„Saisonhöhepunkt Olympia“: Bob-Gesamtweltcupsiegerin Beierl startet mit großen Zielen

Die Jagd nach der nächsten Premiere beginnt in Igls: In der Vorsaison gewannen Katrin Beierl und Jennifer Onasanya als erste österreichische Bobfahrerinnen den Gesamtweltcup – in der Olympiasaison hofft das Duo nun auf eine historische Medaille. Pilotin Katrin Beierl spricht im Sky-Interview zum Saisonstart über abenteuerliche Testwochen in China, Weihnachten in Lettland und warum das Rennen um Olympia-Gold zur Kopfsache wird.

Als Gesamtweltcupsiegerinnen startet ihr mit dem Heimweltcup in Igls in die Olympiasaison. Wie zufrieden seid ihr mit der Vorbereitung auf die neue Saison, wie ist der Fitnessstand?

Es ist jetzt nicht so eine super Sommervorbereitung gewesen, wie wir es uns vor Olympia erhofft haben. Aber den Umständen entsprechend, mit dem Knie (Meniskus-OP im Frühjahr, Anm.) hat‘s dann doch ganz gut gepasst. Ich bin sicher auf meinem Level vom letzten Jahr. Und dadurch, dass meine Anschieberin Jennifer Onasanya im Sommer hergezogen ist und schon im Frühjahr da trainiert hat, werden wir schon besser starten hoffentlich. Wir haben auch mit den Trainern ein gutes Team, aber es kommt halt oft was dazwischen. Aber das sind wir schon gewohnt.

Also reichten die Hindernisse im Sommer von blauen Flecken bis zu gröberen Verletzungen?

Blaue Flecken sind egal, das ist nicht so tragisch. Aber ich habe in China dann auch Probleme mit den Nerven im Rücken gekriegt. Das hängt jetzt ein bisschen nach, aber ich kann definitiv voll starten beim Rennen und das ist das wichtigste. In Kombination mit Jennifer passt das, im Monobob wird’s dann eher schwieriger werden. Aber im Zweier sind wir wirklich sehr zuversichtlich.

Wie sind deine Erwartungen zum Saisonauftakt? Überstrahlt das Ziel Olympia schon jetzt den gesamten Winter?

Es ist definitiv Olympia der Saisonhöhepunkt. Und darauf haben wir auch die gesamte Planung ausgelegt, das wird auch der athletische Höhepunkt sein.

Die Erwartungshaltung ist jetzt schwierig. Natürlich kommen die Fragen, ob man nach einem Gesamtweltcupsieg höhere Erwartungen hat. Aber es ist schwierig einzuordnen. Wir lassen Igls jetzt mal auf uns zukommen, wissen, dass wir in der Bahn sauber fahren und schauen dann, was das Material und alles andere so hergibt. Also danach können wir das sicher besser einordnen. Wir wollen natürlich im Weltcup wieder vorne dabei sein, aber Olympia ist wirklich das Ziel.

„Olympia zählt dann um einiges mehr, auch für uns. Es sind zwei Tage in vier Jahren und die zählen.“

Wie habt ihr vorab die Vorbereitung auf die Spiele in Peking ausgelegt?

Es ist jedes Jahr so der Fall, mit der WM zum Schluss, mit dem Saisonhöhepunkt, dass wir da am stärksten schieben, weil du die Leistung nicht über die gesamte Saison herbringst. Aber mit Olympia ist das ganz klar: Du kannst heuer Gesamtweltcupsiegerin werden und es interessiert wahrscheinlich wenige, aber Olympia zählt dann doch um einiges mehr, auch für uns. Es sind zwei Tage in vier Jahren und die zählen.

Als Titelverteidigerin gilt man logischerweise als Mitfavoritin auf den Sieg im Gesamtweltcup. Wie schätzt du die Möglichkeiten auf eine erfolgreiche Wiederholung ein?

Wir spielen natürlich mit dem Gedanken, dass wir gerne versuchen würden, das noch einmal zu erreichen. Aber es ist davor noch keiner Österreicherin gelungen. Es wäre schon arg, wenn es zweimal in Folge gelingt. Wir werden aber natürlich versuchen, so konstant wie möglich zu fahren und dann auch wieder vorne reinzufahren.

