Zerrüttetes Verhältnis zum Team – wie geht es mit Hütter weiter?

Die Stimmung in Gladbach? Nach der Derby-Schmach am vergangenen Wochenende auf dem Tiefpunkt!

Bei den Fans, von denen Teile unmittelbar im Anschluss an die 1:3-Pleite gegen den 1. FC Köln vor dem Kabinentrakt protestierten. Bei den Vereinsbossen, die mit der Situation seit dem Abgang des langjährigen Managers Max Eberl (48) – zugleich Gesicht des Vereins – überfordert wirken. Und auch bei der Mannschaft, deren Verhältnis zu Coach Adi Hütter (52) nach Sky Informationen seit einiger Zeit zerrüttet ist.

Das Verhältnis zwischen Spielern und Trainer hat sich in den vergangenen Wochen merklich abgekühlt. Wie Sky erfuhr, sind die Arbeit und das Auftreten des Österreichers inzwischen immer öfter Thema in der Kabine. Die Vorwürfe: Keine Intensität im Training! Fehlendes Fingerspitzengefühl im Umgang mit Spielern! Keine taktische Variabilität!

Spieler fühlen sich nicht richtig auf Spiele vorbereitet

Obwohl Gladbach in dieser Saison nicht international vertreten ist und seit dem DFB-Pokal-Aus gegen Zweitligist Hannover 96 (0:3) Anfang Januar nur noch am Wochenende spielt, sei die Trainingsintensität auf einem niedrigen Niveau. Zudem soll der Trainingsplan sehr vorhersehbar sein, viele Übungen Woche für Woche einfach nur wiederholt werden. Viele Spieler fühlen sich unter der Woche zu wenig gefordert und auf die Ligaspiele physisch nicht optimal vorbereitet. Über 90 Minuten überzeugte Gladbach in dieser Saison nur selten. Auch in den vergangenen Wochen, in denen die Fohlen vor der Köln-Pleite aus vier Partien zehn Punkte holten, wechselten sich Licht und Schatten bei ihren Auftritten ab.

Dass Hütter nur wenig Kommunikation zu seinen Spielern pflegt und in Gesprächen eher unterkühlt als emotionalisierend auftritt, trübt das Betriebsklima bei Borussia zusätzlich. Eine echte Einheit sind Trainer und Mannschaft nicht, die Zahl von Hütters Kritikern in der Kabine wurde auch nach dem Zwischenhoch zuletzt nicht geringer. Wie der Coach gleich zu Beginn der Saison Führungsspieler Florian Neuhaus (25) nach der 1:4-Niederlage in Leverkusen vor der ganzen Mannschaft anzählte, haben viele Akteure bis heute nicht vergessen. Und: Neuhaus war nicht der einzige, der Hütters Art zu spüren bekam. Dass der Coach beim Spielersatztraining nie auf dem Platz steht, sorgt bei den Reservisten für Unmut. Es sei schwer, sich aufzudrängen, wenn nur die Assistenten bei Einheiten dabei seien – denn Hütter treffe seine Entscheidungen ohnehin alleine, so der Tenor im Team.

Hütter-System in der Kritik – Zukunft ungewiss

Was Teile des Teams ebenfalls kritisch sehen: das System. Hütter lässt die Mannschaft meist mit einer Dreierkette agieren – der Ausrichtung, mit der er bei seinem Ex-Klub Eintracht Frankfurt erfolgreich war. Gladbachs Kader aber ist auf dieses System nur bedingt ausgelegt. Wenig Innenverteidiger, aber enorm viele Offensivstars. Zwar feierte Hütter mit Dreierkette einen berauschenden 5:0-Sieg über den FC Bayern im DFB-Pokal Oktober vergangenen Jahres, was ihn in seinem Systemgedanken bestärkte. Die Mehrheit der Spieler fühlt sich darin jedoch nicht wohl. Die beiden 0:6-Klatschen gegen den SC Freiburg und Borussia Dortmund erlitt Gladbach mit Dreierkette, zwei Derby-Pleiten gegen den 1. FC Köln (1:4, 1:3) und das peinliche Pokal-Aus in Hannover setzte es auch damit.

Gladbach und Hütter im April 2022: Was vergangenen Sommer mit einer hohen Ablöse von 7,5 Mio. Euro und großen Erwartungen begann, droht zu einer riesigen Enttäuschung zu werden. Auch wenn der neue Sportdirektor Roland Virkus (55) zuletzt betonte, mit Hütter in die neue Spielzeit gehen zu wollen, ist die Zukunft des Trainers ungewiss.

Nach der dunklen Derbynacht sogar ungewisser denn je. Selbst Führungsspieler wären nach Sky Informationen inzwischen nicht mehr verwundert, wenn der Klub in die kommende Saison mit einem neuen Trainer starten will.

(Marlon Irlbacher, Sven Westerschulze und Florian Plettenberg – skysport.de) / Bild: Imago