VIDEO: Rückpass – Der Blick ins Archiv: Heute vor zwölf Jahren – Rapid ist Meister!

Der 20. April 2008 ist ein Tag, der mit Sicherheit in die Fußball-Geschichtsbücher eingeht. Angesichts des heutigen Jubiläums blicken wir noch einmal zurück auf den Tag, an dem Rekordmeister Rapid sich im ausverkauften Hanappi-Stadion den 32. und bis heute letzten Meistertitel sichert.

Vor 18.400 Zuschauern feiern die Wiener gegen den SCR Altach einen klaren 3:0-Erfolg und dürfen damit schon nach der 35. Runde den Teller entgegennehmen. Red Bull Salzburg liegt eine Runde vor Schluss nämlich weiter vier Zähler hinter Rapid auf Rang zwei.

Andreas Dober, Erwin Hoffer, Hannes Eder, Fabiano de Lima Campos und Ümit Korkmaz mit dem Meisterteller. (Foto: GEPA)

„Das ist eindeutig der schönste Tag meiner Karriere.“

Ümit Korkmaz

Die Spieler werden von den Fans mit einer beeindruckenden Choreographie – das ganze Stadion war in grün-weiß sowie teilweise rot-blau in Anlehnung an die Clubfarben getaucht – empfangen. Die Wiener sind mit dem großen Ziel vor Augen bis in die Haarspitzen motiviert und von Beginn an tonangebend und brandgefährlich.

Die Vorarlberger, die vor der Pause keinen einzigen echten Torschuss verzeichnen, sind völlig überfordert, vor allem Schmid steht gegen Ümit Korkmaz auf verlorenem Posten. Der 22-Jährige tankt sich auf der rechten Seite gegen den Rechtsverteidiger durch und sein Zuspiel donnert Boskovic genau unter die Latte (7. Min./8. Saisontor). Drei Minuten später lässt Korkmaz bei einem sehenswerten Dribbling nicht nur Schmid, sondern auch Kirchler alt aussehen, und diesmal steht Maierhofer, der den Ball aus fünf Metern über die Linie drückt, goldrichtig (10./7. Saisontor in elftem Spiel).

Hoffer mit der Entscheidung

Damit war die Gegenwehr der Altacher endgültig gebrochen und die Rapidler lieferten dem Publikum im letzten Heimmatch der Saison eine tolle Show, bei der auch ein Hoffer-Tor nicht fehlen durfte. Der Jungstürmer, der erst kürzlich seinen Vertrag bis 2011 verlängert hatte, machte sich am Strafraum Platz und schoss unhaltbar für Altach-Goalie Michl mit links genau ins lange Eck (31./9. Tor).

Nach dem Seitenwechsel flaut die Partie etwas ab, die Altacher schafften es nicht gefährlich zu werden, die Wiener waren aufgrund der klaren Führung nicht mehr so effizient und konsequent wie vor der Pause. Die Vorarlberger standen noch dazu sehr tief und machten es für die Wiener schwierig ein weiteres Tor zu erzielen.

Spiel endet dennoch mit zwei Siegern

Denn auch die Altacher haben an diesem Abend etwas zu feiern. Durch die klare 0:5-Heimniederlage von Wacker Innsbruck gegen Mattersburg sichern sie sich vorzeitig den Klassenerhalt. Die Wiener, denen die Revanche für die 0:2-Heimniederlage im direkten Duell im Herbst gelingt, können mit ihrem bereits siebenten Heimsieg in Serie den Meistertitel bejubeln.

Wie erwartet müssen die Spieler die Ehrenrunde nach dem klaren 3:0-Heimsieg gegen Altach früh abbrechen, da im Gegensatz zu den disziplinierten Fans auf der Westtribüne trotz zahlreicher Appelle der Spieler und Fanclub-Service-Leiter Andy Marek Zuschauer der Süd-und Nordtribüne frühzeitig auf das Feld laufen. Das Hanappi-Stadion gleicht schlussendlich einem Tollhaus.

