Ski-WM: Die WM 2015 in Vail/Beaver Creek Tag für Tag zum Nachlesen

Montag, 2.2.: Obwohl wegen einer Erkrankung erst am Vorabend angekommen, absolviert Marcel Hirscher gleich in der Früh ein Super-G-Training. Das erste Damen-Abfahrtstraining findet wegen des ersten Neuschnees seit einem Monat mit dreistündiger Verspätung statt. Bei heftigem Wind ist Stacey Cook (USA) die Schnellste, Lindsey Vonn Vierte. „Ich war wegen des Windes so langsam, dass ich fast im Stehen umgefallen bin“, erklärt Elisabeth Görgl nach Platz 26. Am Abend wird die WM in Vail offiziell eröffnet, der Norweger Aksel Lund Svindal gibt nur dreieinhalb Monate nach seinem Achillessehnen-Riss sein Renn-Comeback bekannt. Es ist für Februar untypisch warm.

Dienstag, 3.2.: Der Super-G der Damen muss wegen des anhaltenden Windes verkürzt und um eine halbe Stunde nach hinten verschoben werden. Als Anna Fenninger mit Startnummer 22 als letzte der Favoritinnen drei Hundertstel vor Tina Maze abschwingt ist klar: Österreich hat im ersten Rennen das erste Gold gewonnen, Fenninger als erste überhaupt gleich nach Olympia- auch WM-Gold im Super-G geholt. Und das wie 2010, 2011 und 2014 auf dem Kurs eines ÖSV-Trainers, diesmal ist Roland Assinger der Mann mit der Gold-Hand. Lindsey Vonn ist über Bronze nur bedingt happy und klagt über Gegenwind. Als Sensations-Vierte verpasst Cornelia Hütter Bronze um nur elf Hundertstel, Nicole Hosp und Elisabeth Görgl fallen aus.

Mittwoch 4.2.: Der Super-G der Herren muss wie befürchtet wetterbedingt abgesagt und auf Donnerstag verschoben werden. Das zweite Damen-Abfahrtstraining war wegen des absehbaren Schneefalls schon am Vortag abgeblasen worden. Anna Fenninger, Elisabeth Görgl und Cornelia Hütter werden fix für die Damen-Abfahrt nominiert, Nicole Hosp und Nicole Schmidhofer müssen in die Qualifikation.

Donnerstag 5.2.: Die Sonne ist zurück und die Geschichte wiederholt sich: Wie Fenninger holt auch Hannes Reichelt Gold im Super-G auf dem Kurs des eigenen Trainers, er heißt Florian Winkler. Der Kanadier Dustin Cook überrascht auf weicher Piste als Sensations-Zweiter. Aksel Lund Svindal und Bode Miller geben nach Operationen ihre Saison-Debüts. Der Norweger wird sensationell Sechster, Miller schneidet sich bei einem wilden Sturz kurz vor dem Ziel das Bein auf. Für den 37-Jährigen ist die WM und damit eventuell auch die Karriere vorbei. Nicole Schmidhofer sichert sich im Abschlusstraining den vierten ÖSV-Startplatz für die Spezialabfahrt.

Freitag 6.2.: Damen-Abfahrt: Tausende Amerikaner kommen, um Lindsey Vonn siegen zu sehen. Stattdessen erleben sie einen neuerlichen Thriller, den diesmal Tina Maze zwei Hundertstel vor Fenninger für sich entscheidet. Bronze holt Lara Gut (SUI), Vonn wird hinter der stark fahrenden ÖSV-Qualifikantin Nicole Schmidhofer Fünfte. Im Herren-Abschlusstraining holen sich Max Franz und Georg Streitberger die letzten beiden ÖSV-Startplätze, bei den Schweizern qualifiziert sich Patrick Küng.

Samstag, 7.2.: Herren-Abfahrt: Das Red-Tail-Stadion ist rammelvoll, obwohl Miller nicht dabei ist. Wind und Wolken sorgen für unterschiedliche Bedingungen, mit „Qualifikant“ Patrick Küng gibt es vor Travis Ganong (USA) einen Überraschungs-Weltmeister. Auch Platz drei geht durch Beat Feuz an die Schweiz. Österreichs Herren kassieren mit Olympiasieger Matthias Mayer auf Platz 12 ein historisches Debakel, so etwas hat es noch nie gegeben. Nach dem letzten Kombi-Training steht Kathrin Zettel als vierte ÖSV-Dame für diesen Bewerb fest.

Sonntag, 8.2.: Alpine Herren-Kombination: Hirscher überwindet seine wochenlange Skepsis und übertrifft alle Erwartungen mit nur 3,16 Sekunden Rückstand in der Abfahrt. Dann hat der Salzburger auch noch Glück. Weil der in der Abfahrt gestürzte Tscheche Ondrej Bank disqualifiziert wird, rutscht Hirscher auf Platz 30 vor und startet mit Nummer eins in den Slalom. Mit Bestzeit sichert er sich 0,19 Sek. vor Kjetil Jansrud (NOR) sein erstes Gold. Ted Ligety (USA) wird Dritter, Romed Baumann holt als Vierter das bereits vierte „Blech“ für den ÖSV.

