Wenig Andrang am rot-weiß-roten WM-Ticketschalter

Österreichs Alpin-Team wird bei der in knapp einem Monat beginnenden Ski-WM in Frankreich keine Medaillenbank sein. Der Rücktritt von Matthias Mayer hat die Problemzone Speed bei den Männern verstärkt, bei den Frauen sind die Technikerinnen in einer prekären Lage. So müssen in Courchevel und Méribel Aushängeschilder wie Vincent Kriechmayr und Manuel Feller abliefern, andere können nur überraschen. Fest steht, das Gedränge um die ÖSV-Startplätze war schon einmal größer.

Ein Garant für Medaillen war bei den zwei jüngsten Weltmeisterschaften der 31-jährige Kriechmayr. Vor zwei Jahren in Cortina d’Ampezzo avancierte der Oberösterreicher zum Doppel-Weltmeister in den Speed-Disziplinen. Dank seiner Explosion mitten in den Dolomiten kann ÖSV-Rennsportleiter Marko Pfeifer diesmal je fünf Startplätze in Abfahrt und Super-G befüllen. Nach Mayers Rücktritt gestaltet sich das aber gerade in der Königsdisziplin äußerst schwierig.

Neben dem zweimaligen Rennsieger Kriechmayr drängte sich in der Abfahrt bisher nur Daniel Hemetsberger mit Top-fünf-Rängen auf. Otmar Striedinger fehlt noch ein Top-Ten-Resultat – ebenso wie Stefan Babinsky und Julian Schütter, beide haben einen 22. Platz als bestes Ergebnis stehen. Im Super-G sind Kriechmayr, Hemetsberger und Raphael Haaser in der Pole Position für drei Plätze. Babinsky kann einen neunten Platz aus Bormio vorweisen, Marco Schwarz punktete als 24. in Beaver Creek. „Er ist auf jeden Fall ein Thema“, sagte Pfeifer über den Allrounder.

Österreichs Medaillenglück hängt an wenigen Zugpferden

In der WM-Kombination sind Titelverteidiger Schwarz, Olympiasieger Johannes Strolz und Haaser praktisch fix. Die übrigen zwei Plätze sollen an Männer gehen, die auch den Spezial-Super-G zwei Tage später bestreiten. Im Riesentorlauf scheinen Feller, Schwarz und Stefan Brennsteiner sicher, nach derzeitigem Stand wäre Haaser der vierte Mann für Courchevel.

Zu einem Hauen und Stechen könnte es im Slalom kommen – der einzige Bewerb, wo es zu viele qualifizierte Bewerber für nur vier Startplätze gibt. Manuel Feller und Schwarz sind gesetzt, Strolz kämpft mit Adrian Pertl, Fabio Gstrein und Michael Matt um die offenen zwei Plätze. „Ich muss mich da noch steigern. Jetzt im Slalom-Jänner muss ich mich präsentieren, dann hoffe ich, dass ich dabei bin“, sagte Cortina-Vizeweltmeister Pertl. „Es könnte schon so sein, dass die zwei, die nicht fahren, im Parallelbewerb an den Start gehen“, erklärte Pfeifer.

Umgekehrt ist die Situation bei den Frauen. Dort gibt es vor den beiden anstehenden Speed-Wochenenden in St. Anton und Cortina d’Ampezzo zumindest ein kleines Gerangel unter den Assen – Cornelia Hütter, Mirjam Puchner, Nina Ortlieb sitzen dank Stockerl- bzw. zumindest Top-vier-Plätzen ziemlich sicher auf ihrem WM-Ticket. Arrivierten Kräften wie Ramona Siebenhofer, Stephanie Venier, Tamara Tippler oder Nicole Schmidhofer droht die Zuschauerrolle vor dem TV-Gerät.

Die Technikerinnen werden den Kaderplanern viel weniger Kopfzerbrechen bereiten. Analog zu Kriechmayr ist Katharina Liensberger doppelte Titelverteidigerin, die Vorarlbergerin gewann vor zwei Jahren den Slalom und Parallelbewerb und ist trotz Formkrise wie auch Katharina Truppe gesetzt. Riesentorlauf-Spezialistin Ricarda Haaser und Franziska Gritsch bewiesen zuletzt aufsteigende Form. Weil sich im Slalom bei weitem nicht fünf Läuferinnen aufdrängen, könnte Frauen-Rennleiter Thomas Trinker sogar das Tabu brechen, nicht alle fünf Plätze auszufüllen.

Mandl: „Trotzdem in allen Disziplinen gut aufgestellt“

„Der große Andrang, die große Selektion, wie wir sie um die 2000er-Jahre gehabt haben, wird sich nicht stellen – leider, das muss man so ehrlich sagen“, sagte Herbert Mandl, der Alpinchef des ÖSV, zuletzt zur APA – Austria Presse Agentur. „Aber diejenigen, die infrage kommen, haben Topleistungen gebracht. Ich denke, wir sind trotzdem in allen Disziplinen gut aufgestellt.“

Pfeifer will „auf jeden Fall die Kontingente voll ausschöpfen“, es würden bei ihm nicht nur Medaillenanwärter zum Zug kommen. „Das ist auch eine Gelegenheit für junge Läufer, Läufer mit Potenzial, dass sie Erfahrungen sammeln“, meinte der Kärntner. So würde er gerne dem Steirer Schütter oder einem anderen nachrückenden Jungen eine Chance geben. Konkret über die Quoten Frauen/Männer wurde laut Pfeifer ÖSV-intern noch nicht gesprochen.

(APA)/Bild: GEPA