeister aus Spanien feierte als Sechster sein zweitbestes Resultat seit seinem Wechsel zu McLaren-Honda Anfang 2015.

Rosberg entschied das Rennen bereits vor der ersten Kurve. Ohnehin vom Pech seiner vermeintlich ärgsten Rivalen Vettel und Hamilton begünstigt, gewann der 30-Jährige den Start deutlich vor dem Finnen Valtteri Bottas und hielt sich damit von allen Zweikämpfen im Mittel- und Hinterfeld fern.

Nach dem Aus von Vettel, der wegen eines Getriebewechsels nach dem zweiten Freien Training am Freitag von Startplatz zwei auf sieben versetzt wurde, rückte das Safety Car aus. Kwjat wurde von den Kommissaren mit einer Zehn-Sekunden-Strafe während des Rennens belegt und fiel weit zurück.

Gewinner der Frühphase war Hamilton: Nach seinen Motorproblemen vom Qualifying nur von Platz zehn startend, arbeitete sich der 31 Jahre alte Engländer bereits bei der ersten Runde bis auf Platz fünf vor. Nach knapp einem Drittel der 53 Umläufe auf dem Kurs in der Olympiastadt von 2014 kassierte der Brite auch Bottas und wurde Zweiter. Dabei musste der von der Technik gebeutelte Brite erneut einige Zitterminuten überstehen, nachdem seine Box zwischenzeitlich Probleme mit dem Wasserdruck meldete.

SID mh ab