MARIA ENZERSDORF,AUSTRIA,12.NOV.19 - WOMEN SOCCER - UEFA European Championship, qualification, OEFB international match, Austria vs Kazakhstan. Image shows headf coach Dominik Thalhammer (AUT). Photo: GEPA pictures/ Mario Kneisl

Thalhammer: Über Landesliga & EM-Halbfinale zurück in die Bundesliga

von Martin Wallentich

Dominik Thalhammer ist neuer Trainer und Sportdirektor des LASK. Er wird damit nach fast 15 Jahren Pause wieder einen Bundesligisten coachen. Für den einst jüngsten Liga-Trainer schließt sich nach seinen Anfängen bei der Admira, Tätigkeiten in der Landesliga und einem EM-Halbfinale der Kreis seiner Trainerlaufbahn.

Wenn Dominik Thalhammer im kommenden September erstmals in der tipico Bundesliga für den LASK auf der Trainerbank sitzt, kehrt der langjährige ÖFB-Teamchef gewissermaßen zu seinen Anfängen zurück: Im September 2004 übernahm der damals 33-jährige Coach das Traineramt bei der Admira. Nach der Entlassung von Bernd Krauss rückte dessen Co-Trainer zum Chef auf – als damals jüngster Trainer, der je eine Mannschaft der höchsten ötserreichischen Spielklasse coachte.

In seiner Premierensaison führte Thalhammer die Admira auf Platz acht. Mit zehn Siegen wurde der Klassenerhalt deutlich geschafft. In dieser Spielzeit debütierten für die Admira auch zwei spätere Teamstürmer: Marc Janko und Erwin Hoffer liefen unter Thalhammer erstmals in der Bundesliga auf.

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In der darauffolgenden Saison hatte die Admira mit einem Umbruch zu kämpfen – 13 Spieler verließen die Südstädter, woraufhin ein Fehlstart in die Saison folgte: Nach sechs Niederlagen in Folge wurde Thalhammer entlassen, auch seine Nachfolger konnten den Abstieg nicht verhindern. „Wenn man sechs Jahre lang für einen Verein alles gibt, hat so eine Vorgehensweise schon einen komischen Beigeschmack“, erklärte Thalhammer damals – von seiner Entlassung erfuhr er via Telefon.

Über die Landesliga zum Teamchef

Nach einem kurzen Intermezzo beim Wiener Sportklub übte Thalhammer in der Saison 2007/08 beim LASK das Amt des Sportlichen Leiters aus und fungierte als Assistent von Trainer Karl Daxbacher. Als Aufsteiger erreichten die Linzer den fünften Platz, für den Europacup fehlten nur drei Zähler.

Nach einer Saison verließ Thalhammer den Verein wieder und kehrte ins Traineramt zurück: Zunächst kurzzeitig beim FAC, später in der fünftklassigen Landesliga Oberösterreichs bei Ottensheim und Pregarten.

Dominik Thalhammer neuer Trainer des LASK

Die große Wende folgte 2011: Der ÖFB wurde auf den Betreuer aufmerksam – Thalhammer wurde zum Leiter des Nationalen Zentrums für Frauenfußball und kurze Zeit später Teamchef des Frauen-Nationalteams. Schon 2012 gelang ein historischer Erfolg, als die Auswahl erstmals am EM-Play-off teilnehmen durfte.

Taktische Umstellung nach historischen Erfolgen

Der erstmalige Start bei einem großen Turnier folgte 2017: Als Außenseiter ins Turnier gestartet, rückten die ÖFB-Frauen bei der Europameisterschaft bis ins Halbfinale vor und unterlagen dort erst im Elfmeterschießen gegen Dänemark. Mit einem von defensivem Pressing geprägtem Konzept überraschte Österreich damals gegen favorisierte Teams wie Frankreich und Spanien.

Das Frauen-Nationalteam gewann die Wahl zu Österreichs Mannschaft des Jahres 2017, Thalhammer erhielt von der BSO die Auszeichnung „Trainer des Jahres“. Die historischen Erfolge unter Thalhammer gingen indes mit dem nationalen Aufschwung einher.

Neben St. Pölten als liga-internen Aushängeschild der Frauen-Bundesliga besteht das Nationalteam ebenso wie jenes der Herren aus einer Vielzahl an Legionärinnen: Nicole Billa kürte sich bei Hoffenheim kürzlich zur zweitbesten Bundesliga-Torjägerin, Kapitänin Viktoria Schnaderbeck ist ebenso wie Torhüterin Manuela Zinsberger bei Arsenal aktiv. Zudem wechselt Potsdam-Stammspielerin Sarah Zadrazil zu Bayern München mit Carina Wenninger.

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Doch hinsichtlich der taktischen Weiterentwicklung des Nationalteams machte sich Thalhammer zuletzt neue Gedanken: Vor allem in der Offensive wollte der Teamchef die Variabilität erhöhen. „Wir wollen dynamisches Ballbesitzspiel haben. Wenn ich daran denke, dass eine Mannschaft ständig Positionen wechselt: Wir hatten in den letzten Spielen Spielerinnen, die beispielsweise als Außenverteidigerin auf den Positionen sechs oder acht waren“, erklärte er im vergangenen Herbst gegenüber 90minuten.at. So sollten neue Muster im Angriffsspiel entstehen und die primäre Taktik mit langen Bällen in die Spitze der Vergangenheit angehören. Für den Teamchef ist solch eine Umstellung „klassische Überzeugungsarbeit“.

Thalhammer lobte „Kompetenzen“ des LASK

Statt eine taktische Revolution mit dem Nationalteam arbeitet Thalhammer nun am neuen Erfolgsmodell des LASK. Zu diesem nahm er bereits im Vorjahr Stellung: „Im ersten Jahr hat Glasner den Aufstieg nicht geschafft, der LASK hat ihm aber vertraut, was auch belohnt wurde. Man hat beim LASK einen Trainer ausgewählt, der die entsprechenden Kompetenzen mitbringt und nach diesen bewertet wird. Wenn das die Kriterien sind, wonach man einen Trainer auswählt, ist man als Verein schon sehr weit“, sagte er gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten.

Nun ist Thalhammer selbst Teil dieses Systems: Er muss sich nicht nur in der tipico Bundesliga beweisen, sondern nach neun Jahren die Rückkehr vom Teamchef zum Vereinstrainer stemmen. Doch noch bevor die Liga startet, wartet ein besonderer Einstand auf den neuen LASK-Betreuer: Am 5. August trifft der LASK im Achtelfinal-Rückspiel der Europa League im Old Trafford auf Manchester United.

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Beitragsbild: GEPA.