Weltrekordler Kipchoge gewinnt Olympia-Marathon – Herzog 61.

Der Kenianer Eliud Kipchoge hat am Sonntag im Olympia-Marathon von Sapporo seinen Rio-Titel erfolgreich verteidigt. Der 36-jährige Weltrekordler siegte bei heißen und schwülen Verhältnissen in 2:08:38 Stunden souverän. Silber holte Abdi Nageeye (NED/2:09:58), Bronze Bashir Abdi (BEL/2:10:00). Österreichs Rekordhalter Peter Herzog belegte in 2:22:15 Platz 61. Bei Lemawork Ketema machte sich eine alte Verletzung wieder bemerkbar, er gab wegen Schmerzen auf.

Kipchoge ist erst der dritte Läufer der Geschichte, der einen Olympiasieg über die 42,195 km wiederholte. Zuvor war dies dem Äthiopier Abebe Bikila (1960/64) und Waldemar Cierpinski aus der DDR (1976/80) gelungen. „Ich denke, ich habe mein Vermächtnis mit dem zweiten Sieg in Folge erfüllt. Ich hoffe, das hilft, die nächste Generation zu inspirieren“, sagte Kipchoge.

Die Topläufer legten zügig los, beim Halbmarathon mit der Durchgangszeit von 1:05:13 war die Spitzengruppe immer noch 31 Mann stark. Im weiteren Verlauf wurde diese schnell kleiner, nach 30 Kilometern setzte sich Kipchoge von seinen letzten Kontrahenten ab und stürmte noch zu einem überlegenen Erfolg. Eine weitere Glanztat nach dem Weltrekord (2:01:39 Stunden 2018 in Berlin) und dem Durchbrechen der 2-Stunden-Schallmauer im Oktober 2019 in Wien in einem eigens organisiertem Rennen (1:59:40 Stunden).

Zu seiner entscheidenden Tempoverschärfung meinte Kipchoge: „Ich wollte einen Abstand schaffen, um der Welt zu zeigen, dass das ein wunderschönes Rennen ist. Ich wollte meine Fitness testen, wollte testen, wie ich mich fühle. Ich wollte zeigen, dass wir Hoffnung für die Zukunft haben können.“ Auf die Frage, warum er immer wieder mal während des Rennens gelächelt habe, meinte er: „Dieses Lächeln ist das Glück. Man sagt, dass man glücklich sein muss, um diese Welt zu genießen. Wenn du glücklich bist, hilft dir das, dich zu entspannen und das Rennen zu genießen.“

Herzog, seit Oktober 2020 ÖLV-Rekordler mit 2:10:06 Stunden, und Ketema (Bestzeit 2:10:44) waren es freilich langsamer angegangen, sie fanden sich rasch in verschiedenen Verfolgergruppen wieder. Herzog ging bei der Halbmarathonmarke mit 1:07:44 Stunden (+2:31 Min.) durch. Ketema hatte da bereits wegen muskulären Problemen im hinteren Oberschenkel, die ihn schon länger beschäftigen, zwischen Kilometer 13 und 16 aufgegeben.

Herzog erklärte, die Zeit sei nicht das, was er drauf habe, aber es sei eine unglaublich harte Reise gewesen. „Es ist sehr früh, sehr hart geworden, ich habe schon bei Kilometer zehn bemerkt, dass es sehr lange bis ins Ziel wird. Es war der längste Leidensweg, den ich jemals gemacht habe auf sportlicher Ebene. Insgesamt bin ich zufrieden, auch wenn die Zeit weit von dem weg ist, was ich kann.“

Er freute sich über die Unterstützung der Japaner, die entlang der ganzen Strecke standen. „Es war ein emotionaler Ritt auf höchstem Niveau. Das haben wir uns alle verdient. Denn in Sapporo ist vom olympischen Flair nicht viel zu sehen gewesen. Das war eine Genugtuung. Die Stimmung war unglaublich gut.“ Freilich war die Bevölkerung wegen der Corona-Restriktionen eigentlich angehalten worden, dies zu unterlassen.

„Peter ist mit der Taktik ins Rennen gestartet, die wir uns überlegt haben. Die Hoffnung, dass es hintenraus noch ein bisserl mehr werden kann, erfüllte sich nicht. Er hat sukzessive verloren, ist gut ins Ziel gekommen, aber wir hatten höhere Erwartungen“, sagte sein Hannes Langer zur APA – Austria Presse Agentur. „Er war nicht ganz dort, wo ich ihm vom Läuferischen sehe. Aber er ist zufrieden und ich bin es mit ihm auch. Es war eine komplett neue Erfahrung, in einem so dichten Feld unter diesen Bedingungen zu laufen.“

Die Bedingungen habe man so erwartet, hohe Luftfeuchtigkeit und Wind. „Darauf waren wir auch vorbereitet. Aber wir hätten den Abstand zur Spitze gern geringer gehalten.“ Es sei ein hochklassiges Rennen gewesen, Olympische Spiele auf höchstem Niveau. Aber auch ein „irre forderndes, das einen richtig auslauge“. Insgesamt 30 Läufer beendeten das Rennen nicht, 76 kamen in die Wertung.

Zu den Nichtgewerteten zählte auch Ketema: „Da hat sich eine alte Hamstring-Verletzung wieder bemerkbar gemacht, Gesundheit geht vor“, sagte ÖLV-Verbandsarzt Richard Högler. Trainer Harald Fritz erklärte, dass die Schmerzen beim Athleten zu groß geworden seien. „Da war es vernünftig, dass er ausgestiegen ist, wir wollten nicht noch mehr Schaden anrichten. Er ist ein Kämpfer, hört erst auf, wenn es nicht mehr geht.“

Gestartet wurde der Marathon bei 27 Grad Celsius Lufttemperatur und 77 Prozent Luftfeuchtigkeit. Eigentlich hatten die Organisatoren gehofft, dass die äußeren Bedingungen auf der Insel Hokkaido angenehmer als in der hitzegeplagten Hauptstadt Tokio sein würden. Der Plan ging aber nicht auf. Allerdings herrschten am Sonntag mit strömendem Regen auch unwirtliche Bedingungen in Tokio.

(APA)/Bild: Imago