Top-Schiedsrichter Lechner: „Regeländerungen ergeben Sinn“

Wien Zum Bundesligastart müssen sich die Fans auch auf kleinere Modifikationen im Regelwerk einstellen, die mehr Fairness, Attraktivität und ein schnelleres Spiel bringen sollen.

„Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Regeländerungen Sinn ergeben“, sagte Harald Lechner, zuletzt zum sechsten Mal in Folge zu Österreichs Schiedsrichter des Jahres gewählt. Die acht wichtigsten Änderungen im Überblick:

HANDSPIEL: Jedes Tor, das mit der Hand oder dem Arm erzielt wird, ist irregulär – ob Absicht vorliegt oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Auch wenn ein Spieler mit der Hand oder dem Arm in Ballbesitz gelangt und sich dadurch einen klaren Vorteil verschafft – also beispielsweise anschließend ein Tor erzielt – soll in jedem Fall geahndet werden. Unabhängig von der Absicht liegt ebenso in der Regel ein Vergehen vor, wenn der Spieler seine Körperfläche unnatürlich vergrößert – etwa bei Armhaltung über Schulterhöhe.

Es ist in der Regel kein Handspiel, wenn der Ball vom eigenen Körper oder vom Körper eines anderen Spielers an die Hand oder den Arm springt oder der Spieler sich im Fallen abstützt. „Es bleibt noch immer ein gewisser Interpretationsspielraum, aber man hat vieles präzisiert“, meinte Lechner.

AUSWECHSLUNG: Um Zeitschinden zu verhindern, muss der ausgewechselte Spieler fortan das Feld an der nächstmöglichen Linie verlassen – das kann Torlinie oder Seitenauslinie sein. Spezielle Situationen sind davon ausgenommen und sollten laut Lechner am besten schon vor dem Spiel geklärt werden. „Man wird zum Beispiel beim Wiener Derby einen Austria-Spieler nicht vor dem Westsektor rausschicken.“

ABSTOSS: Bisher musste der Ball immer erst den Strafraum verlassen, ehe er von einem Mitspieler berührt werden durfte. Jetzt dürfen Mitspieler ihn auch im Strafraum annehmen. Der Ball ist im Spiel, sobald er mit dem Fuß gespielt wurde und sich eindeutig bewegt. Gegenspieler dürfen allerdings erst, nachdem der Ball im Spiel ist, in den Strafraum. Aus Sicht Lechners die vielleicht größte Umstellung für die Spielleiter, die sich beim Abstoß nun möglicherweise auch näher am Tor positionieren müssen als bisher. Für die Mannschaft im Ballbesitz bringt das die Möglichkeit, Pressingsituationen ausspielen zu können.

TRAINER: In Zukunft können auch Trainer und andere Offizielle – in der heimischen Bundesliga insgesamt neun – genau wie die Spieler mit einer Gelben oder Roten Karte bestraft werden. „Damit ist auch für die Öffentlichkeit klar ersichtlich, dass ein Fehlverhalten eines Betreuers stattgefunden hat“, merkte Lechner an.

MAUER: Bei einem Freistoß in Tornähe dürfen sich die Spieler der ausführenden Mannschaft nicht mehr in die Mauer stellen. Sie müssen mindestens einen Meter Abstand halten. Vorausgesetzt: Die Mauer besteht aus drei oder mehr Abwehrspielern. „Damit wird das Gedränge und Löcherreißen unterbunden“, erklärte Lechner.

FREISTOSS: Freistöße dürfen auch dann schnell ausgeführt werden, wenn der Schiedsrichter noch eine Gelbe oder Rote Karte zeigen will, sofern er noch nicht mit dem Prozedere des Freistoßmanagements begonnen hat. Die Verwarnung kann er bei der nächsten Spielunterbrechung nachholen, um somit eine mögliche Torchance nicht zu verhindern.

SCHIEDSRICHTER: Der Schiedsrichter ist künftig nicht mehr „Luft“. Bisher lief die Partie einfach weiter, wenn der Unparteiische vom Ball getroffen wurde. Fortan gilt: Wird er angeschossen und der Ballbesitz wechselt, ein aussichtsreicher Angriff (für beide Mannschaften) entsteht oder ein Tor wird erzielt, gibt es einen Schiedsrichter-Ball.

SCHIEDSRICHTER-BALL: Es erhält künftig das Team den Ball vom Schiedsrichter, das zuletzt in Ballbesitz war – ausgenommen im Strafraum. In diesem Fall erhält immer der Tormann den Ball. Die gegnerischen Spieler müssen eine Distanz von vier Metern einhalten.

(APA)

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