Wiener Polizistin wird bei Ausschreitungen verletzt

Für Rapid Wien war der Aufstieg in die nächste Runde der Fußball-Europa-League-Qualifikation am Donnerstag nach 90 Minuten plus Nachspielzeit geschafft. Die Wiener Strafverfolgungsbehörden wird das Spiel gegen Slovan Bratislava nach den Ausschreitungen slowakischer Fans deutlich länger beschäftigen. Eine Polizistin brach sich ein Schienbein, wie Polizeisprecherin Irina Steirer Freitag mitteilte.

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Bereits gegen 18.45 Uhr, kurz nachdem sich die Anhänger von Slovan Bratislava in Oberlaa versammelt hatten, um gemeinsam zum Allianz Stadion in Hütteldorf zu fahren, wurde ein Mann festgenommen. Steirer zufolge ging es um eine Verwaltungsübertretung wegen aggressiven Verhaltens.

Bis zu 600 slowakische Fußballfans kamen nie in der Heimstätte von Rapid an. Sie hatten in einem Zug der U4 in der Nähe der Station Schönbrunn eine Tür aufgerissen, unbestätigten Gerüchten zufolge auch die Notbremse gezogen. Augenzeugen berichteten, dass die Slowaken die einschreitende Polizei mit Sprechchören a la „Rassist – Faschist – Hooligan“ bedachten. Mitten unter den Anhängern befand sich demnach ein Vorsänger der führenden Austria-Wien-Fangruppe „Fanatics“.

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Die Polizisten holten die Personen aus dem Zug und schleusten sie über die Gleise und die Station Schönbrunn auf die Straße, um den Weg nach Hütteldorf zu Fuß fortzusetzen. Die slowakischen Fans begingen in weiterer Folge zahlreiche Übertretungen gegen das Verwaltungsrecht und das Pyrotechnikgesetz. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen wurden auch zwei Polizistinnen verletzt. Die zweite Beamtin wurde offenbar mit Pfefferspray kontaminiert.

Nachdem die slowakischen Anhänger einen Tankstellenshop geplündert und Waren im Wert von mehreren hundert Euro gestohlen hatten, bereitete die Polizei dem Marsch in der Linzer Straße – Ecke Ameisgasse ein Ende. Steirer zufolge stellten die Beamten die Identität von insgesamt 480 Personen fest. Bisher gab es eine Anzeige nach dem Strafrecht. Es ist aber davon auszugehen, dass diese Zahl deutlich steigen wird.

Nach dem Ende der stundenlangen Aktion wurden die Fans zurück nach Oberlaa geleitet. Zunächst zu Fuß, die Wiener Linien wollten die Slovan-Anhänger nicht mehr transportieren. Das wäre ein etwa 17 Kilometer langer Marsch gewesen. Auf der Linken Wienzeile wurden sie dann doch von Bussen aufgenommen, die die Wiener Polizei organisiert hatte, und nach Oberlaa zurückgebracht.

Der Journalist Michael Bonvalot bekam darüber hinaus ein Foto von mit Slovan-Bratislava- und Austria-Wien-Anhängern befreundeten Fans des FC Brno beim Anmarsch zum Stadion. Diese posierten mit einem Transparent mit der Aufschrift „Hooligans Brno“, während ganz links auf dem Foto einer der Anhänger den Hitler-Gruß zeigt.

Auch im Stadion gab es Kontroversielles, selbst wenn es dort nicht zu Ausschreitungen kam. Im Rapid-Sektor hing ein Transparent, das je zur Hälfte die Wappen von Slovan Bratislava und Austria Wien zeigte. Dazu war der Text „We hate Homos“ (Wir hassen Homos, Anm.) zu lesen.

Bonvalot verstand die Einsatzstrategie der Polizei nicht ganz, wie er am Freitag der APA sagte. „Wären die Fans von Slovan mit einem Zug von Bratislava bis Hütteldorf durchgefahren, wäre nicht das U-Bahnnetz lahmgelegt worden.“ Ein Sonderzug war jedoch im Vorfeld abgelehnt worden. Ansonsten: „Es hat die zu erwartenden rechtsextremen Provokationen von Slovan-Fans gegeben, verstärkt durch rechte Fans vom Anhang von Austria Wien und vom FC Brno.“ Bonvalot wies auf den Hitlergruß der Brno-Fans und ebenfalls auf die Parolen im U4-Zug hin.

„Umgekehrt muss sich Rapid auch etwas überlegen, wenn in der Nähe der führenden Fangruppe ein homophobes Banner hängt“, sagte der Journalist. Und die Austria müsse sich ebenfalls Gedanken machen: „Die Verbindungen zum rechtsextremen Anhang von Slovan Bratislava laufen mittlerweile über den führenden Fanclub Fanatics und nicht mehr über den ausgeschlossenen Fanclub Unsterblich.“

Austria-Vorstand Markus Kraetschmer sagte dazu auf APA-Anfrage am Freitagnachmittag: „Uns liegt bis dato noch nichts vor. Aber wenn es Fakten in Form von Bild- oder Videomaterial gibt oder ein Polizeibericht dazu vorliegt, dann werden wir das zum Anlass nehmen, das abzustellen.“

Beitargsbild: GEPA