Schwarzer Tag für ÖLV – Distelberger-Aus und Wenth-Absage für EM

Amsterdam (APA) – Für den Österreichischen Leichtathletikverband stehen die Europameisterschaften in Amsterdam unter keinem guten Stern. Mehrkämpfer Dominik Distelberger stieg am Mittwoch nach vier Disziplinen wegen einer Verhärtung im Beinbizeps aus, 5.000-m-Läuferin Jennifer Wenth musste ihr Antreten absagen. Wie davor bereits Lukas Weißhaidinger und Gerhard Mayer (beide Diskus) sowie Beate Schrott (Hürden).

Nachdem der heuer so stark werfende Weißhaidinger wegen eines verstauchten Fußes bereits vor der Nominierung seinen Startverzicht für Amsterdam erklärt hatte, meldete der ÖLV 18 Athleten für die Kontinentaltitelkämpfe. Es folgten allerdings noch vor dem Auftaktbewerb die Absagen von Schrott (Montag/Oberschenkelverhärtung) und Mayer (Dienstag/geschwollenes Knie) und schließlich am ersten Wettkampftag von Wenth.

Die 5.000-m-Läuferin, vor zwei Jahren bei der Zürich-EM als Elfte beste ÖLV-Athletin – hatte sich vergangene Woche beim Schnelligkeitstraining eine Adduktorenzerrung zugezogen. „Leichtes Training, flottere Dauerläufe und lockere Tempoläufe sind ohne Probleme möglich, aber in höheren Geschwindigkeiten ist es noch spürbar. In jedem anderen Jahr würden wir das Risiko eingehen, nicht aber im Olympiajahr“, teilte Wenth mit.

Angetreten ist in Amsterdam hingegen Distelberger, der aber bereits in der Auftaktdisziplin, dem 100-m-Lauf, einen leichten Zug im Oberschenkel spürte. „Nicht tragisch, um sich ärgere Gedanken zu machen, aber ich will vor Rio nicht riskieren“, sagte der Niederösterreicher nach seinem Ausstieg. Dabei hatte es gut begonnen, mit 10,91 Sekunden war er Gesamtvierter. Es folgten 7,20 m im Weitsprung, bescheidene 13,05 m im Kugelstoßen und 1,86 m im Hochsprung.

„Im Weitsprung habe ich es gespürt, im Kugelstoßen hat es mich nicht behindert. Aber im Hochsprung hatte ich es im Hinterkopf und ein bisserl Angst. Dann habe ich nachgedacht, dass da noch die 400 m und am nächsten Tag die Hürden draufkommen“, sagte Distelberger, der sich im Mai in Götzis für die Sommerspiele qualifiziert hatte. Er werde nun ein paar Tage Pause machen und schauen, dass er das Problem in den Griff bekomme. „Komplett, bis nichts mehr spürbar ist.“

Vom ÖLV hieß es in einer ersten Reaktion auf die Ausfallsflut, dass man sich nach der EM zusammensetzen und besprechen wolle, wen man dem Österreichischen Olympischen Komitee für die Sommerspiele vorschlagen werde. „Natürlich ist das sehr schade um unsere guten Chancen auf EM-Topplatzierungen. Aber auf der anderen Seite ist es auch wichtig und richtig, in Richtung Rio kein Risiko einzugehen“, verlautete ÖLV-Präsident Ralph Vallon.

In der Abendsession des ersten EM-Tages hatte der 19-jährige 400-m-Hürdenläufer Dominik Hufnagl seinen Vorlauf absolviert und war als 20. in 51,88 Sekunden ausgeschieden. „Ich bin das ganze Rennen viel zu verhalten und zu respektvoll gelaufen, weil ich von den Saisonbestleistungen der anderen ausging. Aber letztendlich war gar nicht so eine Welt zwischen meiner Leistung und ihrer Leistung. Ich finde es schade, dass ich diese Zeit da stehen habe. Es ist jetzt keine Katastrophe, aber schlechter als gut“, sagte der U20-EM-Bronzemedaillengewinner von 2015, der wegen seines unrhythmischen Laufes „viel Potenzial verschwendet“ hatte.

Mit der U20-WM in Bydgoszcz wartet im Juli bereits das nächste Großereignis auf Hufnagl. „Da will ich Gas geben. Ich habe die EM als verdammt große Generalprobe darauf geplant. Es ist nicht in die Hose gegangen, aber es hätte besser sein können“, meinte er.

Neben Hürdensprinterin Stephanie Bendrat, die am Mittwochvormittag das Halbfinale erreichte, ist am Donnerstag im Vorlauf über 1.500 m auch Andreas Vojta für Österreich im Einsatz. „Es ist schwierig, ihn einzuschätzen, früher hätte ich mir viel leichter getan. Aber heuer sind seine Rennen so unterschiedlich, ein gutes wie in Ostrava folgt ein schwaches. Es ist wenig Konstanz da. Aber ich will ihm die Finalchance nicht absprechen“, sagte ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber. Mit 3:39,98 Minuten lief Vojta zur EM, für die Rio-Teilnahme werden 3:36,20 verlangt.