Wales steht nach Eigentor von McAuley im Viertelfinale

Gareth Bale und seine Roten Drachen stehen nach der kleinen „Battle of Britain“ im Viertelfinale der EM. Dank eines Eigentores von Nordirlands Gareth McAuley (75.) setzten sich die favorisierten Waliser im zähen Duell der Debütanten glücklich mit 1:0 (0:0) durch. Für Wales ist es der größte Erfolg seit 58 Jahren, seit der WM 1958 in Schweden, als die damalige Mannschaft ebenfalls im Viertelfinale stand. Gegner in der Runde der letzten Acht ist am kommenden Freitag in Lille (21.00 Uhr) Belgien oder Ungarn.

Das Spiel vor 44.342 Zuschauern im Pariser Prinzenpark war das bislang schwächste der EM-Endrunde, nichts für Feinschmecker, eher für Liebhaber rustikalen britischen Fußballs: Was die dennoch gut gelaunten und stimmkräftigen Anhänger beider Mannschaften zu sehen bekamen, machte wenig Hoffnung auf eine Entscheidung vor dem Elfmeterschießen. Auch Bale, der sich erneut uneigennützig in den Dienst der Mannschaft stellte, kam nicht zur Geltung: Die Nordiren hingen an ihm wie Kletten.

Dennoch besaß Bale die beste Gelegenheit, seine Mannschaft in Führung zu schießen: Es lief die 58. Minute, der Angreifer von Real Madrid stellte sich auf zum Freistoß – zweimal bereits hatte er im Turnier eine derartige Chance genutzt. Diesmal aber wehrte Torhüter Michael McGovern, der bereits gegen Deutschland hervorragend gehalten hatte, den gewiss nicht schlecht geschossenen Ball reaktionsschnell ab. Immerhin: Mit seiner scharfen Flanke erzwang Bale das Eigentor von McAuley.

Die Waliser hatten ansonsten Mühe, ihre spielerische Überlegenheit zur Geltung zu bringen. Das lag vor allem daran, dass die Nordiren eng am Mann waren und kompromisslos in die Zweikämpfe gingen. Die „Green and White Army“ ging außerdem etwas mutiger zu Werke als noch beim 0:1 gegen Deutschland, hatte demzufolge gute Chancen – ohne dabei aber zwingend zu werden.

Zum ersten Mal trafen sich zwei sogenannte „home nations“ des Fußballs in der K.o.-Runde eines großen Turniers, doch das Unterhaltsamste waren die sangeskräftigen Anhänger. Beide Lager zeigten sich einfallsreich und bespöttelten sich mit bekannt britischem Humor gegenseitig. Die Nordiren sangen: „Shall we sing a song for you“ („Sollen wir euch ein Lied singen?“), aus dem Block der Waliser schallte es zurück: „Are you England in disguise?“ („Seid ihr verkleidete Engländer?“).

Derartiger Ideenreichtum war ihren Mannschaften fremd. Es ging meist typisch britisch hin und her, mehr hoch und weit denn flach und präzise, bei Ballbesitz des Gegners versammelten sich Waliser wie Nordiren zügig mit möglichst vielen Spielern hinter dem Ball und mit mindestens einer Fünferkette vor dem eigenen Strafraum. Es dauerte deshalb bis zur 53. Minute, ehe Wales seine erste gute Chance hatte, Sam Vokes aber köpfte neben das Tor.

SID th nt