Torfolge: 1:0  (7.) Boskovic, 2:0 (10.) Maierhofer, 3:0 (31.) Hoffer

Die damaligen Aufstellungen:

Rapid: Payer – Dober, Heikkinen, Patocka, Thonhofer (71. Katzer) – Hofmann, Kulovits, Boskovic (61. Kavlak), Korkmaz – Maierhofer, Hoffer (81. Bazina)

Altach: Michl – Schmid (46. Mattle), Gramann, Chinchilla, Kling – Hutwelker (65. Winkler), Guem, Kirchler (56. Mayer), Pamminger, Pfister – Jaqua

Die Match-Highlights im Video:

Jürgen Patocka hat die Haare schön

Nachdem Rapid-Präsident Rudolf Edlinger den Pokal von Bewerbsponsor T-Mobile überreicht bekommen hatte, dürfen die Spieler endlich den Meisterteller unter tosendem Jubel in die Höhe stemmen. Zahlreiche Sektduschen sind die Folge, zudem wird Abwehrspieler Patocka von Ümit Korkmaz die Haare geschnitten. „Ich habe meine Frau gewarnt, sie nimmt es mit Humor. Ich hoffe, sie wachsen nach, für den Meistertitel kann ich das aber verkraften“, sagt der Innenverteidiger.

Ümit Korkmaz rasiert Jürgen Patocka die Haare ab (Foto: GEPA)

Die Stimmen zum 32. Meistertitel des SK Rapid Wien:

Peter Pacult (Rapid-Trainer): „Es ist ein wunderschönes Gefühl etwas erreicht zu haben, was uns vor der Saison niemand zugetraut hat. Wir waren im erweiterten Kreis dabei, Salzburg und Austria waren aber die Favoriten, umso schöner ist es, dass der Titel in Hütteldorf ist. Mir geht es nicht um den Titel, sondern darum, dass sich die Mannschaft weiterentwickelt. Viele junge Spieler haben sich entwickelt, sie haben dem Druck standgehalten. Auf die Entwicklung lege ich auch als Trainer das Hauptaugenmerk. Ich habe noch keinen Plan, jetzt werde ich einmal mit der Mannschaft und den Fans feiern.“

Steffen Hofmann (Rapid-Kapitän): „Ich glaube schon, dass der Titel schöner ist als vor drei Jahren. Wir haben ihn mit der eigenen Leistung vorzeitig gewonnen. Wir haben über die ganze Saison sehr guten Fußball, speziell im Frühjahr, gespielt. Ich denke, es ist für alle unheimlich schön, dass wir im eigenen Stadion den Meisterteller bekommen.“

Markus Katzer (Rapid-Abwehrspieler): „Der Meistertitel entschädigt für alles. Ich hatte eine schwere Situation, jetzt ist aber alles vergessen, hinter mir, es zählt nur heute, ist ein Wahnsinn.“

Josef Hickersberger (ÖFB-Teamchef/Rapid-Meistertrainer 2005): „Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass Rapid Meister wird. Für mich war Salzburg der haushohe Favorit, selbst nach dem 0:7 habe ich Salzburg noch Chancen auf den Titel eingeräumt. Für Rapid ist das in Anbetracht der zur Verfügung stehenden Mittel ein sensationeller Erfolg. Parallelen zum bisher letzten Titel 2005 gibt es in der Außenseiterrolle, auch in den hervorragenden Leistungen von Steffen Hofmann. Auffällig war, dass österreichische Spieler sehr viel zu dieser Siegesserie am Ende der Meisterschaft beigetragen haben.“

https://www.skysportaustria.at/heute-vor-12-jahren-rapid-demuetigt-meister-salzburg/

Alfred Hörtnagl (Rapid-Sportdirektor): „Rapid hat etwas Unglaubliches erreicht, vor der Saison wurden wir nicht ganz vorne eingereiht. Wir sind ein verdienter Meister, wir haben mit tollen Leistungen, wie dem 7:0 in Salzburg, Geschichte geschrieben. Vor eineinhalb Jahren war Rapid hinten drinnen, dann haben sich Peter Pacult und ich zusammengerauft und gute Entscheidungen getroffen. Einsatz, Wille, die Bereitschaft alles zu geben, spricht für die Mannschaft. Wir haben eine junge Mannschaft mit Potenzial für die Zukunft, das ist eine tolle Basis. Wir brauchen noch das O.K. von Stefan Maierhofer, um den Transfer realisieren zu können.“

