Türkei-Abenteuer rückt näher: „Zocker“ Max Kruse geht ins Risiko

Max Kruse hat sich dazu entschlossen, Werder Bremen zu verlassen. Doch auch Wochen später steht sein neuer Arbeitgeber immer noch nicht fest – es gibt allerdings eine Tendenz.

Es sind große Namen im Spiel. Allerdings waren (!) noch sehr viel größere Kaliber in der Interessentenschlange. Max Kruse hat sondiert, aussortiert, auf einige Varianten gezwungenermaßen verzichten müssen.

Der Findungsprozess ist in die finale Phase eingetreten. Der ablösefreie Ex-Werder-Kapitän steht unmittelbar vor dem schriftlichen Bekenntnis zu einem neuen Arbeitgeber. Eintracht Frankfurt hat wohl nur noch Außenseiterchancen. Vieles spricht dafür, dass der künftige Kruse-Klub Fenerbahce Istanbul heißen wird.

Liverpool, Bayern, Rom, Mailand und London waren interessiert

Liverpool war interessiert, die Bayern haben sich mit Kruse als Edel-Backup-Offensivmann beschäftigt, die Emissäre aus Rom, Mailand und London (Tottenham) haben vorgesprochen. Aus unterschiedlichen Gründen führt Kruses Weg nicht in die ewige Stadt oder in den Schatten der Scala oder in die unmittelbare Nähe des Buckingham Palace – sondern offenbar an den Bosporus.

Eine B-Variante? Die SüperLig ist international deutlich hinter den Top-Ligen angesiedelt. Berichte über flexible Auslegung der absprachegemäß datierten Zahlungsziele sind sicher mehr als Gerüchte. Und für Europa hat Fenerbahce sich in der abgelaufenen Saison auch nicht qualifiziert.

Fenerbahce über Umwege doch noch in die Europa League?

Hat Kruse also seinen Marktwert, die Qualität der Interessenten überschätzt? Ansichtssache. Fangen wir von hinten an. Fenerbahce darf als Sechstplatzierter darauf „hoffen“, dass der Tabellenvierte Trabzonspor sich so sehr im Financial-FairPlay-Dickicht verheddert hat, dass die UEFA Sanktionen für unumgänglich hält. Die Folge könnte der Ausschluss aus den internationalen Wettbewerben der kommenden Saison sein. Fenerbahce wäre Ersatzkandidat und somit Profiteur.

Der Dreijahresvertrag, den Kruse anstrebt, würde ihm zudem die Möglichkeit geben, selbst dazu beizutragen, dass der Verein sich in den kommenden Jahren auf regulärem Wege für Europa qualifiziert – möglicherweise sogar für die Königsklasse.

Natürlich haben manche Stars die Süper Lig bereits unter Getöse und mit dem Hinweis auf immer wieder ausbleibende Gehaltszahlungen verlassen. Die vertraglich festgelegten Fristen betrachten einige türkische Klub-Bosse eher als Empfehlungen. Nervig – aber letztlich wird (fast) immer gezahlt. Nur manchmal eben deutlich später.

Fenerbahce bietet das attraktivste Gesamtpaket

Reputation und Ansehen der türkischen Fußball-Beletage waren, sind und bleiben allerdings in deutlicher Distanz zu den kontinentalen Großwild-Arenen in England, Spanien, Deutschland und Italien. Diese Kröte müsste Kruse schlucken.

Der 31-Jährige unterschreibt seinen letzten großen Vertrag in Europa, bevor der USA-Fan seine Karriere möglicherweise in der MLS ausklingen lassen wird. Er hat sich dabei Zeit gelassen, lange alle Bälle umher jongliert und nach dem attraktivsten Gesamtpaket gefahndet. Nach Lage der Dinge bietet das Fenerbahce Istanbul.

Dass er sich mit einer Jahresgage, die sich dem Vernehmen nach deutlich jenseits der vielfach kolportierten sechs Millionen Euro einpendeln wird, verpokert hat, ist jedenfalls eine Interpretation, die man zumindest als gewagt bezeichnen muss.

(skysport.de)

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