Montag, 9.2.: Damen-Kombi: Österreich hat gleich vier Medaillen-Anwärterinnen im Rennen. Letztlich bleiben hinter der unschlagbaren Topfavoritin Tina Maze Silber und Bronze für Nicole Hosp bzw. Michaela Kirchgasser. Letztere verzeichnet nach der „Abfahrt meines Lebens“ auch noch Slalom-Bestzeit. Fenninger fährt erneut stark, muss sich aber mit Platz vier begnügen. Es ist schon das fünfte ÖSV-„Blech“. Die wieder Mal bei Titelkämpfen erkrankte Kathrin Zettel wird Sechste, damit dürfen alle vier ÖSV-Damen am Abend zur Siegerehrung.

Dienstag, 10.2.: Der Teambewerb in Vail wird zu einer Werbeveranstaltung für Olympia. Angeführt vom souveränen Marcel Hirscher besiegt Österreich mit Christoph Nösig, Michaela Kirchgasser und der statt Carmen Thalmann aufgebotenen Eva-Maria Brem der Reihe nach Argentinien, Norwegen, die Schweiz und am Ende auch den Überraschungs-Finalisten Kanada. Philipp Schörghofer und Nicole Hosp erhalten keine Einsätze, aber natürlich auch Gold. Die Tirolerin schließt mit ihrer bereits 12. Medaille zu Annemarie Moser-Pröll auf. Die Kanadier jubeln über ihr zweites Silber.

Mittwoch, 11.2.: Am rennfreien Tag qualifizieren sich die beiden frisch gebackenen Team-Weltmeister Philipp Schörghofer und Christoph Nösig für die restlichen Plätze im Herren-Riesentorlaufteam des ÖSV. Am Abend wird auch bekannt, dass trotz der Verletzung von Mario Matt nur dessen Bruder Michael Matt als fünfter Fahrer für den Slalom anreist.

Donnerstag, 12.2.: Weiterhin strahlender Sonnenschein und Warmwetter. Anna Fenninger deklassiert schon im ersten Riesentorlauf-Durchgang die Konkurrenz und holt trotz eines kapitalen Fehlers im Finaldurchgang ihr zweites Gold mit 1,4 Sekunden Vorsprung auf Viktoria Rebensburg, die nach einer Aufholjagd von elf auf zwei für die erste deutsche Medaille sorgt. ÖSV-Mitfavoritin Eva-Maria Brem scheitert in Lauf eins, die zur Halbzeit sensationell zweitplatzierte Michaela Kirchgasser fällt auf Platz sechs zurück. Fenningers dritte Medaille erhöht das ÖSV-Konto nach acht Bewerb auf acht Stück Edelmetall, fünf davon in Gold.

Freitag, 13.2.: Marcel Hirscher sorgt bei erneut „Kaiserwetter“ für die Halbzeitführung im Riesentorlauf. Benjamin Raich und Christoph Nösig scheitern an einem Freitag den 13. schon in Lauf eins. Im Finale ist Hirscher gegen „Hausherr“ Ted Ligety aber chancenlos, der Amerikaner siegt zum sechsten Mal auf der Birds of Prey, holt seinen vierten großen Titel seit 2011 in Folge und schenkt den USA das erste Gold bei der Heim-WM. Silber für den schon etwas erschöpften Hirscher ist die neunte ÖSV-Medaille im neunten Bewerb, Österreich ist vor den beiden abschließenden Slaloms nicht mehr einzuholen.

Samstag, 14.2.: Während die Damen am Valentinstag in Beaver Creek um Slalom-Medaillen kämpfen, wird Anna Fenninger schon zu Hause in Adnet geehrt. Nach Durchgang eins führt US-Jungstar Mikaela Shiffrin, Michaela Kirchgasser (4.), Carmen Thalmann (7.) und Kathrin Zettel (9.) liegen aussichtsreich im Rennen. Nach einem ausgiebigen Nickerchen in der Mittagspause macht sich Olympiasiegerin Shiffrin einen Monat vor ihrem 20. Geburtstag auch zur Doppelweltmeisterin, sie siegt vor Frida Hansdotter (SWE) und Sarka Strachova (CZE). Kirchgasser scheidet aus, Zettel wird 5., Thalmann 7. Das letzte Rennen ist damit das erste ohne Medaille für die ÖSV-Damen.

Sonntag, 15.2.: Im Herren-Slalom erzielt Titelverteidiger Marcel Hirscher auf einem extrem rund gesetzten ersten Durchgang auf eisiger Piste Bestzeit vor dem Russen Alexander Choroschilow. Benjamin Raich und Mario Matt scheiden früh aus. Bei heftigem Schneefall fädelt Hirscher in der Entscheidung kurz vor dem Ziel knapp in Führung liegend ein, Weltmeister wird damit wie schon 2011 der Franzose Jean-Baptiste Grange vor den beiden Deutschen Fritz Dopfer und Felix Neureuther. Von den fünf ÖSV-Herren kommt nur Reinfried Herbst als Zwölfter auf ein WM-Ergebnis. Für den ÖSV bleibt es bei neun WM-Medaillen 2015, davon fünf in Gold.