Alfred Gusenbauer (damaliger Bundeskanzler): „Es ist ein tolles Fußballfest. Rapid ist nach einer Saison mit vielen Auf und Abs ein verdienter Meister. Seit ich weiß, dass es Fußball gibt, bin ich ein Rapid-Fan.“

Der Weg des österreichischen Fußball-Rekordmeisters vom 31. zum 32. Titel:

15. Mai 2005: Rapid ist durch ein 1:1 zwischen Pasching und Austria bereits drei Runden vor Schluss fix Meister. 17 Tage später wird mit einer Niederlage gegen die Austria im Cup-Finale das Double verpasst.
23. August 2005: Rapid qualifiziert sich durch ein 1:0 auswärts gegen Lok Moskau für die Gruppenphase der Champions League, in der danach gegen Bayern, Juventus und Brügge kein Punkt herausschaut.
26. September 2005: ÖFB und Bundesliga einigen sich am Vortag von Rapids CL-Partie in Turin auf Josef Hickersberger als Teamchef ab Jahresbeginn 2006.
28. Oktober 2005: Rapid gibt bekannt, dass Georg Zellhofer ab 2006 Hickersberger-Nachfolger wird.
2. Jänner 2006: Steffen Hofmann wechselt zu 1860 München.
9. Jänner 2006: Andreas Ivanschitz wechselt zu Red Bull Salzburg, sechs Tage danach wird Mario Bazina als Ersatz für die beiden Mittelfeld-Stars geholt.
13. Mai 2006: Rapid beendet die Saison auf Rang fünf und verpasst damit sogar einen UI-Cup-Platz.
21. Juli 2006: Rapid gibt die Rückkehr von Hofmann bekannt, der Deutsche erleidet allerdings schon zehn Tage später einen Kreuzbandriss und fällt ein halbes Jahr aus.
27. August 2006: Rapid trennt sich von Zellhofer, acht Tage später wird Peter Pacult als dessen Nachfolger unter Vertrag genommen.
11. November 2006: Sportdirektor Peter Schöttel gibt unmittelbar nach heftigen Fan-Protesten beim 1:1 im Heimspiel gegen Pasching seinen Abschied mit Jahresende bekannt.
18. November 2006: Rapid beendet die erste Saisonhälfte nach einem 0:4 in Salzburg auf dem letzten Platz.
20. Dezember 2006: Rapid gibt das Engagement von Alfred Hörtnagl als
neuen Sportdirektor bekannt.
30. April 2007: Rapid wird vorläufig die Lizenz für die Saison 2007/08 verwehrt, erst zwei Wochen später erteilt das Protestkomitee in zweiter Instanz die Spielgenehmigung.
20. Mai 2007: Rapid beendet die Saison auf Rang vier und sichert sich damit die UI-Cup-Teilnahme.
4. Oktober 2007: Rapid scheitert in der ersten UEFA-Cup-Runde, die via UI-Cup und UEFA-Cup-Quali erreicht wurde, an Anderlecht.
31. Oktober 2007: Nach einem 1:2 in Salzburg liegt Rapid sechs Punkte hinter Spitzenreiter Austria auf Platz sechs.
24. Februar 2008: Rapid verliert auch wegen eines Elfers, bei dessen Ausführung Goalie Payer noch nicht bereit war, in Altach 1:2. Die Liga entscheidet zunächst auf Neuaustragung, beglaubigt das Ergebnis aber in zweiter Instanz. Rapid verzichtet auf einen neuerlichen Protest.
23. März 2008: Rapid übernimmt mit einem historischen 7:0 in Salzburg die Tabellenführung von den Mozartstädtern.
20. April 2008: Rapid holt mit einem 3:0-Sieg im ausverkauften Hanappi-Stadion gegen Altach eine Runde vor Schluss den 32. Meistertitel.

(APA)

Beitragsbilder: GEPA