Vom Talent zum Führungsspieler: Goretzka entwickelt sich zum FCB-Boss

Leon Goretzka besticht nicht durch Dribblings, sondern vor allem durch seinen unbedingten Siegeswillen und intelligenten Fußball. Der 25-Jährige hat sich beim FC Bayern zu einem Top-Spieler entwickelt – und er strebt sogar nach Höherem.

Leon Goretzka wird beim FC Bayern immer mehr zu Mr. Unverzichtbar. Den 25-Jährigen zeichnet vor allem eines aus: ein immenser Wille. Unter Trainer Hansi Flick hat sich Goretzka zu einem Leistungsträger beim Rekordmeister entwickelt, der die Bayern-Fans seit Monaten mit stabilen Auftritten begeistert. Auch Bundestrainer Joachim Löw sieht Goretzka als einen seiner wichtigsten Spieler für die Zukunft der Nationalmannschaft.

Vom Schlacks zum Muskelmann – vom Talent zum Leistungsträger! Goretzka hatte in der Corona-Pause zusätzlich Muskelmasse aufgebaut und sich einen stattlichen Bizeps zugelegt. Seine neue körperliche Präsenz verschafft dem Nationalspieler einen Stammplatz in Flicks Startformation – und in seiner Rolle als Sechser spielt er stärker denn je. Mit seiner Dynamik und seiner physisch starken Spielweise ist der ehemalige Bochumer mittlerweile die Seele des Bayern-Spiels.

Goretzka will Führungsspieler werden

Goretzka ist ein Box-to-Box-Spieler, der immer wieder für Torgefahr sorgt. Mit seiner Athletik und seinen schnellen Läufen stößt er ins Sturmzentrum vor und stellte vor allem im vergangenen Saisonfinale unter Beweis, das er nicht nur Assists geben, sondern auch Tore erzielen kann.

Der 25-Jährige will aber nicht nur Leistungsträger in München sein, sondern auch vorangehen – aber dafür fehlt dem Triple-Sieger noch eins: „Zeit – und sonst befinde ich mich auf einem guten Weg. Mein Ziel ist, Führungsspieler zu werden. Die Leistung auf dem Platz muss stimmen, dann kannst du dich darum kümmern, dass das auch andere tun. Ich habe mich jetzt auf meine Leistung konzentriert, aber jetzt kann ich mich auch um andere kümmern“, beschreibt Goretzka seine Ansprüche in der Hierarchie beim FC Bayern aufzusteigen.

Und er ergänzt: „Ich habe mich schon vor der letzten Saison sehr gut gefühlt, leider habe ich mich im letzten Training vor dem ersten Bundesliga-Spiel verletzt. Das kann man nicht kontrollieren und wirft einen nach hinten. Mit der körperlichen Stabilität bin ich den Weg dann weitergekommen. Im letzten halben Jahr war ich stabil und konnte meinen Weg gehen. Das tut gut, um in die Rolle hineinzuwachsen.“ Auch außerhalb des grünen Rasens glänzt Goretzka mit Führungsqualitäten als Initiator von „We kick Corona“.

Saisonauftakt gegen Schalke

Der FC Bayern gewann nach dem Re-Start alle 15 Pflichtspiele – und Leon Goretzka stand in jeder Partie in der Startelf. Kein anderer Triple-Sieger kann solch eine Bilanz der Beständigkeit aufweisen. Goretzka ist extrem flexibel einzusetzen, als Achter oder Zehner, kann aber auch als Sechser spielen. Für Sky Experte Lothar Matthäus wäre daher ein Abgang von Goretzkas Mittelfeldkonkurrenten Thiago für die Münchner zu verkraften: „Thiago hat sehr viel geleistet für Bayern München, aber ich denke, Thiago ist ersetzbar. Man hat es schon gesehen mit Goretzka und Kimmich.“

Somit werden die Bayern zum Auftakt der 58. Bundesligasaison wohl auf das altbewährte Duo im zentralen Mittelfeld setzen. Der Titelverteidiger eröffnet die Saison ausgerechnet gegen den FC Schalke 04. 2018 kam Leon Goretzka von den Königsblauen zu den Roten – ein Wechsel, der bei den Anhängern von S04 auf wenig Gegenliebe stieß.

Sein Ex-Klub steckt aktuell in einer tiefen, sportlichen Krise: „Schalke hat letzte Saison eine hervorragende Hinrunde gespielt und ist in der Rückrunde in eine Abwärtsspirale geraten. Schalke tut es doppelt weh, wenn die Fans fehlen. Wir hatten damals auf Schalke auch brenzlige Situationen, aber die Fans haben uns geholfen, eine Siegesserie zu starten und da wieder rauszukommen.“

Goretzka erhofft sich Verstärkungen

Die Knappen stehen am Freitag dennoch vor einer Mammutaufgabe. Nach einer kurzen Vorbereitung auf die neue Saison haben die Bayern die Gier, auch nach einer ihrer erfolgreichsten Spielzeiten der Vereinsgeschichte, nicht verloren: „Das Double zu verteidigen macht Spaß, das Triple zu verteidigen macht noch mehr Spaß! Wir sind wieder total hungrig! Das man nach so einem Triple im Hinterkopf hat, sich jetzt auszuruhen und vielleicht satt wirkt, dass Gefühl habe ich überhaupt nicht – ganz im Gegenteil. Wir sind weiter total hungrig. Das merkt man in der Trainingswoche, da wird kein Prozent weniger gemacht. Und ich glaube, das ist der Schlüssel, wie man zu weiteren Titeln kommen kann.“

Leon Goretzka erhofft sich jedoch mit Blick auf das anspruchsvolle Programm in der neuen Saison noch personelle Verstärkung für Bayern München. „Wir haben einen Top-Kader zusammen. Aber ich glaube schon, dass man jede Position doppelt besetzt haben sollte.“

Speziell im Herbst erwartet den Titelverteidiger mit Bundesliga, DFB-Pokal, Champions League und Länderspielen ein hartes Programm: „Die Belastung ist definitiv eine sehr große Herausforderung für uns alle. Wir werden tatsächlich den kompletten Kader benötigen, um durch die Saison zu kommen.“

Die größten Bayern-Konkurrenten

Als größte Konkurrenten sieht Goretzka „Leipzig, Dortmund – und auch Leverkusen hat eine super Mannschaft. Gladbach hat letztes Jahr auch gut gespielt. Sie hatten auch alle länger Zeit, um sich auf diese intensive Saison vorzubereiten. Das kann ein Pluspunkt sein.“

Wie eingespielt die Bayern nach nur einer Woche Mannschaftstraining sein werden, können die Fans am Freitag  live erleben. Eines ist sicher: Leon Goretzka wird gegen seinen Ex-Klub hochmotiviert in bester Schalker Manier „malochen“ und mit immensem Willen voran gehen – denn das zeichnet den Mittelfeldmotor bereits seit Monaten aus.

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