Salzburg scheitert nach Elferkrimi an Minsk

Salzburg (APA) – Meister Red Bull Salzburg muss die nächste bittere Enttäuschung verkraften. Die Salzburger verpassten zum zweiten Mal seit Einführung der Europa League im Jahr 2009 deren Gruppenphase. Die Bullen machten am Donnerstag im Play-off gegen Dinamo Minsk zwar zu Hause einen 0:2-Rückstand aus dem Hinspiel weg, scheiterten aber im Elfmeterschießen mit 2:3 am weißrussischen Vizemeister.

Die Salzburger waren die deutlich gefährlichere Mannschaft, verabsäumten nach Toren von Takumi Minamino (11.) und Jonatan Soriano (58.) aber eine Entscheidung vor der Elfmeter-Lotterie. Dort versagten Minamino, dem erst 18-jährigen David Atanga und Valon Berisha die Nerven. Mann des Abends war der überragende Minsk-Torhüter Aleksandr Gutor. Salzburg half auch eine Bilanz von 12:1 Torschüssen nichts.

Die Bullen konnten endlich wieder auf ihren Stürmerstar Soriano zurückgreifen. Der Kapitän stand nach überstandener Waden- und zuletzt Oberschenkelverletzung erstmals seit dem Ligaauftakt vor mehr als einem Monat in Mattersburg in der Startformation. Auch Abwehrchef Martin Hinteregger meldete sich nach seinen Bauchmuskelproblemen fit, verdrängte den bisher unsicheren Neuzugang Paulo Miranda auf die Ersatzbank.

Auf den Flügeln wirbelten Yordy Reyna und Minamino. Die Salzburger diktierten das Geschehen vor 7.849 Zuschauern, darunter auch Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, von Beginn an. Einen ersten Versuch von Minamino parierte Gutor noch im Nachfassen (6.), fünf Minuten später war er aber vom Japaner geschlagen. Minamino schloss nach Corner von Benno Schmitz und Kopfballvorlage von Hinteregger mit links ab (11.).

Die Weißrussen hatten es Gutor zu verdanken, dass sie so lange im Spiel waren. Der Schlussmann tippte einen Schmitz-Schuss von der Strafraumgrenze über das Tor (13.), dann reagierte er bei zwei Kopfbällen von Hinteregger glänzend (39., 45.+1). Auch bei einem Freistoß von Soriano (42.) und einem abgefälschten Schuss von Valon Berisha (52.) war Gutor auf dem Posten.

Soriano schoss kurz nach Seitenwechsel aus guter Position über das Tor (46.). Wenig später machte es der 29-Jährige aber besser, versenkte den Ball nach Pass von Minamino und einem Haken zur Mitte gefühlvoll im langen Eck. Mit dem ausgeglichenen Gesamtscore ließ allerdings auch die Schlagzahl der Salzburger ein wenig nach. Zwei weitere Tore von Soriano wurden wegen Abseits nicht anerkannt – das erste nach einem Querpass von Ulmer zu Recht (81.), das zweite in der Verlängerung nach Eckball und Kopfball-Vorlage von Stefan Lainer zu Unrecht (98.).

Salzburg-Torhüter Alexander Walke wurde erst in der 109. Minute erstmals geprüft, reagierte gegen Hinspiel-Torschütze Nenad Adamovic aber glänzend. Im Elfmeterschießen konnte der Deutsche nicht mehr entscheidend eingreifen. Der Versuch von Dinamos Wladimir Korytko landete an der Stange, ehe Salzburgs Youngsters nacheinander die Nerven versagten. Einzig Hinteregger und Soriano trafen für Salzburg.

Es war Salzburgs erstes Elfmeterschießen im Europacup seit dem legendären Finaleinzug des Vorgängerclubs Austria Salzburg im UEFA-Cup 1994 gegen Eintracht Frankfurt. Damals hatten sich die Violett-Weißen durchgesetzt, diesmal mussten die Roten Bullen die Segel streichen. Zuletzt hatten die Salzburger im Jahr 2012 nach der Blamage gegen Düdelingen den Einzug in eine europäische Gruppenphase verpasst.

Die Stimmen:

Peter Zeidler (Salzburg-Trainer): „Wenn man das Spiel sieht und so eine Fehlentscheidung gefällt wird, dann kann man nicht von bitter reden, sondern da braucht man ein anderes Adjektiv. Wir hätten es heute verdient gehabt. Die Spieler sind über die Grenzen gegangen. Wir werden bei jeder Analyse dieses Spiels auf diese Szene (das fälschlicherweise wegen Abseits nicht gegebene Tor von Soriano zum 3:0, Anm.) zurückkommen. So eine klare Sache darf nicht passieren. Wir werden jetzt trotzdem unseren Weg konsequent weitergehen. Wir werden versuchen, in der österreichischen Liga schnell nach oben zu kommen, um bald wieder in Europa teilnehmen zu können.“

Alexander Walke (Salzburg-Torhüter): „Das ist natürlich eine Sache, die wir vermeiden wollten, dass wir international ausscheiden. Damit müssen wir jetzt lernen umzugehen. Elfmeterschießen ist ja fast wie eine Lotterie. Es hat eigentlich gut für uns angefangenen mit dem verschossenen Elfmeter von ihnen, doch dann hält ihr Tormann drei – so ist Fußball. Jetzt gilt es sich auf den Cup und die Meisterschaft zu konzentrieren.“

Stefan Lainer (Salzburg-Außenverteidiger): „Das ist extrem bitter, wir sind sehr enttäuscht. Das ist sehr traurig für uns alle, eigentlich unvorstellbar, ich kann es noch gar nicht glauben. Elfmeterschießen ist ein bisschen eine Glückssache, aber es hätte nicht so weit kommen müssen, das ist ärgerlich. Wir hätten den Sack schon früher zumachen können. Das Ausscheiden ist für den ganzen Verein sehr ärgerlich.“

Vuk Rasovic (Minsk-Trainer): „Ich muss mich bei meiner Mannschaft bedanken, die bis zum Schluss hart gekämpft hat. Der psychologische Vorteil war nach dem schnellen Tor natürlich bei Salzburg. Sie haben sehr aggressiv und schnell nach vorne gespielt. Red Bull hat sich überragend gezeigt. Es hat ihnen nur sehr wenig gefehlt. Für uns war es kein einfacher Weg in die Gruppenphase. Ich freue mich aber für meine jungen Spieler, dass sie sich jetzt in Europa präsentieren können.“ Zu Torhüter Aleksandr Gutor: „Er hat sich extrem gut auf das Elfmeterschießen vorbereitet und hat jeden Salzburger Spieler analysiert.“

Das Elferschießen (Salzburg begann):

Hinteregger trifft – 1:0
Beqiraj trifft – 1:1
Soriano trifft – 2:1
Korytko scheitert an der Stange – weiter 2:1
Minamino scheitert an Gutor – weiter 2:1
Begunow trifft – 2:2
Atanga scheitert an Gutor – weiter 2:2
Politewitsch trifft – 2:3
Berisha scheitert an Gutor – Minsk gewinnt das Elferschießen 3:2

Bild: GEPA

Weitere Beiträge: