Ski alpin: Porträt Mario Matt – Der Mann für die speziellen Momente

St. Anton (APA) – Mario Matt hat am Donnerstag seinen Rücktritt vom alpinen Skisport bekannt gegeben. Der 35-jährige Tiroler war 15 Jahre Teil der Slalom-Weltspitze und ein Mann für die speziellen Momente. 2001 holte Matt vor seiner Hautür in St. Anton als Jungspund WM-Gold, sechs Jahre später wiederholte er das Kunststück bei der WM in Aare. 2014 krönte Matt dann mit Olympia-Gold in Sotschi seine Karriere.

Matt, der Skifahrer mit den Nerven aus Stahl, zog es aber vor, nicht am absoluten Höhepunkt seiner Karriere abzutreten. Der Flirscher wollte seine damalige Hochform nützen und hängte noch einen Winter an. Die Abschiedssaison stand jedoch unter keinem guten Stern. Serienausfälle und eine Knöchelverletzung ausgerechnet kurz vor dem Saisonhöhepunkt, der WM in Beaver Creek, machten dem Routinier einen Strich durch die Rechnung.

Matts Sprung in die Weltspitze verlief kometenhaft. Beim Slalom in Kitzbühel raste er im Jahr 2000 mit Startnummer 50 zum Sieg. Damals noch mit strohblond gefärbten Haaren und Flinserln in den Ohren. Als sich Matt dann 2001 in St. Anton vor 50.000 Fans zum Slalom-Weltmeister krönte, war sein späterer Teamkollege Marcel Hirscher gerade einmal elf Jahre alt.

Wie vielseitig begabt Matt als Skifahrer war, bewies die Tatsache, dass Matt damals auch noch Bronze in der Kombination gewann. Schon damals hatten seine Trainer berichtet, dass Matt derart cool in Wettkämpfe gehe, dass er Eiswürfel spucken würde.
Großereignisse bildeten da keine Ausnahme. Auch im Vorfeld des Olympia-Slaloms in Krasnaja Poljana war der Bruder des Ski-Crossers Andreas Matt und des Alpin-Aufsteigers Michael Matt mit einer derartigen Gleichgültigkeit aufgetreten, dass man glauben konnte, er würde sich auf ein Hobbyrennen vorbereiten. Er wünsche sich nur, schnell wieder nach Hause zu kommen, weil das Essen schlecht sei, lautete Matts Grundaussage.

In unmittelbarer Nähe des Gold-Hangs in St. Anton steht die Apres-Ski-Bar „Krazy Kanguruh“. Dieses Lokal hat Matt 2009 gekauft, seitdem war er als einziger Athlet im Weltcup quasi auch sein eigener Sponsor. Denn der Schriftzug der beliebten Bar zierte die Hauben und Helme des Arlbergers.

2002 folgte für Matt der erste große Rückschlag, ausgerechnet in Kitzbühel. Matt zog sich beim Start in den ersten Durchgang eine schwere Schulterverletzung zu. Die Diagnose lautete: Schulterluxation mit Kapsel- und Bänderriss sowie ein Bruch des Oberarmkopfes. Mit dieser Verletzung fuhr Matt im ersten Lauf auf Rang neun, zum Finale trat er dann aber nicht mehr an.

Matt kämpfte sich mit etwas Mühe wieder zurück in die Weltspitze. Zum klassischen Seriensieger wurde er zwar nie (15 Weltcup-Erfolge in 15 Jahren), das Zeug zum Siegen hatte Matt aber fast immer. Und das, obwohl sich gerade im Slalom in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten punkto Material und Fahrstil unheimlich viel verändert hat.

Bei der WM 2007 in Aare schlug Matt dann wieder eiskalt zu und schnappte sich zweimal Gold, neben dem Slalom auch im Teambewerb. 2010 fiel Matt in ein sportliches Loch, startete mit Startnummern jenseits der 50, kämpfte sich aber neuerlich wieder an die Weltspitze heran.

„Alles oder nichts“, so hatte stets sein Motto im Stangenwald gelautet. Egal mit welcher Startnummer, egal bei welchem Rennen. Ausfälle steckte er meist als Teil des Slalom-Alltags weg wie nichts.

Vielleicht nahm Matt das Skifahren deshalb so gelassen, weil er sich neben seiner Apres-Ski-Bar mit einer Pferdezucht ein weiteres riesiges Standbein geschaffen hat. Seine Liebe zu den Pferden hatte er während seiner Verletzungspause intensiviert. „Als Kind wollte ich immer ein Pferd, habe aber nie eines bekommen“, sagte Matt. Mit dem ersten WM-Titel war auch das nötige Kleingeld in die Kasse gekommen, um eine Zucht von Vollblutarabern zu starten.

„Sie begeistern und faszinieren durch ihre Ausdauer und ihre Langlebigkeit“, meint Matt. Ausdauer und Langlebigkeit – zwei Attribute, die auch den Sportler Matt treffend beschrieben.