Vor Comeback: Shiffrin „dankbar und aufgeregt“

Nach genau 300 Tagen Pause wird Mikaela Shiffrin am Samstag in Levi wieder ein Weltcuprennen bestreiten. Ein nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters in Aare für März geplantes Comeback der dreifache Gesamtweltcupsiegerin hat die Corona-Pandemie verhindert. „Ich bin sehr aufgeregt und frage mich, wie es sich nach dieser langen Zeit wieder anfühlen wird“, sagte die 25-Jährige am Donnerstagabend in einer Videopressekonferenz. „Ich bin dankbar, hier in Levi zu sein.“

Seit dem Sieg im Weltcup-Super-G am 26. Jänner in Bansko ist Shiffrin kein Rennen mehr gefahren, die Kugelgewinne musste sie anderen überlassen. „Jede von ihnen hat es sich verdient. Wenn man gewinnen will, muss man schnell sein und vor allem an Rennen teilnehmen“, gibt es für Shiffrin keinen Grund zu hadern. Die geplante Rückkehr im Oktober beim Saisonauftakt in Sölden musste sie wegen Rückenproblemen aus Vorsicht auslassen. Es geht ihr wieder gut, jedoch heißt es für die weitere Karriere damit umgehen zu lernen.

In der Vorbereitung hat sich die zweifache Olympiasiegerin und fünffache Weltmeisterin in den vergangenen drei Wochen auf den Slalom konzentriert, ganz Copper Mountain stand förmlich hinter ihr. „Deshalb werde ich mein nächstes Rentier in Levi auch Copper nennen“, verriet Shiffrin. Die „gewonnene“ Herde ist mit Rudolph (2013), Sven (2016), Mr. Gru (2018) und Ingemar (2019) schon vier Tiere stark. Erst nach Levi werde sie schauen, wie sie mit den anderen Disziplinen umgehen werde. „Ich plane nicht jedes Event, an die Gesamtwertung denke ich weniger als in vorherigen Jahren. Mal sehen, wie es läuft.“

Wäre es ihr beim ursprünglich geplanten Wiedereinstieg im März in Aare hauptsächlich darum gegangen, einfach wieder aus dem Startgate zu fahren und hoffentlich eine gute Erfahrung zu haben, so habe sie nun schon auch wieder Erwartungen. „Ich will gut fahren. Es fühlt sich gut an und die Erwartungen sind auch da, aber ich versuche sie klein zu halten.“ Sie haben noch keinen Vergleich mit den anderen gehabt, sagte die sechsfache Gewinnerin der Slalomwertung. Die stärksten Torläuferinnen im vergangenen Winter waren die Slowakin Petra Vlhova als Kugelgewinnerin, die Österreicherin Katharina Liensberger als Dritte hinter Shiffrin und die Schweizerin Wendy Holdener.

Das ganze Jahr sei sehr herausfordernd gewesen, sagte die Ausnahmeskifahrerin in dem 35-minütigen Videogespräch. „Ich fühle das und ich werde das noch lange fühlen. Das ist das Leben, jeder muss mit etwas zurechtkommen.“ Sie sei emotional müde. „Ich bin auch unglaublich zornig, nicht darüber, wie die Saison endete, sondern dass mein Papa starb. Dass ich mich allein fühlte.“ Deshalb sei sie dankbar für ihre Mutter und ihr Familie.

Auch der Umgang mit der Corona-Pandemie verlange ihr viel ab. Sie will nicht riskieren, sich anzustecken, aber sie will auch kein Risiko für andere sein, weil sie reise und ihren Sport ausübe, sagte Shiffrin. Für die Möglichkeit, in Finnland Rennen fahren zu können, bedankte sie sich. „Ich bin so glücklich, hier zu sein, auch wenn wir ein paar Einschränkungen haben.“ So spiele sich das Training im Hotel ab und wenn sie manchmal ein bisschen frische Luft bekomme, freue sie sich. Lagerkoller kennt sie nicht. „So leicht wird mir nicht langweilig. Ich schlafe dann eh immer ein.“

(APA)

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