Der Sieg im Gesamtweltcup war natürlich was Besonderes, mit viel Publicity in unserem Rahmen dann auch. Und es ist schon cool in Igls, wo wir letztes Jahr eben mit dem Gesamtweltcupsieg das letzte Rennen bestritten haben und mit dem Podestplatz dort ein gutes Gefühl. Und richtig cool ist auch, dass wir die Nummer eins das ganze Jahr über am Schlitten draufhaben.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Kati Beierl (@kati.beierl)

Also ist der Nummer-Eins-Status ein zusätzlicher Ansporn für euch?

Genau, weil bei uns ist da nicht die Startnummer oben. Das motiviert jedes Mal, wenn du den Bob anschaust. Das sind jetzt Nebensächlichkeiten… wobei, wenn du dann hingehst und den Bob dann wieder siehst und denkst „das haben wir geschafft“, dann es ist es schon cool, erinnert zu werden. Es ist eine Ehre, nur wenige haben die Möglichkeit, mit dieser Startnummer zu fahren.

Uns freut’s auch, weil es so außergewöhnlich war. Wenn wir in Deutschland wären und das alle paar Jahre mal schaffen, ist es was anderes. Aber wir haben es letztes Jahr nicht so erwartet, denn damit kann man nicht rechnen.

Wie hat sich der Weltcup-Gesamtsieg sonst auf euch ausgewirkt – stehst du nun auch im Weltcup verstärkt im Mittelpunkt oder gibt es abseits davon vermehrte Anfragen?

Im Weltcup sind wir so eine kleine Familie, da sind auch einige Olympiasiegerinnen dabei… da merkt man jetzt nicht wirklich, dass was anders ist. Natürlich schauen sich manche in der Auswertung mehr an, aber da bist du auch drinnen, wenn du in der Woche gut fährst. Dadurch, dass man aber auch mehr im Fernsehen war, kennen schon mehr Leute Bobfahren. Da merkt man schon, dass die wissen, was das wirklich ist und du musst das dann nicht über Cool Runnings erklären. Es ist schon ganz nett, dass das mehr Leute sehen, kennen oder irgendwo schon mal was davon gehört haben.

Ansonsten könnte ich es nicht so sagen… wir haben einen neuen Sponsor dazu bekommen, das hilft uns extrem. Es ist natürlich ein anderes Statement, wenn’s zu den Fördergebern geht. Wir haben immer davon geredet, dass wir die Medaille machen wollen. Im Endeffekt war der vierte Platz bei der WM, der Juniorenweltmeistertitel und eine EM-Medaille verdienter, aber das ist einfach eine ganz andere Aussage, wenn du am Papier einen Gesamtweltcupsieg stehen hast. Da schmunzeln die Leute auch nicht mehr so darüber, wenn du ihnen erklärst, dass du eine Olympiamedaille schaffen willst. Das ist der größte Unterschied. Sonst mag ich da gar nicht jammern, ich bin froh, dass ich so einem guten Fördersystem drinnen bin und das machen kann, was mir taugt. Ich glaube, da gibt es viele andere Sportarten, die das genauso trifft. Es ist halt nicht Skifahren, nicht Fußball oder Tennis.

Für die Olympischen Spiele in Peking durftet ihr vorab drei Wochen lang die Bahn testen. Wie waren da die Eindrücke vor Ort und das erste Kennenlernen mit der unbekannten Strecke?

Es war anstrengend. Wir haben zwar gewusst, dass diese Quarantänesituation sein wird, aber sich darauf vorzubereiten, drei Wochen eingesperrt zu sein, war fast unmöglich.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Kati Beierl (@kati.beierl)

Die Bahn selbst ist gigantisch. Da haben die dort was hingebaut, was es so noch nirgends gibt. Vollkommen überdimensioniert, überall die Dächer drüber und kostete ein Heidengeld. Und recht schwierig – es wird sich drüben nicht so viel um den Start abspielen, weil sie fahrerisch so anspruchsvoll ist. Wir haben auch die erste Woche gröbere Probleme gehabt, was auch dadurch bedingt war, dass mir Anfang der Saison die Fahrten gefehlt haben, dass ich mit dem neuen Schlitten besser zurechtkomme. Aber wir sind dann zum Schluss vor allem im Zweierbob wieder voll gefahren, weil ich wieder laufen konnte und sind da wirklich zwei top Fahrten runtergefahren, was uns zuversichtlich stimmt, dass es mit der richtigen Konzentration auch funktioniert.